Afghanistan:

Afghanistan – es geht ums Heroin, Dummkopf

Von Published On: 18. Juli 2017Kategorien: Allgemein

Mindestens 13 Zivilpersonen wurden zum „Kollateralschaden“. Natürlich, das Pentagon „äußert sich bei Anti-Terror-Einsätzen nicht zu Einzelheiten“, jedoch würden derzeit „alle mit dem Angriff zusammenhängenden Unterlagen geprüft“.

 

Es wird wohl nichts dabei herauskommen – nur die Zahl der getöteten Zivilisten wird zur pausenlos steigenden Zahl der Todesopfer von Operation Enduring Freedom (Forever) hinzuaddiert.

 

Jemand, der tatsächlich seine Freiheit in all ihrer Pracht zu ertragen hat [engl. to endure one‘s freedom – seine Freiheit ertragen, Anm. d. Red.] ist der ehemalige Warlord und „Schlächter von Kabul“ Gulbuddin Hekmatyar, Anführer der [islamistischen Gruppierung, Anm.d.Red.] Hezb-i-Islami.

 

Die afghanische Zivilbevölkerung zu bombardieren, darauf hat das Pentagon kein Monopol. Auch Hekmatyar fand daran in den 1990er-Jahren Gefallen – und betrieb außerdem ein geheimes Foltergefängnis im benachbarten Pakistan.

 

In Kabul unter dem Taliban-Regime der späten 1990er-Jahre habe ich während des Bürgerkriegs mit vielen Einwohnern gesprochen, die mit dem tadschikischen Kommandanten und „Löwen des Pandschir“ Ahmed Schah Massud verbündet waren – zwei Tage vor 9/11 wurde ein tödliches Attentat auf ihn verübt – sie schilderten mir, wie damals Hekmatyars Truppen erbarmungslos Wohngegenden beschossen.

 

Seit Hekmatyar 1997 untergetaucht ist sind nun fast zwei Jahrzehnte vergangen. Noch ist er nicht nach Kabul zurückgekehrt. In der afghanischen Provinz Kunar habe ich 2002 versucht, seine Spur zu verfolgen – sowie die von Osama bin Laden – gemeinsam mit meinem „Fixer“ [syn. Stringer, arbeiten z.B. als Fahrer, Übersetzer und Ortskundige für Auslandsreporter. Anm.d.Red.] aus Peshāwar trafen wir immer wieder US-Marines, die uns um Informationen baten. Nachdem Osama verschwand, kam Hekmatyar schnell auf Platz eins der Liste der Personen in Afghanistan, die Bush Junior „tot oder lebendig“ haben wollte, er wurde von Washington als „internationaler Terrorist“ gebrandmarkt und 2003 auf die schwarze Liste der UN gesetzt.

 

Nach seiner Amnestie durch die Regierung von Präsident Aschraf Ghani ist er darauf aus, mehr und mehr an politischer Macht zu gewinnen. Seine Truppe, die Hezb-i-Islami ist seit Jahren eine erlahmte militärische Kraft. Politisch gesehen ist das anders. Der Deal ermöglicht Hezb-Kämpfern nun, sich für bestimmte Ämter zur Wahl zu stellen.

 

Er war eine harte Nuss. Hekmatyar hat sich stets geweigert, irgendein Abkommen zu unterzeichnen solange US- oder Nato-Truppen als de-facto-Besatzer in Afghanistan waren. Obwohl Hezb und die USA/Nato verschiedener Meinung sind, konnten sie sich auf ein endgültiges Abkommen einigen – so lange Hekmatyar aufhört, den Terrorismus zu unterstützen – und Ghanis Leute müssen den Papierkram erledigen, damit Hezb-i-Islami von der UN Sanktionsliste gegen den Terrorismus gestrichen wird.

 

Ob es die Taliban einschüchtern wird, wenn man die Hezb an der instabilen Kabuler Regierung beteiligt, bleibt fraglich.

 

In Wirklichkeit Ratten­linie der CIA

Afghanistan bleibt praktisch gesehen ein von Fremden besetztes Land. In dieser Hinsicht scheint Hekmatyars Logik die der Taliban widerzuspiegeln – wenn auch Mullah Omars Nachfolger ein Platz an Kabuls Tisch der Mächtigen verwehrt wird.

