Neubetrachtung von Russiagate im Lichte des Ukrainekrieges

Kaum zu glauben aber wahr: der letzte US Präsident Donald Trump hat seine Amtszeit damit verbracht hat, die Ukraine mit Waffen zu fluten, Abrüstungsverträge mit Russland zu schreddern und die Eskalation des Kalten Krieges gegen Moskau weiter anzuheizen – was dazu beigetragen hat, uns in genau die außerordentlich gefährliche Situation zu führen, in der wir uns jetzt befinden [1]. Dennoch haben die Mainstream-Linksliberalen während der gesamten Amtszeit von Trump behauptet, er sei eine Marionette des Kremls.

Von Published On: 19. April 2022Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 28.03.2022 auf https://www.caitlinjohnstone.com unter der URL <https://caitlinjohnstone.com/2022/03/28/re-visiting-russiagate-in-light-of-the-ukraine-war/> veröffentlicht. Lizenz: Caitlin Johnstone, CC BY-NC-ND 4.0

Vladimir Putin und Donald Trump. (Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC BY 4.0)

In vielen anti-imperialistischen Kommentaren wird zu Recht kritisiert, dass die Obama-Regierung mit ihrer Rolle beim Staatsstreich von 2014 und ihrer Unterstützung für Kiews Krieg gegen die Separatisten im Donbass den Weg zu diesem Konflikt in der Ukraine geebnet hat [2]. Aber was bei all dem untergeht – vor allem, weil die Trump-Anhänger ihre Zahlenmäßige Stärke im Mainstream nutzten, um die Kritik an der Rolle der Obama- und Biden-Administration in diesem Schlamassel lautstark zu verstärken – ist das, was zwischen diesen beiden Präsidentschaften passiert ist. Und das war eben genauso entscheidend, uns an den jetzigen Punkt zu bringen.

Obwohl es aus der links-liberalen Mainstream-Geschichtsschreibung gestrichen wurde, war es tatsächlich die Trump-Regierung, die mit ihrer Politik die Bewaffnung der Ukraine überhaupt erst auf den Weg brachte. Obama hatte sich den nachdrücklichen Forderungen der Neocons und den linksliberalen Falken noch verweigert, weil er befürchtete, dass dies einen Angriff Russlands provozieren würde.

In einem Artikel aus dem Jahr 2015 mit dem Titel „Defying Obama, Many in Congress Press to Arm Ukraine“ (Viele im Kongress widersetzen sich Obama und drängen darauf, die Ukraine zu bewaffnen, Anm. d. Red.) berichtete die New York Times, dass „die Obama-Regierung sich bisher geweigert hat, tödliche Hilfe zu leisten, weil sie befürchtet, dass dies das Blutvergießen nur eskalieren und dem russischen Präsidenten Wladimir V. Putin einen Vorwand für weitere Übergriffe liefern würde“ [3].

(Bild: Max Blumenthal via Twitter: https://twitter.com/MaxBlumenthal/status/950455017558937600)

Erst während der Präsidentschaft von Trump begannen diese Waffen in die Ukraine zu strömen [4]. Und Überraschung, jetzt haben wir es auf einmal mit genau diesen „weiteren Übergriffen“ zu tun. Dieser Wandel ist entweder darauf zurückzuführen, dass Trump ein bereitwilliger Teilnehmer an der Agenda zur Verstärkung der Aggressionen gegen Moskau war. Oder dass er politisch unter Druck gesetzt wurde, bei dieser geheimen Agenda mitzuspielen, die ihren Ursprung auf jeder Stufe des US-Geheimdienstkartells hat. Oder durch eine Kombination aus beidem.

Bei all den weltbewegenden Nachrichten, die wir in letzter Zeit gehört haben, kann man ganz leicht vergessen, dass eben das Narrativ – der Kreml habe die höchsten Ebenen der US-Regierung infiltriert – jahrelang die Berichterstattung und den politischen Diskurs beherrschte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich die heutigen Schlagzeilen um genau diese ausländische Regierung drehen, lohnt es sich wahrscheinlich, diesen Fall noch einmal zu überdenken.

