Insiderhandel 9/11…ungelöst

Von Published On: 31. März 2015Kategorien: Allgemein

Am besten beginnt man seine Untersuchung wohl mit den Put-Optionen, die rund um Dienstag, den 11. September 2001, im abnormen Umfang zutage traten, doch ganz zu Anfang mit einer Software, der hierbei eine Schlüsselrolle zufiel: das “Prosecutor’s Management Information System“, kurz PROMIS.

Bei PROMIS handelt es sich um ein Softwareprogramm, das mit gar zu „magischen“ Fähigkeiten versehen zu sein scheint. Fernerhin ist PROMIS Gegenstand eines jahrzehntelangen Rechtsstreits zwischen seinem Erfinder, Bill Hamilton, und diversen Personen / Institutionen im Dunstkreis von Geheimdiensten, Militärs und Sicherheitsberaterfirmen.

Eine „magische“ Fähigkeit dieses, so ist anzunehmen, mittlerweile mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Programms, bestand offenbar von Anfang an darin, “simultan jegliche Anzahl von verschiedenen Computerprogrammen oder Datenbanken zu lesen und zu integrieren…unabhängig von der Sprache, in der die ursprünglichen Programme geschrieben wurden, oder von den operierenden Systemen und Plattformen, auf denen die Datenbank gegenwärtig installiert gewesen war.“

Und jetzt wird es interessant:

„Was würden Sie tun, wenn Sie eine Software besäßen, die denken könnte, jede wichtige Sprache in der Welt verstünde, die Gucklöcher in jedermanns Computer-,Umkleideräume’ bereitstellte, Daten in Computer einfügen könnte, ohne dass die Leute davon wissen, die leere Stellen jenseits menschlicher Nachvollziehbarkeit ausfüllen könnte, und die vorhersagen könnte, was die Leute tun – bevor sie es getan haben? Sie würden sie wahrscheinlich benutzen, oder nicht?”

Zugegeben, diese Fähigkeiten klingen schwer verdaulich, und in der Tat mutet die ganze PROMIS-Geschichte, die Mike Ruppert im Verlauf von “Crossing the Rubicon” in all ihren bizarren Facetten und Wendungen darbietet, so an, als habe jemand eine Romanidee im Stile von Philip K. Dick und William Gibson entwickelt; gleichwohl basiert das, was Ruppert über PROMIS zusammengetragen hat, mitnichten auf puren Hirngespinsten, sondern auf nachprüfbaren, seriösen Quellenmaterialien sowie Ergebnissen persönlich unternommener Investigationen, die darauf warten, vom Jurymitglied erstmals kritisch in Augenschein genommen zu werden.

Dies scheint umso dringlicher geboten, wenn man zu den PROMIS-Fähigkeiten hinzuzählt, “dass es unbestreitbar ist, dass PROMIS für eine weitgefasste Spanne von Verwendungszwecken durch Nachrichtendienste genutzt wurde, einschließlich der Echtzeit-Beobachtung von Aktien-Transaktionen an allen wichtigen Finanzmärkten der Welt.“

Wir haben es also mit einer Software zu tun, die

a) Computer- und Kommunikationssysteme infiltrieren kann, ohne bemerkt zu werden,

b) Daten zu manipulieren versteht,

und die

c) den weltweiten Börsenhandel in Echt-Zeit zu verfolgen in der Lage ist.

Punkt c) ist unter anderem relevant für all jene Dinge, die in den Bereich der niemals gänzlich aufgeklärten bzw. zurückverfolgten Put-Optionen fällt, die unmittelbar vor dem 11. September getätigt wurden und von denen der ehemalige Bundesbankchef Ernst Weltke sagte, dass sie „ohne ein bestimmtes Wissen nicht hätten geplant und ausgeführt werden können.“

Zu diesen Put-Optionen befragte ich den Finanzjournalisten Max Keiser, der in der Vergangenheit jahrelang an der Wall Street als Aktien- und Optionshändler gearbeitet hatte. Keiser kehrte in diesem Kontext mir gegenüber zunächst einmal hervor, dass er “mit vielen Maklern in den Türmen des World Trade Center um diese Zeit herum gesprochen“ habe, und wies dann auf eine brisante Angelegenheit hin, die Mike Ruppert in “Crossing the Rubicon“ im Detail behandelt:

„Es gibt viele Gesichtspunkte betreffend der Optionskäufe, die noch nicht offengelegt sind. Ich habe auch bei Alex Brown & Sons (ABS) gearbeitet. Die Deutsche Bank kaufte Alex Brown & Sons im Jahr 1999. Als die Angriffe auftraten, war ABS im Besitz der Deutschen Bank. Eine wichtige Person bei ABS war Buzzy Krongard. Ich habe ihn mehrmals in den Büros in Baltimore getroffen. Krongard war als Exekutivdirektor zur CIA gewechselt. Die Optionskäufe, an denen ABS beteiligt war, traten in den Büros von ABS in Baltimore auf. Die Aufregung, zu der es zwischen Baltimore, Langley und New York City kam, war, wie Sie sich vorstellen können, interessant, um das Mindeste zu sagen.”

Im Raum steht hierbei, dass von Alex. Brown, der Tochtergesellschaft der Deutschen Bank (bei der wiederum viele der mutmaßlichen 9/11-Hijacker ihre Bankgeschäfte abwickelten – zum Beispiel Mohammed Atta), massiv Put-Optionen auf die United Airlines Company UAL über die Optionsbörse CBOE in Chicago gekauft wurden – „zur Beschämung von Ermittlern“, wie die britische Tageszeitung “The Independent“ zu dieser Tatsache berichtete. Am 12. September trat dann der Vorstandsvorsitzende von Deutsche Bank Alex. Brown, Mayo A. Shattuck III, urplötzlich und in aller Stille zurück, obwohl er noch einen dreijährigen Vertrag mit einem Jahresgehalt von mehreren Millionen Dollar besaß. Das könnte man wohl doch als etwas merkwürdig empfinden. Einige Tage später „lehnte“ der damalige Sprecher der CIA, Tom Crispell, „jeden Kommentar ab“, als er für einen Report von Mike Rupperts Website “From the Wilderness“ befragt wurde, „ob das Finanzministerium oder das FBI den Exekutivdirektor der CIA und früheren Chef von Deutsche Bank-Alex Brown, A.B. ,Buzzy’ Krongard, über die CIA-Überwachung der Finanzmärkte mit dem PROMIS-System oder seine frühere Position als Verantwortlicher für Browns Beziehungen zu Privatkunden befragt hätten.“

Zuletzt, ehe er vom damaligen CIA-Chef George Tenet persönlich als Exekutivdirektor der CIA rekrutiert wurde, betreute Krongard vor allem das Privatkundengeschäft bei Alex. Brown.