 

Ein westlicher Geheimagent mit Kenntnis darüber, wie Afghanistan auf höchster Ebene in Washington abgewickelt wurde, stellt es so dar:

 

„Osama bin Laden hat als Aktivposten der CIA versagt, er war nur Vorwand, um Afghanistan zu erobern, um den Heroinhandel wiederzubeleben – ein Billionengeschäft. Mullah Omar war unser Verbündeter gegen die Sowjets und ein höchst ehrenwerter Mensch, der, nach der Machtübernahme der Taliban den gesamten Opiumanbau in Afghanistan stoppte, da diese die über 300.000 Herointoten pro Jahr für unmoralisch hielten. Wir sind auf ihn losgegangen und haben ihn verraten. Osama war Mullah Omars Gast und er verlangte lediglich einen Beweis für Osamas Verwicklung in 9/11. Da es keinen gab, da er nicht darin verwickelt war, konnte auch keiner erbracht werden. Bush Junior machte sich im Fernsehen darüber lustig, wie man nur daran denken könne, er sei dem Bauernsohn Mullah Omar einen Beweis schuldig.“

 

Noch pikanter wird es, als der Agent ausführt, was Wenige sich bisher getraut haben laut zu sagen; die wahren Absichten der CIA in Afghanistan:

 

„Die CIA verwendete die Heroin-Erlöse für externe Operationen und diese Einnahmen versiegten, als die Taliban an die Macht kamen. Auf diese Weise hatten sie immer den US-Kongress umgehen können. Des Heroins wegen sind wir immer noch dort. Der Terrorismus wird mit der Operation Gladios eingefädelt, da man ihn zur Rechtfertigung dieser Interventionen brauchte. Die meisten westlichen Geheimdienste sind in diesen Handel verwickelt. 93 % des weltweit gehandelten Heroins stammt aus Afghanistan. Nach dem Einmarsch der US-Armee wurde der Opiumanbau sofort wiederaufgenommen. Die Militärkonvois, die von den pakistanischen Häfen nach Afghanistan rollten, brachten als Rückfracht das Heroin für den Weltmarkt. Die Taliban und Osama hatten rein gar nichts mit 9/11 zu tun.“ Hekmatyar war nie in den Heroinhandel verwickelt.

 

Das Kabul von heute wird weiterhin von den großen Bevölkerungsmittelpunkten und grob 70 % des Landes kontrolliert. Der Rest ist „Talibanistan“. Kabul wird den Krieg nie gewinnen. Nach den Angaben von General Joseph Dunford, Vorsitzender des Joint Chiefs of Staff [ein beratendes Gremium des US-Verteidigungsministeriums, Anm.d.Red.], haben das Pentagon und seine Verbündeten 14.000 Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan stationiert. Das US-Kontingent von 9.800 wird Ende 2016 auf 8.400 reduziert. Jeder erinnert sich daran, als die Nato 2014 „die Kontrolle abgab“ – als wäre sie schmachvoll von den Taliban besiegt worden. Jene verbleibenden US-Bodentruppen unterstützen die afghanische Armee, wie es beschönigend heißt, bei der „Ausbildung“ und „aus der Luft“. Dabei werden auch sie durch einen ganzen Haufen privater Sicherheitsfirmen unterstützt. Und parallel hierzu, ganz im Verborgenen, bringen Lieferanten weiterhin CIA-Heroin in den Westen.

 

Das Duo USA und Nato hat jüngst seine Unterstützung zugesagt, „afghanische Sicherheitskräfte für die nächsten drei Jahre mit etwa einer Milliarde US-Dollar jährlich zur finanzieren“. Wenigen wird bewusst sein, dass dies ein heftiger zusätzlicher Anreiz ist, CIA-gesteuerte Heroinhändler mit ihrer Ware kreuz und quer durch die EU zu schicken.