Das Wichtigste, was man über das Trump-Russland-Narrativ verstehen muss: es ging von westlichen Geheimdiensten aus, es wurde von westlichen Geheimdiensten unterstützt und am Ende führte es zu einer Eskalation des Kalten Krieges gegen eine Regierung, die seit langem im Visier dieser westlichen Geheimdienste steht.

Es war das US-Geheimdienstkartell [5], das die immer noch völlig unbewiesene [6] und hanebüchene Behauptung aufstellte, Russland habe sich in die Wahl 2016 eingemischt, um Trump zu begünstigen [7]. Es war ein „ehemaliger“ MI6-Agent, der das berüchtigte und völlig diskreditierte Steele-Dossier [8] erstellte, das die Behauptung in die Welt setzte, Trump habe mit dem Kreml konspiriert, um die Wahl 2016 zu stehlen [9]. Es war das FBI, das die Trump-Kampagne ausspionierte und behauptete, es untersuche mögliche Verbindungen zu Russland [10]. Es war das Kartell der US-Geheimdienste, das die Behauptung aufstellte, Russland bezahle mit den Taliban verbundene Kämpfer, um verbündete Besatzer in Afghanistan zu töten – und diese Behauptung später zurücknahm [11]. Was aber von den Demokraten genutzt wurde, um von Trump eine weitere Eskalation gegen Putin zu fordern [12]. Es war sogar ein CIA-Offizier [13], der zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, der das fadenscheinige Amtsenthebungs-Narrativ [14] in die Welt setzte, dass Trump die Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesetzt habe.

Auf Schritt und Tritt wurden die Massenmedien mit Berichten von Geheimdienstmitarbeitern und gewählten Vertretern gefüttert. Sie gaben Informationen über mögliche Hinweise auf eine Verschwörung zwischen Trumps Kreisen und der russischen Regierung weiter, die ihnen von Mitarbeitern des Geheimdienstes mitgeteilt worden seien. Und verloren dann oft auf höchst demütigende Weise ihr Gesicht, als sie durch nachfolgende Enthüllungen entlarvt wurden [15]. Tag für Tag tauchte ein neuer „Sensations“-Bericht in den Medien auf, der irgendeinen obskuren Untergebenen von Trump mit einem russischen Oligarchen in Verbindung brachte. Und das Blatt, das ihn veröffentlichte, wurde mit Millionen von Klicks belohnt. Nur um sich innerhalb weniger Tage in eine flache, mit Nichts belegte Pizza zu verwandeln.

Tag für Tag wurden von Mainstream-Linksliberalen große Enthüllungen versprochen, die dazu führen würden, dass die gesamte Familie Trump in Ketten aus dem Weißen Haus geschleppt würde. Und Tag für Tag wurden diese Versprechen nicht eingelöst. Was aber in dieser Zeit geschah, war ein Berg von Kalter Kriegs Eskalationen der USA gegen Moskau [16] – eine sehr gute Illustration des immensen Unterschieds zwischen Fakten und Fiktion [17].

Trump-Anhänger glauben gerne, dass der „Tiefe Staat“ versucht habe, ihren Präsidenten abzusetzen, weil er ein so mutiger populistischer Kämpfer war, der eine Volksrevolution gegen ihre satanischen globalistischen Pläne anführte. Und gewiss gab es in ihren Reihen einige einzelne Schafsköpfe, die ihn auch gerne losgeworden wären. Aber in Wirklichkeit hatten die Hauptentscheidungsträger des US-Geheimdienstkartells nie die Absicht, Trump aus dem Amt zu entfernen. Sie hätten aus ihren eigenen Geheimdienstinformationen gewusst, dass die Mueller-Untersuchung keine Beweise für eine Verschwörung mit der russischen Regierung zutage fördern würde [18]. Und sie hätten gewusst, dass ein Amtsenthebungsverfahren ihn nicht beseitigen würde, weil sie wissen, wie man Senatssitze zählt.

(Bild: Consortium News via Twitter: https://twitter.com/Consortiumnews/status/1508218495456010245)

Bei Russiagate ging es nie darum, Trump zu entmachten. Es ging darum sicherzustellen, dass Trump bei ihren Plänen für einen Regime-change in Moskau mitspielt. Und es ging darum, die Zustimmung des Mainstreams zu den Eskalationen herzustellen, die wir heute erleben.