Der Aktienkurs von UAL ging jedenfalls nach 9/11 am ersten Handelstag, als die US-Börsen wieder geöffnet waren, um 43 Prozent zurück.

Mit seinem Hintergrund als früherer Optionshändler erläuterte mir Keiser des Weiteren zum Sachverhalt:

„Put-Optionen sind, wenn sie spekulativ eingesetzt werden, grundsätzlich Wetten darauf, dass Aktienpreise abrupt fallen werden. Der Käufer, der mit einem Verkäufer einen Zeit-spezifischen Vertrag eingeht, muss die Anteile zum Zeitpunkt, da der Vertrag erworben wird, nicht besitzen.“

Darüber hinaus ist für das Thema Insiderhandel via Optionen diese Definition von Marc Chesney, Remo Crameri und Loriano Mancini zu beachten, namentlich dass „ein Optionshandel“ möglicherweise „als informiert identifiziert ist“ – aber noch nicht (rechtlich!) bewiesen -, „wenn er von einem ungewöhnlich großen Zuwachs an Open Interest und Volumen geprägt ist, große Gewinne induziert und nicht am Aktienmarkt gesichert ist.“

Unter Open Interest (offene Interessen) versteht man solche Verträge, die nach Ablauf der Börsenhandelssitzung noch nicht glattgestellt (das heißt: ausgeübt) wurden, sondern weiterhin offen sind. Nicht am Aktienmarkt gesichert bedeutet, dass der Käufer der Put-Option keine Anteile der zugrundeliegenden Aktie hält, mit der er etwaige Verluste mildern oder ausgleichen könnte, wenn sein Kalkül nicht aufgeht – anders ausgedrückt: man sichert sich nicht ab, weil es unnötig ist, da man weiß, dass die Wette eine, Pardon, „todsichere“ Sache ist. (Insofern handelt es sich auch um keine Wette, da der Ausgang nicht vakant ist, sondern von vornherein feststeht.) Das Vehikel des Kalküls waren hier „lächerlich billige Put-Optionen, die den Inhaber für eine gewisse Zeit ,berechtigen‘, bestimmte Aktien zu einem Preis zu verkaufen, der weit unter dem momentanen Marktpreis liegt – eine höchst riskante Wette, da man sein Geld verliert, wenn bei Fälligkeit der Marktpreis immer noch höher liegt als der in der Option vereinbarte Preis. Als diese Aktien jedoch nach den Terroranschlägen noch viel tiefer fielen, verhundertfachten diese Optionen ihren Wert, da nun der in der Option festgelegte Verkaufspreis höher als der Marktpreis lag. Diese riskanten Spielereien mit Short-Optionen sind ein sicheres Zeichen für Investoren, die wussten, dass in ein paar Tagen etwas geschehen würde, das die Marktpreise dieser Aktien drastisch senken würde.“

Eine Software wie PROMIS wird wiederum zur Beobachtung der Aktienmärkte in Echtzeit gerade auch deswegen eingesetzt, um Preisbewegungen zu verfolgen, die verdächtig erscheinen. Von daher hätten die US-amerikanischen Nachrichtendienste deutliche Warnhinweise aus den singulären, nie zuvor gesichteten Transaktionen erhalten müssen, die sich in Nordamerika, Europa und Asien zutrugen.

Von großer Wichtigkeit ist bezüglich der Spur, die zu den Tätern führen dürfte, wenn man ihr denn ernsthaft nachginge, laut Max Keiser:

„Die Options Clearing Corporation hat eine Verpflichtung dazu, die Transaktion abzuwickeln, und tut dies auf eher anonymer Basis – wohingegen die Bank, die die Transaktion als ein Makler ausführt, die Identität von beiden Parteien bestimmen kann.“

Im Grunde müsste man also der Theorie nach bloß die Banken befragen, die als Makler auftraten, um die Spur zurückverfolgen zu können. Und tatsächlich äußerte sich der ehemalige Vorsitzende der Vollstreckungsbehörde der SEC, William McLucas, dahingehend zu Wort, dass er die Ermittler für befähigt hielt, „jeden Handel aufzuspüren und festzustellen, wo die Transaktionen abgewickelt und von wem sie durchgeführt wurden.“

Doch das dürfte wohl kaum je im Sinne der Aufsichtsbehörden gewesen sein, wenn die Spur unter anderem zu Buzzy Krongard, Alex Brown & Sons und der CIA führte. Ruppert schildert diesen Fall in “Crossing the Rubicon“ dagegen in gebührender Länge.

Max Keiser schätzt die Sache, die hier zur Klärung steht, generell wie folgt ein:

„Mein Gedanke ist, dass viele (nicht alle) von denen, die an 9/11 starben, Finanz-Söldner waren – und wir sollten über sie dasselbe fühlen wie über alle Söldner, die getötet werden. Die Tragödie ist, dass diese Firmen Zivilisten mit Söldnern zusammen vermischten, und dass sie ebenfalls getötet wurden. Haben also Firmen, die an der Wall Street arbeiteten, vielleicht Zivilisten als menschliche Schilde benutzt?“

Ferner machte mich Keiser auf einen Film aufmerksam, an dem er seit geraumer Weile arbeitet, der mit einem besonderen Fall der aufgetretenen Put-Optionen zu tun hat:

„Mein Film ‘Broker Zero’ versucht die exakten Namen jener Makler zu bestimmen, die auf ihren eigenen Tod an diesem Tag spekulierten und gewannen (sie machten Geld und starben gleichzeitig)! Es ist eine interessante Geschichte über den Aufstieg von Selbstmord-Maklern, die kein Bisschen weniger gefährlich sind als Selbstmord-Attentäter irgendwo sonst. Das ist die Zusammenfassung des Projekts: Beweise legen nahe, dass zumindest ein Makler, der im WTC an 9/11 arbeitete, mit Insider-Informationen Handel trieb, und dass das Profit-Motiv größer war als der Überlebensinstinkt. Mehrere Millionen Dollar an Gewinnen wurden von Alex Brown & Sons niemals abgeholt; das Resultat einer richtigen Wette, die sich im Tod auszahlte.“

Klingt zunächst unglaublich; wenn man sich hingegen neurologische Messungen vor Augen führt, wonach „übersteigerter Geldverdienst die gleichen Gehirnregionen anregt wie Kokain“, dann womöglich schon nicht mehr gar so sehr.