 

Dieser Text wurde zuerst am 29.09.2016 auf strategic-culture.org unter der URL <https://www.strategic-culture.org/news/2016/09/29/afghanistan-it-heroin-stupid.html> veröffentlicht. Lizenz: Strategic Culture

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Afghanistan – es geht ums Heroin, Dummkopf

Von Published On: 18. Juli 2017Kategorien: Allgemein

Mindestens 13 Zivilpersonen wurden zum „Kollateralschaden“. Natürlich, das Pentagon „äußert sich bei Anti-Terror-Einsätzen nicht zu Einzelheiten“, jedoch würden derzeit „alle mit dem Angriff zusammenhängenden Unterlagen geprüft“.

 

Es wird wohl nichts dabei herauskommen – nur die Zahl der getöteten Zivilisten wird zur pausenlos steigenden Zahl der Todesopfer von Operation Enduring Freedom (Forever) hinzuaddiert.

 

Jemand, der tatsächlich seine Freiheit in all ihrer Pracht zu ertragen hat [engl. to endure one‘s freedom – seine Freiheit ertragen, Anm. d. Red.] ist der ehemalige Warlord und „Schlächter von Kabul“ Gulbuddin Hekmatyar, Anführer der [islamistischen Gruppierung, Anm.d.Red.] Hezb-i-Islami.

 

Die afghanische Zivilbevölkerung zu bombardieren, darauf hat das Pentagon kein Monopol. Auch Hekmatyar fand daran in den 1990er-Jahren Gefallen – und betrieb außerdem ein geheimes Foltergefängnis im benachbarten Pakistan.

 

In Kabul unter dem Taliban-Regime der späten 1990er-Jahre habe ich während des Bürgerkriegs mit vielen Einwohnern gesprochen, die mit dem tadschikischen Kommandanten und „Löwen des Pandschir“ Ahmed Schah Massud verbündet waren – zwei Tage vor 9/11 wurde ein tödliches Attentat auf ihn verübt – sie schilderten mir, wie damals Hekmatyars Truppen erbarmungslos Wohngegenden beschossen.

 

Seit Hekmatyar 1997 untergetaucht ist sind nun fast zwei Jahrzehnte vergangen. Noch ist er nicht nach Kabul zurückgekehrt. In der afghanischen Provinz Kunar habe ich 2002 versucht, seine Spur zu verfolgen – sowie die von Osama bin Laden – gemeinsam mit meinem „Fixer“ [syn. Stringer, arbeiten z.B. als Fahrer, Übersetzer und Ortskundige für Auslandsreporter. Anm.d.Red.] aus Peshāwar trafen wir immer wieder US-Marines, die uns um Informationen baten. Nachdem Osama verschwand, kam Hekmatyar schnell auf Platz eins der Liste der Personen in Afghanistan, die Bush Junior „tot oder lebendig“ haben wollte, er wurde von Washington als „internationaler Terrorist“ gebrandmarkt und 2003 auf die schwarze Liste der UN gesetzt.

 

Nach seiner Amnestie durch die Regierung von Präsident Aschraf Ghani ist er darauf aus, mehr und mehr an politischer Macht zu gewinnen. Seine Truppe, die Hezb-i-Islami ist seit Jahren eine erlahmte militärische Kraft. Politisch gesehen ist das anders. Der Deal ermöglicht Hezb-Kämpfern nun, sich für bestimmte Ämter zur Wahl zu stellen.

 

Er war eine harte Nuss. Hekmatyar hat sich stets geweigert, irgendein Abkommen zu unterzeichnen solange US- oder Nato-Truppen als de-facto-Besatzer in Afghanistan waren. Obwohl Hezb und die USA/Nato verschiedener Meinung sind, konnten sie sich auf ein endgültiges Abkommen einigen – so lange Hekmatyar aufhört, den Terrorismus zu unterstützen – und Ghanis Leute müssen den Papierkram erledigen, damit Hezb-i-Islami von der UN Sanktionsliste gegen den Terrorismus gestrichen wird.

 

Ob es die Taliban einschüchtern wird, wenn man die Hezb an der instabilen Kabuler Regierung beteiligt, bleibt fraglich.

 

In Wirklichkeit Ratten­linie der CIA

Afghanistan bleibt praktisch gesehen ein von Fremden besetztes Land. In dieser Hinsicht scheint Hekmatyars Logik die der Taliban widerzuspiegeln – wenn auch Mullah Omars Nachfolger ein Platz an Kabuls Tisch der Mächtigen verwehrt wird.