Und jetzt haben wir den Salat. Joe Lauria hat einen ausgezeichneten neuen Artikel für Consortium News mit dem Titel „Biden Confirms Why the US Needed This War“ [19] veröffentlicht – in dem er die Beweise dafür darlegt, dass die Invasion in der Ukraine absichtlich provoziert wurde, um die seit langem bestehende Agenda umzusetzen, Putin zu stürzen und „letztendlich wieder eine Jelzin-ähnliche Marionette in Moskau zu installieren“. Die USA hätten diesen Krieg mit ein wenig Diplomatie und ein paar kostengünstigen Zugeständnissen leicht verhindern können. Stattdessen entschieden sie sich dafür, diesen Krieg zu provozieren. Er konnte in Folge dazu benutzt werden, einen internationalen Konsens für beispiellose Akte wirtschaftlicher Kriegsführung gegen Russland herzustellen. Mit dem Ziel, einen Regime-change zu erreichen.

Lauria schreibt:

„Die USA haben ihren Krieg in der Ukraine bekommen. Ohne ihn könnte Washington nicht versuchen, Russlands Wirtschaft zu zerstören, eine weltweite Verurteilung zu inszenieren und einen Aufstand anzuführen, der Russland ausbluten lassen soll – alles im Rahmen eines Versuchs, seine Regierung zu stürzen. Joe Biden hat nun keinen Zweifel mehr daran gelassen, dass dies wahr ist. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat bestätigt, was Consortium News und andere seit den Anfängen von Russiagate im Jahr 2016 berichtet haben. Nämlich, dass es das ultimative Ziel der USA ist, die Regierung von Wladimir Putin zu stürzen. ‚Um Gottes willen, dieser Mann darf nicht an der Macht bleiben‘, sagte Biden am Samstag im Königsschloss in Warschau.“

Das alles wurde Jahre im Voraus geplant. Lange vor Bidens und auch lange vor Trumps Präsidentschaft. Es ist kein Zufall, dass wir im Vorfeld dieser massiven Konfrontation mit genau dieser Regierung jahrelang mit Anti-Russland-Propaganda bombardiert wurden. Es gibt keinen einzigen Zusammenhang zwischen der diskreditierten Behauptung, Trump sei ein geheimer Kreml-Agent, und Putins Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren. Und doch geht die vom Mainstream durch Trumps Behauptung erzeugte Anti-Russland-Hysterie nahtlos in die Mainstream-Opposition gegen Putins Entscheidung über.

Das liegt daran, dass dies alles lange im Voraus geplant war. Wir sind jetzt an genau diesem Punkt, weil uns das US-Imperium absichtlich dorthin gebracht hat.

Quellen:

[1] Caitlin’s Newsletter, Caitlin Johnstone, „Being This Close To Nuclear War Should Change How We See Things“, am 24.03.2022, <https://caitlinjohnstone.substack.com/p/being-this-close-to-nuclear-war-should?s=w>
[2] Aaron Maté, „By using Ukraine to fight Russia, the US provoked Putin’s war“, am 05.03.2022, <https://mate.substack.com/p/by-using-ukraine-to-fight-russia?s=r>
[3] The New York Times, Jennifer Steinhauer und David M. Herszenhorn, „Defying Obama, Many in Congress Press to Arm Ukraine“, am 11.06.2015, <https://archive.ph/y7NK2>
[4] TruthDig, Max Blumenthal, „How ‘Russiagate’ Helped Secure a Dangerous Arms Deal“, am 06.01.2018, <https://www.truthdig.com/articles/russiagate-helped-secure-dangerous-arms-deal/>
[5] The Intercept, Sam Biddle, „HERE’S THE PUBLIC EVIDENCE RUSSIA HACKED THE DNC – IT’S NOT ENOUGH“, am 14.12.2016, <https://archive.ph/dzbUt>
[6] RealClear Investigations, Aaron Maté, „Hidden Over 2 Years: Dem Cyber-Firm’s Sworn Testimony It Had No Proof of Russian Hack of DNC“, am 13.05.2020, <https://www.realclearinvestigations.com/articles/2020/05/13/hidden_over_2_years_dem_cyber-firms_sworn_testimony_it_had_no_proof_of_russian_hack_of_dnc_123596.html>
[7] RealClear Investigations, Aaron Maté, „CrowdStrikeOut: Mueller’s Own Report Undercuts Its Core Russia-Meddling Claims“, am 13.05.2020, <https://www.realclearinvestigations.com/articles/2019/07/05/crowdstrikeout_muellers_own_report_undercuts_its_core_russia-meddling_claims.html>
[8] Wikipedia, „Steele Dossier“, <https://en.wikipedia.org/wiki/Steele_dossier>
[9] RealClear Politics, Tim Hains, „Greenwald: Media Now Trying To Claim Four Years Of Russiagate And Mueller Weren’t Based On “Demented” Steele Dossier“, am 09.11.2021, <https://www.realclearpolitics.com/video/2021/11/09/glenn_greenwald_media_is_now_trying_to_claim_four_years_of_russiagate_and_mueller_werent_based_on_demented_steele_dossier.html>
[10] NBC News, Bill Rivers, „FBI abuses in domestic surveillance of the Trump campaign eerily echo Red Scare raids“, am 10.01.2020, <https://www.nbcnews.com/think/opinion/fbi-abuses-domestic-surveillance-trump-campaign-eerily-echo-red-scare-ncna1113696>
[11] The Daily Beast, Adam Rawnsley, Spencer Ackerman und Asawin Suebsaeng, „It was a huge election-time story that prompted cries of treason. But according to a newly disclosed assessment, Donald Trump might have been right to call it a “hoax.”“, am 15.04.2021, <https://www.thedailybeast.com/us-intel-walks-back-claim-russians-put-bounties-on-american-troops>
[12] CaitlinJohnstone.com, „Democrats Ignore US Military’s Refutation Of ‘Russian Bounties’ Story”, am 15.09.2020, <https://caitlinjohnstone.com/2020/09/15/democrats-ignore-us-militarys-refutation-of-russian-bounties-story/>
[13] CNBC, Kevin Breuninger, „Trump-Ukraine whistleblower is a CIA employee who was detailed to the White House“, am 27.09.2019, <https://www.cnbc.com/2019/09/27/trump-ukraine-whistleblower-is-cia-employee-worked-at-white-house.html>
[14] The Nation, Aaron Maté, „The Ukraine Scandal Might Be a Bad Gambit for Democrats“, am 01.10.2019, <https://archive.ph/ZzpvJ#selection-1915.416-1927.194>
[15] The Intercept, Glenn Greenwald, „Beyond BuzzFeed: The 10 Worst, Most Embarrassing U.S. Media Failures on the Trump-Russia Story“, am 20.01.2019, <https://theintercept.com/2019/01/20/beyond-buzzfeed-the-10-worst-most-embarrassing-u-s-media-failures-on-the-trumprussia-story/>
[16] Medium.com, Caitlin Johnstone, „25 Times Trump Has Been Dangerously Hawkish On Russia“, am 18.11.2019, <https://caityjohnstone.medium.com/25-times-trump-has-been-dangerously-hawkish-on-russia-ada915b07f97>
[17] CaitlinJohnstone.com, „Dissidents Must Understand The Difference Between Fact And Narrative“, am 04.02.2019, <https://caitlinjohnstone.com/2019/02/04/dissidents-must-understand-the-difference-between-fact-and-narrative/>
[18] The Intercept, Glenn Greenwald, „Robert Mueller Did Not Merely Reject the Trump-Russia Conspiracy Theories. He Obliterated Them.“, am 18.04.2019, <https://theintercept.com/2019/04/18/robert-mueller-did-not-merely-reject-the-trumprussia-conspiracy-theories-he-obliterated-them/>
[19] Consortium News, Joe Lauria, „Biden Confirms Why the US Needed This War“, am 27.03.2022, <https://consortiumnews.com/2022/03/27/can-russia-escape-the-us-trap/>