Die US-Börsenaufsicht SEC nahm laut einem Bericht von “Bloomberg”, der Anfang Oktober 2001 erschien, eine Untersuchung von Aktiengeschäften rund um 9/11 auf, die 38 Unternehmen umfasste, darunter American Airlines, United Airlines, Continental Airlines, Northwest Airlines, Southwest Airlines, Boeing, Lockheed Martin Corp., American Express Corp., American International Group, AXA SA, Bank of America Corp, Bank of New York Corp, Bear Stearns, Citigroup, Lehman Brothers Holdings, Inc., Morgan Stanley, General Motors und Raytheon.

Soweit, so gut. Noch im gleichen Monat berichtete die Tageszeitung “San Francisco Chronicle” jedoch, dass die SEC den beispiellosen Schritt unternahm, Hunderte, wenn nicht gar Tausende von wichtigen Akteuren in der Privatwirtschaft für ihre Untersuchung als Ermittler  zu ernennen (“to deputize”). In einer Erklärung, die an nahezu alle Aktien-Unternehmen in den USA verschickt wurde, bat die SEC die adressierten Firmen darum, führendes Personal für die Untersuchung abzustellen, die sich „der sensiblen Art“ des Falles bewusst seien und auf die Verlass sei, um „gebotene Diskretion zu üben“.

Im Kern ging es also um Informationskontrolle, nicht um die Beschaffung und Offenlegung von Fakten. Denn solch eine Vorgehensweise birgt kompromittierende Konsequenzen. Mike Ruppert:

„Was passiert, wenn man jemanden für eine nationale Sicherheits- oder strafrechtliche Ermittlung ernennt, ist, dass es für sie illegal gemacht wird, öffentlich mitzuteilen, was sie wissen. Kluger Schachzug. Vom Effekt her werden sie zu Agenten der Regierung und eher von staatlichen Vorschriften, statt von ihrem eigenen Gewissen gesteuert. In der Tat können sie ohne mündliche Verhandlung ins Gefängnis geworfen werden, wenn sie öffentlich  sprechen. Ich habe diese Androhung immer und immer wieder bei bundesstaatlichen Untersuchungen, Geheimdienstagenten und sogar Mitgliedern des Kongresses der Vereinigten Staaten gesehen, die so strikt durch Geheimhaltungseide und Vereinbarungen gebunden werden, dass sie nicht einmal in der Lage sind, kriminelle Aktivitäten innerhalb der Regierung offenzulegen aus Angst, inhaftiert zu werden.“

Zu den Berichten, die “Crossing the Rubicon“/“From the Wilderness“ zum vermuteten Insider-Handel aufführen, gehört unter anderem diese Auflistung, die unter der Überschrift „Schwarzer Dienstag: Der weltgrößte Insiderhandel-Betrug?“ am 21. September 2001 vom israelischen Herzliyya International Policy Institute for Counterterrorism veröffentlicht wurde:

– Zwischen dem 6. und 7. September sah die Chicago Board Options Exchange Käufe von 4.744 Put-Optionen auf United Airlines, aber nur 396 Call-Optionen. Vorausgesetzt, dass 4.000 der Optionen von Menschen mit Vorwissen der bevorstehenden Angriffe gekauft wurden, würden diese „Insider” mit fast $5 Millionen profitiert haben.

– Am 10. September wurden 4.516 Put-Optionen auf American Airlines an der Chicagoer Börse gekauft, verglichen mit nur 748 Call-Optionen. Wieder gab es keinerlei Neuigkeiten zu diesem Zeitpunkt, um dieses Ungleichgewicht zu rechtfertigen; Abermals vorausgesetzt, dass 4.000 dieser Optionskäufe „Insider” repräsentierten, würden sie einen Gewinn von über $4 Millionen darstellen.

– Die Niveaus von Put-Optionen, die gekauft wurden, waren mehr als sechs Mal höher als normal.

– Kein ähnlicher Handel mit anderen Fluggesellschaften trat an der Chicagoer Börse in den Tagen unmittelbar vor dem Schwarzen Dienstag auf.

– Morgan Stanley Dean Witter & Co., das 22 Stockwerke des World Trade Center belegte, sah, dass 2157 Put-Optionen für Oktober zum Preis von $45 in den drei Handelstagen vor dem Schwarzen Dienstag gekauft wurden; dies steht im Vergleich  mit einem Durchschnitt von 27 Verträgen pro Tag vor dem 6. September. Die Morgan Stanley-Aktie fiel von $48,90 auf $42,50 als Folge der Anschläge. Vorausgesetzt, dass 2.000 dieser Options-Kontrakte basierend auf der Kenntnis der bevorstehenden Angriffe gekauft wurden, könnten ihre Abnehmer um mindestens $1.2 Millionen profitiert haben.

– Merrill Lynch & Co., mit Sitz in der Nähe der Twin Towers, sah, dass 12215 Put-Optionen für Oktober zum Preis von $45 in den vier Handelstagen vor den Anschlägen gekauft wurden; das vorherige Durchschnitts-Volumen bei diesen Anteilen war 252 Kontrakte pro Tag gewesen (eine Steigerung von 1200%!). Als der Handel wieder aufgenommen wurde, fielen Merrills Aktien von $46,88 auf $41,50. Vorausgesetzt, dass 11.000 Optionskontrakte von „Insidern” gekauft wurden, wäre ihr Gewinn ungefähr $??5.5 Millionen gewesen.

– Europäische Aufsichtsbehörden untersuchen Transaktionen bei Deutschlands Münchener Rück, der Schweizer Swiss Re und AXA in Frankreich, alles wichtige Rückversicherer mit einer Belastung durch die Katastrophe des Schwarzen Dienstags. (FTW Hinweis: AXA besitzt auch mehr als 25% der American Airlines-Aktie, was die Angriffe zu einem „Doppelschlag” für sie macht.)