 

Ein westlicher Geheimagent mit Kenntnis darüber, wie Afghanistan auf höchster Ebene in Washington abgewickelt wurde, stellt es so dar:

 

„Osama bin Laden hat als Aktivposten der CIA versagt, er war nur Vorwand, um Afghanistan zu erobern, um den Heroinhandel wiederzubeleben – ein Billionengeschäft. Mullah Omar war unser Verbündeter gegen die Sowjets und ein höchst ehrenwerter Mensch, der, nach der Machtübernahme der Taliban den gesamten Opiumanbau in Afghanistan stoppte, da diese die über 300.000 Herointoten pro Jahr für unmoralisch hielten. Wir sind auf ihn losgegangen und haben ihn verraten. Osama war Mullah Omars Gast und er verlangte lediglich einen Beweis für Osamas Verwicklung in 9/11. Da es keinen gab, da er nicht darin verwickelt war, konnte auch keiner erbracht werden. Bush Junior machte sich im Fernsehen darüber lustig, wie man nur daran denken könne, er sei dem Bauernsohn Mullah Omar einen Beweis schuldig.“

 

Noch pikanter wird es, als der Agent ausführt, was Wenige sich bisher getraut haben laut zu sagen; die wahren Absichten der CIA in Afghanistan:

 

„Die CIA verwendete die Heroin-Erlöse für externe Operationen und diese Einnahmen versiegten, als die Taliban an die Macht kamen. Auf diese Weise hatten sie immer den US-Kongress umgehen können. Des Heroins wegen sind wir immer noch dort. Der Terrorismus wird mit der Operation Gladios eingefädelt, da man ihn zur Rechtfertigung dieser Interventionen brauchte. Die meisten westlichen Geheimdienste sind in diesen Handel verwickelt. 93 % des weltweit gehandelten Heroins stammt aus Afghanistan. Nach dem Einmarsch der US-Armee wurde der Opiumanbau sofort wiederaufgenommen. Die Militärkonvois, die von den pakistanischen Häfen nach Afghanistan rollten, brachten als Rückfracht das Heroin für den Weltmarkt. Die Taliban und Osama hatten rein gar nichts mit 9/11 zu tun.“ Hekmatyar war nie in den Heroinhandel verwickelt.

 

Das Kabul von heute wird weiterhin von den großen Bevölkerungsmittelpunkten und grob 70 % des Landes kontrolliert. Der Rest ist „Talibanistan“. Kabul wird den Krieg nie gewinnen. Nach den Angaben von General Joseph Dunford, Vorsitzender des Joint Chiefs of Staff [ein beratendes Gremium des US-Verteidigungsministeriums, Anm.d.Red.], haben das Pentagon und seine Verbündeten 14.000 Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan stationiert. Das US-Kontingent von 9.800 wird Ende 2016 auf 8.400 reduziert. Jeder erinnert sich daran, als die Nato 2014 „die Kontrolle abgab“ – als wäre sie schmachvoll von den Taliban besiegt worden. Jene verbleibenden US-Bodentruppen unterstützen die afghanische Armee, wie es beschönigend heißt, bei der „Ausbildung“ und „aus der Luft“. Dabei werden auch sie durch einen ganzen Haufen privater Sicherheitsfirmen unterstützt. Und parallel hierzu, ganz im Verborgenen, bringen Lieferanten weiterhin CIA-Heroin in den Westen.

 

Das Duo USA und Nato hat jüngst seine Unterstützung zugesagt, „afghanische Sicherheitskräfte für die nächsten drei Jahre mit etwa einer Milliarde US-Dollar jährlich zur finanzieren“. Wenigen wird bewusst sein, dass dies ein heftiger zusätzlicher Anreiz ist, CIA-gesteuerte Heroinhändler mit ihrer Ware kreuz und quer durch die EU zu schicken.

 

Dieser Text wurde zuerst am 29.09.2016 auf strategic-culture.org unter der URL <https://www.strategic-culture.org/news/2016/09/29/afghanistan-it-heroin-stupid.html> veröffentlicht. Lizenz: Strategic Culture