Neubetrachtung von Russiagate im Lichte des Ukrainekrieges

Kaum zu glauben aber wahr: der letzte US Präsident Donald Trump hat seine Amtszeit damit verbracht hat, die Ukraine mit Waffen zu fluten, Abrüstungsverträge mit Russland zu schreddern und die Eskalation des Kalten Krieges gegen Moskau weiter anzuheizen – was dazu beigetragen hat, uns in genau die außerordentlich gefährliche Situation zu führen, in der wir uns jetzt befinden [1]. Dennoch haben die Mainstream-Linksliberalen während der gesamten Amtszeit von Trump behauptet, er sei eine Marionette des Kremls.

Von Published On: 19. April 2022Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 28.03.2022 auf https://www.caitlinjohnstone.com unter der URL <https://caitlinjohnstone.com/2022/03/28/re-visiting-russiagate-in-light-of-the-ukraine-war/> veröffentlicht. Lizenz: Caitlin Johnstone, CC BY-NC-ND 4.0

Vladimir Putin und Donald Trump. (Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC BY 4.0)

In vielen anti-imperialistischen Kommentaren wird zu Recht kritisiert, dass die Obama-Regierung mit ihrer Rolle beim Staatsstreich von 2014 und ihrer Unterstützung für Kiews Krieg gegen die Separatisten im Donbass den Weg zu diesem Konflikt in der Ukraine geebnet hat [2]. Aber was bei all dem untergeht – vor allem, weil die Trump-Anhänger ihre Zahlenmäßige Stärke im Mainstream nutzten, um die Kritik an der Rolle der Obama- und Biden-Administration in diesem Schlamassel lautstark zu verstärken – ist das, was zwischen diesen beiden Präsidentschaften passiert ist. Und das war eben genauso entscheidend, uns an den jetzigen Punkt zu bringen.

Obwohl es aus der links-liberalen Mainstream-Geschichtsschreibung gestrichen wurde, war es tatsächlich die Trump-Regierung, die mit ihrer Politik die Bewaffnung der Ukraine überhaupt erst auf den Weg brachte. Obama hatte sich den nachdrücklichen Forderungen der Neocons und den linksliberalen Falken noch verweigert, weil er befürchtete, dass dies einen Angriff Russlands provozieren würde.

In einem Artikel aus dem Jahr 2015 mit dem Titel „Defying Obama, Many in Congress Press to Arm Ukraine“ (Viele im Kongress widersetzen sich Obama und drängen darauf, die Ukraine zu bewaffnen, Anm. d. Red.) berichtete die New York Times, dass „die Obama-Regierung sich bisher geweigert hat, tödliche Hilfe zu leisten, weil sie befürchtet, dass dies das Blutvergießen nur eskalieren und dem russischen Präsidenten Wladimir V. Putin einen Vorwand für weitere Übergriffe liefern würde“ [3].

(Bild: Max Blumenthal via Twitter: https://twitter.com/MaxBlumenthal/status/950455017558937600)

Erst während der Präsidentschaft von Trump begannen diese Waffen in die Ukraine zu strömen [4]. Und Überraschung, jetzt haben wir es auf einmal mit genau diesen „weiteren Übergriffen“ zu tun. Dieser Wandel ist entweder darauf zurückzuführen, dass Trump ein bereitwilliger Teilnehmer an der Agenda zur Verstärkung der Aggressionen gegen Moskau war. Oder dass er politisch unter Druck gesetzt wurde, bei dieser geheimen Agenda mitzuspielen, die ihren Ursprung auf jeder Stufe des US-Geheimdienstkartells hat. Oder durch eine Kombination aus beidem.

Bei all den weltbewegenden Nachrichten, die wir in letzter Zeit gehört haben, kann man ganz leicht vergessen, dass eben das Narrativ – der Kreml habe die höchsten Ebenen der US-Regierung infiltriert – jahrelang die Berichterstattung und den politischen Diskurs beherrschte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich die heutigen Schlagzeilen um genau diese ausländische Regierung drehen, lohnt es sich wahrscheinlich, diesen Fall noch einmal zu überdenken.