Was die Aussagen des damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, angeht, so lauteten diese aus verschiedenen Presseberichten zusammengestellt wie folgt:

„Der Präsident der deutschen Zentralbank, Ernst Welteke, berichtet später, dass eine Studie von seiner Bank zeigt: ,Es gibt immer deutlichere Anzeichen, dass es Aktivitäten an den internationalen Finanzmärkten gab, die mit der notwendigen Experten-Sachkenntnis durchgeführt worden sein müssen‘ – nicht nur in Aktien von stark betroffen Branchen wie Fluggesellschaften und Versicherungen, sondern auch in Gold und Öl. (Daily Telegraph, 23.09.2001) Seine Rechercheure haben „fast unwiderlegbare Beweise für Insider-Handel“ gefunden (Miami Herald, 24.09.2001) „Wenn man sich die Bewegungen an den Märkten vor und nach dem Angriff anschaut, lässt es einen die Stirn runzeln. Aber es ist äußerst schwierig, dies wirklich zu verifizieren.“ Dennoch glaubt er, dass „es im einen oder anderen Fall möglich sein wird, die Quelle zu lokalisieren.“ (Fox News, 22.09.2001) Welteke berichtet „einen grundlegend unerklärlichen Anstieg“ der Ölpreise vor den Anschlägen (Miami Herald, 24.09.2001) und dann einen weiteren Anstieg von 13 Prozent am Tag nach den Anschlägen. Gold steigt ununterbrochen tagelang nach den Anschlägen. (Daily Telegraph, 23.09.2001)“

Hierzu schickte ich der Pressestelle der Deutschen Bundesbank am 1. August 2011 eine Anfrage, in der ich zu erfahren hoffte:

„Wie ging die Bundesbank mit diesen Informationen um? Fragten US-Bundesbehörden an, die Studie einsehen zu können? Mit wem teilte die Bundesbank diese Informationen?

Sodann ferner:

1. Können Sie bestätigen, dass es eine solche Studie der Bundesbank zum 9/11-Insiderhandel gibt, und zwar angefertigt im September 2001?

2. Wenn ja: wie lautet der Titel?

3. Wenn ja: wer waren die Autoren?

4. Wenn ja: wurde die Studie je der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?“

Am 2. August wurde mir daraufhin mitgeteilt: „Ihre Mail ist bei uns eingegangen und wird unter der Nummer 2011/011551 bearbeitet“ – letztlich war die Pressestelle der Deutschen Bundesbank jedoch nur zu einer mündlichen Stellungnahme am Telefon bereit. Mit dieser Stellungnahme wandte ich mich daraufhin über das folgende Schreiben an die Pressestelle der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin, und das aus naheliegendem Grund:

„Gestern schickte ich eine Anfrage (siehe Ende dieser Email) zur Pressestelle der Deutschen Bundesbank wegen des Insiderhandels rund um die Terror-Anschläge vom 11. September 2001 bzw. wegen einer angeblichen Studie hierzu von der Deutschen Bundesbank. Die Anfrage erhielt die Kennziffer 2011/011551.

Die Pressestelle bzw. Herr Peter Trautmann war(en) leider nur zu einer mündlichen Stellungnahme bereit. Diese wiederhole ich nun, weil Sie mit Ihrer Einrichtung zu tun hat. Danach folgen meine weitergehenden Fragen.

„Laut einer mündlichen Auskunft der Pressestelle der Dt. Bundesbank gegenüber dem Autor hat es nie eine ausführliche und offizielle Studie von Seiten der Bundesbank zu dem Insiderhandel gegeben. Vielmehr habe es wohl Ad-hoc-Analysen mit dazugehörigen Charts der Preisbewegungen als Briefing des Bundesbank-Vorstands gegeben. Im Übrigen wäre es Sache der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gewesen, dieser Angelegenheit nachzugehen. Zu einer schriftlichen Auskunft war die Pressestelle der Bundesbank nicht bereit – auch nicht nach meinem Hinweis, dass diese angebliche Bundesbank-Studie seit Jahren unwidersprochen im Internet herumgeistere.“

Soweit die mündliche Auskunft der Bundesbank-Pressestelle bzw. von Herrn Peter Trautmann.

Nun meine Fragen an Sie:

1. Ist die BaFin jemals bezüglich des 9/11-Insiderhandels untersuchend tätig geworden?

2. Mit welchem Ergebnis? Sind die Ergebnisse publik gemacht worden?

3. Hat es keinerlei Verdachtsmomente gegeben, die eine Untersuchung gerechtfertigt hätten – zum Beispiel als geschädigte Unternehmung: Münchener Re, und als Käufer von Put-Optionen auf die United Airlines Company UAL: Deutsche Bank/Alex Brown?

4. Hat die Dt. Bundesbank jemals bei der BaFin angefragt, welche Erkenntnisse sie zu dem 9/11-Insiderhandel habe – zum Beispiel für die Erstellung der Ad-hoc-Analysen der Bundesbank?

5. Haben US-Bundesbehörden jemals angefragt, ob die BaFin mit ihnen bei einer Untersuchung kooperieren könne?

Könnten Sie mir bitte – im Gegensatz zur Deutschen Bundesbank – schriftlich antworten? Ich wäre darüber sehr dankbar!“

Einen Tag darauf bekam ich tatsächlich ein Schreiben hierzu von Anja Engelland, der Pressereferentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, in der sie meine Fragen wie folgt beantwortete:

„1. Ja, das damalige Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat eine umfassende Analyse der Vorgänge vorgenommen.

2. Im Ergebnis haben sich keine Anhaltspunkte für Insiderhandel ergeben. Seine Vorgehensweise und Ergebnisse hat das BAWe bzw. die BaFin in den Jahresberichten für die Jahre 2001 (vgl. S. 26/27) und 2002 (vgl. S. 156 oben erster Absatz) publiziert.

3. Siehe Jahresberichte 2001 und 2002. Put-Optionen auf United Airlines wurden an deutschen Börsen nicht gehandelt (die ersten Eurex-Optionen auf US-Aktien wurden erst nach den Anschlägen vom 11.9.2001 eingeführt); es gab Optionsscheine auf UAL und andere US-Aktien, in denen aber allenfalls geringe Umsätze stattfanden.

4. Eine solche Anfrage ist mir selbst nicht bekannt. Im Übrigen müsste sich dazu die Bundesbank selbst äußern.

5. Die BaFin ist grundsätzlich auf der Grundlage schriftlicher Vereinbarungen, so genannter Memoranda of Understanding (MoU) zum Informationsaustausch mit ausländischen Aufsichtsbehörden, etwa der SEC befugt. Zu möglichen Anfragen ausländischer Aufsichtsbehörden kann sich die BaFin jedoch leider nicht äußern, dies wäre Sache der jeweiligen Behörde. Hierfür bitte ich um Verständnis.“

Hierauf wandte ich mich nochmals kurz an die BaFin, „um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Ihre Antworten beziehen sich, soweit ich das verstehe, allein auf die Finanzmärkte in der BRD bzw. Frankfurt, oder?“

Antwort BaFin: „Die Antworten beziehen sich auf den gesamten deutschen Finanzmarkt und nicht lediglich auf die Frankfurter Wertpapierbörse. Im Hinblick auf die Beurteilung ausländischer Finanzmärkte sind die jeweiligen Behörden die kompetenten Ansprechpartner.“

In meinen Anfragen kam ich jeweils unter anderem auf eine wissenschaftliche Arbeit zu sprechen, die der US-Ökonom Allen M. Poteshman von der University of Illinois at Urbana-Champaign im Jahr 2006 zum Put-Optionshandel rund um 9/11 verfasst hatte. Potesham gelangte nämlich in seiner Untersuchung zu diesem Ergebnis: „Die Untersuchung des Handels mit Optionen bis zum 11. September zeigt, dass es ein ungewöhnlich hohes Niveau von Put-Käufen gab. Dieser Befund steht im Einklang damit, dass informierte Anleger mit Optionen im Vorfeld der Angriffe gehandelt haben.”

Auch gibt es eine wissenschaftliche Untersuchung von Wing-Keung Wong  (Hong Kong Baptist University, HKBU), Howard E. Thompson (University of Wisconsin) und Kweehong (National University of Singapore, NUS), deren Resultate im April 2010 unter dem Titel “Was there Abnormal Trading in the S&P 500 Index Options Prior to the September 11 Attacks?” veröffentlicht wurde. In dieser Studie betrachteten die Autoren den Standard & Poor’s 500 Index (SPX Index Options) und kamen zum Schluss:  “Unsere Erkenntnisse aus den Out-of-the-money (OTM), At-the-money (ATM) und In-the-money (ITM) SPX Index-Put-Optionen und ITM SPX Index-Call-Optionen führen uns dazu, die Null-Hypothese, dass es keinen abnormen Handel in diesen Verträgen vor dem 11. September gab, zurückweisen.“ Stattdessen fanden sie für den September 2001 “abnorme Handelsvolumen in OTM, ATM und ITM SPX Index-Put-Optionen“, und ebensolche „in ITM SPX Index-Call-Optionen” für den gleichen Monat. Daraus zogen sie das Fazit, dass es “glaubwürdige Indizien“ gäbe, „um die Insiderhandel-Behauptung zu unterstützen.”

Zur Begriffsklärung: „Im Geld“ (In-the-money) heißt, dass das eintritt, worauf der Halter einer Put-Option setzt: der Marktpreis des Basiswerts, zum Beispiel eine Aktie (oder in diesem Fall ein Index von Aktien), ist zum Zeitpunkt, da das Optionsgeschäft fällig wird, niedriger, als zum Zeitpunkt, da der Vertragsabschluss stattfand. „Am Geld“ (At-the-money) bedeutet, dass der Preis des Basiswerts gleich oder nahezu gleich geblieben ist. Und „Aus dem Geld“ (Out-of-the-money) meint, dass der Preis des Basiswerts gestiegen ist, dass also das Gegenteil von dem stattfand, worauf der Halter der Put-Option setzte. „Im Geld“: Gewinngeschäft. „Aus dem Geld“: Verlustgeschäft.

Nicht weniger erwähnenswert dünkt mir ein Artikel, den das französische Finanzmagazin „Les Echos” im September 2007 über eine Studie publizierte, die von zwei unabhängigen Ökonomie-Professoren der Universität Zürich, Marc Chesney and Loriano Mancini, geschrieben wurde. Die Journalistin Marina Alcaraz fasste den Inhalt der Befunde in „Les Echos“ mit diesen Worten und Erläuterungen von Professor Chesney zusammen, die ich erstmals in die deutsche Sprache übersetzte:

„Die atypischen Volumina, die auf bestimmte Titel sehr selten sind, führen zum Verdacht des Insiderhandels.” Sechs Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center ist dies das beunruhigende Ergebnis einer aktuellen Studie von Marc Chesney und Loriano Mancini, Professoren an der Universität Zürich. Die Autoren, der eine ein Spezialist für Derivatprodukte, der andere ein Spezialist in der Ökonometrie, arbeiteten an den Verkaufsoptionen, die verwendet wurden, um auf den Kursrückgang von 20 großen amerikanischen Unternehmen zu spekulieren, insbesondere in der Luftfahrt- und Finanzbranche. Ihre Analyse bezieht sich auf die Durchführung von Transaktionen zwischen dem 6. und 10. September 2001 im Vergleich zu den durchschnittlichen Volumina, die über einen langen Zeitraum erfasst wurden (10 Jahre für die Mehrheit der Unternehmen). Die beiden Spezialisten berechneten darüber hinaus die Wahrscheinlichkeit, dass verschiedentliche Optionen innerhalb desselben Sektors in erhebliche Mengen an ein paar Tagen belegt werden können.

„Wir haben versucht zu sehen, ob die Bewegungen auf bestimmte Titel kurz vor den Anschlägen gewöhnlich waren. Wir zeigen, dass die Bewegungen für bestimmte Unternehmen wie American Airlines, United Airlines, Merrill Lynch, Bank of America, Citigroup, Marsh & McLehnan von einer statistische Sicht aus rar sind, erst recht im Vergleich zu den Mengen, die für andere Werte wie Coca-Cola oder Hewlett-Packard beobachtet wurden“, erklärt Marc Chesney, ein ehemaliger Professor an der HEC und Co-Autor von „Blanchiment et financement du terrorisme“  (“Geldwäsche und Finanzierung des Terrorismus”, veröffentlicht bei éditions Ellipses). “Zum Beispiel wurden 1,535 Verträge von Verkaufsoptionen, die zum Preis von 30 Dollar bis Oktober 2001 liefen, auf American Airlines am 10. September gehandelt, im Gegensatz zu einem Tagesdurchschnitt von rund 24 Verträgen über die letzten drei vorherigen Wochen.” Die Tatsache, dass der Markt zu der Zeit in einer Baisse war, “genügt nicht, um diese überraschenden Mengen zu erklären.”