Das Wichtigste, was man über das Trump-Russland-Narrativ verstehen muss: es ging von westlichen Geheimdiensten aus, es wurde von westlichen Geheimdiensten unterstützt und am Ende führte es zu einer Eskalation des Kalten Krieges gegen eine Regierung, die seit langem im Visier dieser westlichen Geheimdienste steht.

Es war das US-Geheimdienstkartell [5], das die immer noch völlig unbewiesene [6] und hanebüchene Behauptung aufstellte, Russland habe sich in die Wahl 2016 eingemischt, um Trump zu begünstigen [7]. Es war ein „ehemaliger“ MI6-Agent, der das berüchtigte und völlig diskreditierte Steele-Dossier [8] erstellte, das die Behauptung in die Welt setzte, Trump habe mit dem Kreml konspiriert, um die Wahl 2016 zu stehlen [9]. Es war das FBI, das die Trump-Kampagne ausspionierte und behauptete, es untersuche mögliche Verbindungen zu Russland [10]. Es war das Kartell der US-Geheimdienste, das die Behauptung aufstellte, Russland bezahle mit den Taliban verbundene Kämpfer, um verbündete Besatzer in Afghanistan zu töten – und diese Behauptung später zurücknahm [11]. Was aber von den Demokraten genutzt wurde, um von Trump eine weitere Eskalation gegen Putin zu fordern [12]. Es war sogar ein CIA-Offizier [13], der zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, der das fadenscheinige Amtsenthebungs-Narrativ [14] in die Welt setzte, dass Trump die Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesetzt habe.

Auf Schritt und Tritt wurden die Massenmedien mit Berichten von Geheimdienstmitarbeitern und gewählten Vertretern gefüttert. Sie gaben Informationen über mögliche Hinweise auf eine Verschwörung zwischen Trumps Kreisen und der russischen Regierung weiter, die ihnen von Mitarbeitern des Geheimdienstes mitgeteilt worden seien. Und verloren dann oft auf höchst demütigende Weise ihr Gesicht, als sie durch nachfolgende Enthüllungen entlarvt wurden [15]. Tag für Tag tauchte ein neuer „Sensations“-Bericht in den Medien auf, der irgendeinen obskuren Untergebenen von Trump mit einem russischen Oligarchen in Verbindung brachte. Und das Blatt, das ihn veröffentlichte, wurde mit Millionen von Klicks belohnt. Nur um sich innerhalb weniger Tage in eine flache, mit Nichts belegte Pizza zu verwandeln.

Tag für Tag wurden von Mainstream-Linksliberalen große Enthüllungen versprochen, die dazu führen würden, dass die gesamte Familie Trump in Ketten aus dem Weißen Haus geschleppt würde. Und Tag für Tag wurden diese Versprechen nicht eingelöst. Was aber in dieser Zeit geschah, war ein Berg von Kalter Kriegs Eskalationen der USA gegen Moskau [16] – eine sehr gute Illustration des immensen Unterschieds zwischen Fakten und Fiktion [17].

Trump-Anhänger glauben gerne, dass der „Tiefe Staat“ versucht habe, ihren Präsidenten abzusetzen, weil er ein so mutiger populistischer Kämpfer war, der eine Volksrevolution gegen ihre satanischen globalistischen Pläne anführte. Und gewiss gab es in ihren Reihen einige einzelne Schafsköpfe, die ihn auch gerne losgeworden wären. Aber in Wirklichkeit hatten die Hauptentscheidungsträger des US-Geheimdienstkartells nie die Absicht, Trump aus dem Amt zu entfernen. Sie hätten aus ihren eigenen Geheimdienstinformationen gewusst, dass die Mueller-Untersuchung keine Beweise für eine Verschwörung mit der russischen Regierung zutage fördern würde [18]. Und sie hätten gewusst, dass ein Amtsenthebungsverfahren ihn nicht beseitigen würde, weil sie wissen, wie man Senatssitze zählt.

(Bild: Consortium News via Twitter: https://twitter.com/Consortiumnews/status/1508218495456010245)

Bei Russiagate ging es nie darum, Trump zu entmachten. Es ging darum sicherzustellen, dass Trump bei ihren Plänen für einen Regime-change in Moskau mitspielt. Und es ging darum, die Zustimmung des Mainstreams zu den Eskalationen herzustellen, die wir heute erleben.