“Enorme” Profite

Die Autoren untersuchten auch die Rentabilität der Verkaufsoptionen und des Handels für einen Investor, der ein solches Produkt zwischen dem 6. und dem 10. September erwarb. “Für bestimmte Titel waren die Profite enorm. Zum Beispiel könnten Anleger, die Verkaufsoptionen der Citigroup mit einer Laufzeit bis Oktober 2001 erworben haben, mehr als 15 Millionen Dollar gewonnen haben“, sagte er. Anhand der Verbindung der Daten zwischen Volumen und Profitabilität schlussfolgern die beiden Autoren, dass “die Wahrscheinlichkeit, dass es Straftaten von Eingeweihten (Insiderhandel) gab, für American Airlines, United Airlines, Merrill Lynch, Bank of America, Citigroup und JP Morgan stark ist. Es ist kein rechtlicher Beweis, aber es sind die Ergebnisse von statistischen Methoden, die Anzeichen von Unregelmäßigkeiten bestätigen.”

Wie Alcaraz für „Les Echos” weiterhin festhielt, ist die Studie des Duos Chesney / Mancini nicht die erste ihrer Art zu möglichen Insider-Geschäften im Zusammenhang mit den 9/11-Anschlägen; sie steht jedoch in krassem Widerspruch zu den Befunden der US-Börsenaufsicht SEC und der 9/11-Kommission, da diese den Insiderhandel insgesamt als vernachlässigenswert einstuften – die fraglichen Geschäfte besäßen keine Verbindung zu 9/11 und hätten sich als „durchweg harmlos“ erwiesen.

Unterschiedlich im Urteil fällt gleichsam die wissenschaftliche Arbeit aus, die Chesney und Mancini zusammen mit Remo Crameri dann im April 2010 an der Universität Zürich veröffentlicht hatten, “Detecting Informed Trading Activities in the Option Markets” („Erkennung informierter Handelsaktivitäten an den Optionsmärkten“), insofern die drei Verfasser in dem Bereich, der dem 11. September 2001 gewidmet ist, das Fazit zogen, dass es sehr wohl beachtenswerten Insiderhandel kurz vor den Terror-Anschlägen am 11. September gegeben hat, der auf Vorwissen basierte. Indem ich auf die genaue Erklärung der mathematisch-statistischen Methode verzichte, die das wissenschaftliche Trio bei der Untersuchung von Put-Optionsgeschäften an der Chicago Board Option Exchange für den Zeitraum zwischen 1996 und 2006 anwendete, will ich wesentliche Untersuchungsergebnisse erstmals in deutscher Sprache wiedergeben.

„Unternehmen wie American Airlines, United Airlines, Boeing“, letztere Firma ist als Flugzeughersteller ein Auftragnehmer von beiden Fluggesellschaften,  „ und in geringerem Maße Delta Air Lines und KLM scheinen Ziele für informierte Handelsaktivitäten in der Zeit bis zu den Anschlägen gewesen zu sein. Die Zahl der neuen Put-Optionen, die in diesem Zeitraum ausgestellt wurden, ist statistisch hoch und die gesamten Gewinne, die durch Ausübung dieser Optionen realisiert wurden, betragen mehr als $ 16 Millionen. Diese Befunde unterstützen die Ergebnisse in Poteshman (2006), der auch außergewöhnliche Aktivitäten im Optionsmarkt vor den Terroranschlägen berichtet.“

Im Bankenbereich fanden Chesney, Crameri und Mancini fünf informierte Handelsaktivitäten in Verbindung zu 9/11.  „Zum Beispiel war die Anzahl der neuen Put-Optionen mit zugrunde liegenden Aktien der Bank of America, Citigroup, JP Morgan und Merrill Lynch in den Tagen vor den Terroranschlägen auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Die realisierten Gewinne aus diesen Handelsstrategien sind rund $ 11 Millionen.”

Für beide Bereiche, dem Flug- und dem Bankensektor, stellen die Autoren fest, dass „in fast allen Fällen die Hypothese“, dass die Put-Optionen nicht abgesichert waren, „nicht zurückgewiesen werden kann.“

Bezüglich des Optionshandels an der EUREX, einem der weltgrößten Handelsorte für Derivate, der 1998 aus der Fusion der Deutschen Terminbörse (DTB) und der Schweizer Options- und Finanz-Terminbörse (Swiss Options and Financial Futures, SOFFEX) hervorging, widmeten sich Chesney, Mancini und Crameri zwei Rückversicherer-Unternehmen, denen durch die WTC-Katastrophe Kosten im Milliardenbereich entstanden: der Münchener Rück und der Swiss Re. Anhand von EUREX-Handelsdaten der Deutschen Bank stießen die drei Wissenschaftler auf informierte Optionsgeschäfte im Zusammenhang mit der Münchener Rück, die am 30. August 2001 auftraten. „Die erkannte Put-Option mit der zugrunde liegenden Münchener Rück“, so schreiben die Autoren, „wurde Ende September 2001 fällig und hatte einen Strike von € 320 (der zugrunde liegende Vermögenswert wurde am 30. August bei € 300,86 gehandelt). Diese Option zeigt einen großen Zuwachs an Open Interest von 996 Kontrakten (ein Quantil von 92,2 % der zweijährigen empirischen Distribution) am 30. August. Ihr Preis war an diesem Tag € 10,22.  … Am Tag der Terroranschläge verlor die zugrunde liegende Aktie mehr als 15% (Schlusskurs am 10. September war € 261,88 und am 11. September € 220,53) und der Optionspreis sprang auf € 89,56, das entspricht einer Rendite von 776% in 8 Handelstagen.  … Die Gewinne … im Zusammenhang mit der Ausübung der 996 neuen Put-Optionen, die am 30. August ausgestellt wurden, entsprachen mehr als € 3.4 Millionen.“ Ähnliches gilt laut den Autoren für informierte Optionsgeschäfte auf Swiss Re am 20. August 2001, die einer Rendite „von 4.050% in drei Handelswochen“ oder aber „mehr als € 8 Millionen“ entsprachen.

In einer neuen Fassung der Arbeit, die am 7. September 2011 veröffentlicht wurde, blieben die Autoren bei ihren Befunden vom April 2010. Hinzu kam hingegen die Betonung, dass es sich bei den erzielten Gewinnen, die sie bei den Put-Optionen aufzeigen, in keinster Weise um Erscheinungen von glücklicher Fügung handelt, sondern in der Tat von Vorwissen, das ausgenutzt wurde.