Und jetzt haben wir den Salat. Joe Lauria hat einen ausgezeichneten neuen Artikel für Consortium News mit dem Titel „Biden Confirms Why the US Needed This War“ [19] veröffentlicht – in dem er die Beweise dafür darlegt, dass die Invasion in der Ukraine absichtlich provoziert wurde, um die seit langem bestehende Agenda umzusetzen, Putin zu stürzen und „letztendlich wieder eine Jelzin-ähnliche Marionette in Moskau zu installieren“. Die USA hätten diesen Krieg mit ein wenig Diplomatie und ein paar kostengünstigen Zugeständnissen leicht verhindern können. Stattdessen entschieden sie sich dafür, diesen Krieg zu provozieren. Er konnte in Folge dazu benutzt werden, einen internationalen Konsens für beispiellose Akte wirtschaftlicher Kriegsführung gegen Russland herzustellen. Mit dem Ziel, einen Regime-change zu erreichen.

Lauria schreibt:

„Die USA haben ihren Krieg in der Ukraine bekommen. Ohne ihn könnte Washington nicht versuchen, Russlands Wirtschaft zu zerstören, eine weltweite Verurteilung zu inszenieren und einen Aufstand anzuführen, der Russland ausbluten lassen soll – alles im Rahmen eines Versuchs, seine Regierung zu stürzen. Joe Biden hat nun keinen Zweifel mehr daran gelassen, dass dies wahr ist. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat bestätigt, was Consortium News und andere seit den Anfängen von Russiagate im Jahr 2016 berichtet haben. Nämlich, dass es das ultimative Ziel der USA ist, die Regierung von Wladimir Putin zu stürzen. ‚Um Gottes willen, dieser Mann darf nicht an der Macht bleiben‘, sagte Biden am Samstag im Königsschloss in Warschau.“

Das alles wurde Jahre im Voraus geplant. Lange vor Bidens und auch lange vor Trumps Präsidentschaft. Es ist kein Zufall, dass wir im Vorfeld dieser massiven Konfrontation mit genau dieser Regierung jahrelang mit Anti-Russland-Propaganda bombardiert wurden. Es gibt keinen einzigen Zusammenhang zwischen der diskreditierten Behauptung, Trump sei ein geheimer Kreml-Agent, und Putins Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren. Und doch geht die vom Mainstream durch Trumps Behauptung erzeugte Anti-Russland-Hysterie nahtlos in die Mainstream-Opposition gegen Putins Entscheidung über.

Das liegt daran, dass dies alles lange im Voraus geplant war. Wir sind jetzt an genau diesem Punkt, weil uns das US-Imperium absichtlich dorthin gebracht hat.

Quellen:

[1] Caitlin’s Newsletter, Caitlin Johnstone, „Being This Close To Nuclear War Should Change How We See Things“, am 24.03.2022, <https://caitlinjohnstone.substack.com/p/being-this-close-to-nuclear-war-should?s=w>
[2] Aaron Maté, „By using Ukraine to fight Russia, the US provoked Putin’s war“, am 05.03.2022, <https://mate.substack.com/p/by-using-ukraine-to-fight-russia?s=r>
[3] The New York Times, Jennifer Steinhauer und David M. Herszenhorn, „Defying Obama, Many in Congress Press to Arm Ukraine“, am 11.06.2015, <https://archive.ph/y7NK2>
[4] TruthDig, Max Blumenthal, „How ‘Russiagate’ Helped Secure a Dangerous Arms Deal“, am 06.01.2018, <https://www.truthdig.com/articles/russiagate-helped-secure-dangerous-arms-deal/>
[5] The Intercept, Sam Biddle, „HERE’S THE PUBLIC EVIDENCE RUSSIA HACKED THE DNC – IT’S NOT ENOUGH“, am 14.12.2016, <https://archive.ph/dzbUt>
[6] RealClear Investigations, Aaron Maté, „Hidden Over 2 Years: Dem Cyber-Firm’s Sworn Testimony It Had No Proof of Russian Hack of DNC“, am 13.05.2020, <https://www.realclearinvestigations.com/articles/2020/05/13/hidden_over_2_years_dem_cyber-firms_sworn_testimony_it_had_no_proof_of_russian_hack_of_dnc_123596.html>
[7] RealClear Investigations, Aaron Maté, „CrowdStrikeOut: Mueller’s Own Report Undercuts Its Core Russia-Meddling Claims“, am 13.05.2020, <https://www.realclearinvestigations.com/articles/2019/07/05/crowdstrikeout_muellers_own_report_undercuts_its_core_russia-meddling_claims.html>
[8] Wikipedia, „Steele Dossier“, <https://en.wikipedia.org/wiki/Steele_dossier>
[9] RealClear Politics, Tim Hains, „Greenwald: Media Now Trying To Claim Four Years Of Russiagate And Mueller Weren’t Based On “Demented” Steele Dossier“, am 09.11.2021, <https://www.realclearpolitics.com/video/2021/11/09/glenn_greenwald_media_is_now_trying_to_claim_four_years_of_russiagate_and_mueller_werent_based_on_demented_steele_dossier.html>
[10] NBC News, Bill Rivers, „FBI abuses in domestic surveillance of the Trump campaign eerily echo Red Scare raids“, am 10.01.2020, <https://www.nbcnews.com/think/opinion/fbi-abuses-domestic-surveillance-trump-campaign-eerily-echo-red-scare-ncna1113696>
[11] The Daily Beast, Adam Rawnsley, Spencer Ackerman und Asawin Suebsaeng, „It was a huge election-time story that prompted cries of treason. But according to a newly disclosed assessment, Donald Trump might have been right to call it a “hoax.”“, am 15.04.2021, <https://www.thedailybeast.com/us-intel-walks-back-claim-russians-put-bounties-on-american-troops>
[12] CaitlinJohnstone.com, „Democrats Ignore US Military’s Refutation Of ‘Russian Bounties’ Story”, am 15.09.2020, <https://caitlinjohnstone.com/2020/09/15/democrats-ignore-us-militarys-refutation-of-russian-bounties-story/>
[13] CNBC, Kevin Breuninger, „Trump-Ukraine whistleblower is a CIA employee who was detailed to the White House“, am 27.09.2019, <https://www.cnbc.com/2019/09/27/trump-ukraine-whistleblower-is-cia-employee-worked-at-white-house.html>
[14] The Nation, Aaron Maté, „The Ukraine Scandal Might Be a Bad Gambit for Democrats“, am 01.10.2019, <https://archive.ph/ZzpvJ#selection-1915.416-1927.194>
[15] The Intercept, Glenn Greenwald, „Beyond BuzzFeed: The 10 Worst, Most Embarrassing U.S. Media Failures on the Trump-Russia Story“, am 20.01.2019, <https://theintercept.com/2019/01/20/beyond-buzzfeed-the-10-worst-most-embarrassing-u-s-media-failures-on-the-trumprussia-story/>
[16] Medium.com, Caitlin Johnstone, „25 Times Trump Has Been Dangerously Hawkish On Russia“, am 18.11.2019, <https://caityjohnstone.medium.com/25-times-trump-has-been-dangerously-hawkish-on-russia-ada915b07f97>
[17] CaitlinJohnstone.com, „Dissidents Must Understand The Difference Between Fact And Narrative“, am 04.02.2019, <https://caitlinjohnstone.com/2019/02/04/dissidents-must-understand-the-difference-between-fact-and-narrative/>
[18] The Intercept, Glenn Greenwald, „Robert Mueller Did Not Merely Reject the Trump-Russia Conspiracy Theories. He Obliterated Them.“, am 18.04.2019, <https://theintercept.com/2019/04/18/robert-mueller-did-not-merely-reject-the-trumprussia-conspiracy-theories-he-obliterated-them/>
[19] Consortium News, Joe Lauria, „Biden Confirms Why the US Needed This War“, am 27.03.2022, <https://consortiumnews.com/2022/03/27/can-russia-escape-the-us-trap/>