Mit dem Ergebnis hinsichtlich dessen, was laut Chesney, Crameri und Mancini an der EUREX vor sich ging, wandte ich mich abermals an die BaFin, die mir ja geschrieben hatte, dass für die Finanzplätze in der BRD Insiderhandel rund um 9/11 ausgeschlossen werden könne, um dort zu fragen:

„Wie verträgt sich das mit Ihrer Auskunft, dass das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) bei der „umfassende(n) Analyse der Vorgänge“ auf „keine Anhaltspunkte für Insiderhandel“ stieß? Sehen die Autoren sozusagen grundlos Gespenster?“

Außerdem schob ich hinterher:

„Wenn das stimmt, was die Herren Chesney, Crameri und Mancini schreiben, beziehungsweise wenn Sie das von der BaFin nicht (ad hoc) widerlegen können, sähe sich dann die BaFin veranlasst, der Sache noch einmal gründlich nachzugehen? Es handelte sich doch, falls das Ergebnis von Chesney, Crameri und Mancini zuträfe, um illegale Geschäfte im Zusammenhang mit einem Kapitalverbrechen, das nicht verjährt, oder?“

Für den Fall, dass es von Seiten der BaFin Klärungsbedarf hätte geben können, fügte ich Professor Chesney in meiner Email-Anfrage im “Carbon Copy”-Adressfeld hinzu, da es ja die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit betraf.

Bis dato bekam ich auf diese Fragen keine Antworten.

Ferner wandte ich mich mit diesen drei Fragen an die EUREX:

“1. Wie kommentieren Sie als EUREX die Befunde von Chesney, Mancini und Crameri?

2. Empfand man es bei Ihnen an der EUREX in irgendeiner Weise als seltsam, was sich im Optionshandel bezüglich von Münchener Rück und Swiss Re tat?

3. Haben jemals inländische (z. B. Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, BAWe / Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin) oder ausländische Behörden (z. B. die U.S. Securities and Exchange Commission) bei Ihnen angefragt, ob es Hinweise auf Insiderhandel im Zusammenhang mit den 9/11-Anschlägen via der EUREX gegeben haben könnte?”

Daraufhin erhielt ich folgende Antwort vom stellvertretenden Leiter der Pressestelle der Deutschen Börse, Heiner Seidel:

„Eine öffentliche schriftliche Antwort seitens der Deutschen Börse oder Eurex geben wir Ihnen zu den angefragten Themen nicht. Und zwar aus folgendem Grund: Die Handelsüberwachungsstelle (HüSt) ist Teil der Börse, aber unabhängig und autonom. Deren Untersuchungen sind vertraulich und erfolgen in enger Abstimmung mit der BaFin. Sie sind jedoch niemals öffentlich, eine Anfrage bei der HüSt ist daher nicht sinnvoll.“

Zum 9/11-Optionshandel tauschte ich mich einmal mehr mit dem Historiker Dr. Daniele Ganser aus, indem ich ihn fragte, welche Bedeutung den sogenannten Put-Optionen zukommt, die kurz vor den Anschlägen vom 11. September 2001 getätigt wurden.

Daniele Ganser: Das ist ein wichtiger Punkt. Es geht hierbei darum, dass vor dem 11. September Insider-Handel an den internationalen Börsen nachgewiesen werden kann. Im Spezifischen wurden Put-Optionen, also Spekulationen auf fallende Aktien-Kurse gehandelt. Unter anderem waren die betroffenen Aktien die von United Airlines und American Airlines, den beiden in den Anschlägen involvierten Fluggesellschaften.

Ein Kollege von mir, Professor Marc Chesney vom Institut für Bankwesen an der Universität Zürich, hat diese Put-Optionen untersucht. Man muss ja dann erst einmal schauen, ob vielleicht international darauf spekuliert wurde, dass die Flugindustrie eine schwache Phase erleben wird und ob dementsprechend auch Put-Optionen auf Singapore Airlines, Lufthansa oder Swiss gekauft wurden. Das war nicht der Fall. Es gab sehr signifikante Put-Optionen nur auf diese beiden in den Anschlägen verwickelten Fluggesellschaften. Zweitens muss man das Verhältnis von Put-Optionen zu Call-Optionen untersuchen und schauen, ob dann eventuell auch in bedeutendem Umfang ähnlich viele Call-Optionen gekauft wurden, das wären Spekulationen darauf, dass die Kurse steigen. Und das ist auch nicht der Fall. Es gab nur signifikante Put-Optionen und nur signifikant auf  United Airlines und American Airlines.

Jetzt müsste man weiter sehen, wer die Put-Optionen gekauft hat, denn das wäre der Insider, der am 11. September ein Millionen-Geschäft realisiert hat. Das ist ja den meisten Menschen überhaupt nicht bewusst, dass am 11. September mit den Anschlägen auch Geld verdient wurde. Allerdings gibt die Security and Exchange Commission, SEC, die Börsenaufsicht der USA, diese Daten nicht heraus, wer die Put-Optionen gekauft hat, denn das kann man nicht anonym tun. Dass diese Daten nicht herausgegeben werden, ist störend. Was man hat, ist der 9/11-Commission-Report, und dort wird darauf hingewiesen, dass es zwar Insider-Handel gegeben hat, dass dieser Insider-Handel aber eben nicht bis zu Osama bin Laden zurückverfolgt werden kann, das heißt also, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass dies bin Laden war.

Wenn das nicht weiter verfolgt wird, was sagt das aus?

Daniele Ganser: Das sagt aus, dass die Untersuchung der Terror-Anschläge lückenhaft gemacht wurde, und zwar immer dann, wenn es Widersprüche zur SURPRISE-Geschichte gibt, wird nicht weiter untersucht. Es sieht ganz danach aus, als ob man nur eine Geschichte untersuchen will, die Untersuchung ist daher einseitig. Das gilt aber nicht nur für die Put-Optionen.

So Dr. Ganser in seiner Antwort darauf hinweist, dass diese wichtigen Daten nicht herausgegeben werden, entspricht das leider nur der halben Wahrheit. Warum? Die Antwort ist denkbar simpel und merkwürdig zugleich: David Callahan, der Herausgeber des US-Magazins “SmartCEO”, reichte bei der SEC im Rahmen des “Freedom of Information Act” (FOIA) eine Anfrage bezüglich der Put-Optionen ein, die vor dem 11. September auftraten. Die SEC ließ Callahan in ihrem Antwortschreiben vom 23. Dezember 2009 unter der Kennziffer “09-07659-FOIA” wissen:

„Dieser Brief ist die Antwort auf Ihre Anfrage, um Zugang zu dokumentarischen Nachweisen zu bekommen,  auf die sich der Bericht der Kommission zum 11. September (9/11) in Fußnote 130 in Kapitel 5 bezieht. Basierend auf den Informationen, die Sie in Ihrem Schreiben zur Verfügung stellten, führten wir eine gründliche Durchsuchung der verschiedenen Systeme von Aufzeichnungen der Kommission durch und berieten uns mit anderen Mitarbeitern der Kommission. Allerdings sind wir darauf hingewiesen worden, dass die möglicherweise entsprechenden Unterlagen vernichtet wurden.”

Von daher werden wir bedauerlicherweise nie exakt erfahren, wie die SEC und die 9/11-Kommission zu ihren Ergebnissen bezüglich des 9/11-Insiderhandels im Abschlussbericht kamen, weil Beweisdokumente nicht bloß zurückgehalten, sondern auch zerstört wurden – und das, obwohl eine Vereinbarung zwischen der SEC und dem Nationalarchiv der USA besteht, in der sich die Behörde dazu verpflichtete, all ihre Aufzeichnungen für mindestens 25 Jahre aufzubewahren.

Apropos Zerstörung. Am 11. September wurden in New York City nicht nur Menschenleben, Flugzeuge und Gebäude zerstört, sondern auch Datenmaterialien auf Computern und in Archiven. Beispielsweise besaßen etliche Bundesbehörden Büroquartiere im Gebäude 7 des World Trade Center, darunter auch in den Etagen 11 – 13 die Börsenaufsicht SEC. Solche und andere Daten hätten freilich Aufschluss über den mutmaßlichen 9/11-Insiderhandel geben können. In der Tat bekamen einige Technologieunternehmen den Auftrag erteilt, beschädigte Festplatten, die aus dem Schutt und Staub von Ground Zero geborgen wurden, wiederherzustellen. Eine dieser Firmen war die englische Unternehmensgruppe Convar, genauer: deren Datenrettungszentrum im West-Pfälzischen Pirmasens.  Erik Kirschbaum von Reuters berichtete im Dezember 2001, dass es Convar bis zu diesem Zeitpunkt gelungen war, Informationen von 32 Computern wiederherzustellen, „die den Verdacht unterstützen, dass einige der 9/11-Transaktionen illegal waren.

,Der Verdacht ist, dass Kriminelle ihr Insiderwissen über die Anschläge genutzt haben, um finanzielle Transaktionsbefehle und Autorisationen zu versenden, im Glauben, dass ihnen dies in all dem Chaos einen guten Vorsprung bringen würde’, sagte Convars Direktor Peter Henschel.“

Convar erhielt die kostspieligen Aufträge – zwischen $20,000 und $30,000 mussten die Firmen, so Kirschbaums Bericht, pro geretteten Computer berappen – insbesondere von Kreditkartenunternehmen, denn: „Es gab einen starken Anstieg der Kreditkartentransaktionen, die sich durch einige Computer-Systeme im WTC bewegten, kurz bevor die Flugzeuge die Zwillingstürme trafen. Dies könnte ein kriminelles Unternehmen gewesen sein – bekamen sie in dem Fall eine Vorwarnung? Oder war es nur ein Zufall, dass mehr als $100 Millionen durch die Computer rasten, als sich die Katastrophe entfaltete?”

Henschel erklärte damals, dass die Unternehmen, für die Convar tätig wurde, mit dem FBI kooperierten. Wenn die Daten rekonstruiert waren, so ist aus dieser Information zu entnehmen, müssten sie dem FBI übergeben worden sein, und das FBI müsste laut ihrem gesetzlichen Auftrag eine weitere Untersuchung durchgeführt haben, um aufgrund der Daten herauszufinden, wer die Transaktionen durchführte. Henschel gab sich damals optimistisch, dass die Quellen für die Transaktionen noch ans Licht kommen würden. Richard Wagner, ein Convar-Mitarbeiter, sagte gegenüber Kirschbaum, dass es „kurz vor und während des WTC-Desasters zu illegalen Finanztransaktionen in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar gekommen sein (könne). ,Sie (die Kriminellen) dachten, dass die Aufzeichnungen ihrer Transaktionen nach der Zerstörung der Hauptframes nicht nachvollzogen werden könnten.”

Die Beobachtung von Wagner, dass  es „kurz vor und während des WTC-Desasters zu illegalen Finanztransaktionen“ gekommen sein könne, passt zu einer Begebenheit, die Mike Ruppert in “Crossing the Rubicon“ schildert. Ruppert wurde von einem Mitarbeiter der Deutschen Bank kontaktiert, der die WTC-Katastrophe überlebte, indem er den Ort des Geschehens verließ, als das zweite Flugzeug sein Ziel erreicht hatte. „Laut dem Mitarbeiter“, so Ruppert, „wurde das gesamte Computersystem der Deutschen Bank etwa fünf Minuten vor dem Angriff durch etwas Äußeres übernommen, das niemand im Büro erkannte, und jede Datei wurde in Windeseile an einen unbekannten Ort heruntergeladen. Der Mitarbeiter, der Angst um sein Leben hatte, verlor viele seiner Freunde am 11. September, und er war sich sehr wohl bewusst, welche Rolle die Deutsche Bank-Tochter Alex. Brown im Insiderhandel spielte.”

Gerne hätte ich nähere Informationen von Convar zu der Arbeit an den WTC-Computerfestplatten erfahren, aber auch zu den Aussagen von Peter Henschel und Richard Wagner. Daher kontaktierte ich die Agentur, die Convar bei Presseangelegenheiten vertritt, mit einer diesbezüglichen schriftlichen Anfrage. Die Agentur „ars publicandi“ ließ mich jedoch alsbald wissen:

„Derzeit können aus Zeitgründen zum angefragten Themenkomplex leider keine Auskünfte bzw. Gesprächspartner seitens unseres Kunden angeboten werden.“

Ebenso wandte ich mich mit einer schriftlichen Anfrage an die Firma KrollOntrack, einem sehr interessanten Konkurrenzunternehmen von Convar. Ontrack Data Recovery, das gleichfalls Standorte in Deutschland besitzt, wurde 2002 von der Firma Kroll Inc. aufgekauft, „eine der landesweit mächtigsten privaten Ermittlungs- und Sicherheitsdienstfirmen, die langanhaltende Beteiligungen am Schutz von US-Regierungsbeamten einschließlich des Präsidenten hat. Dies würde eine enge Zusammenarbeit mit dem Secret Service erfordern.”

Zum Zeitpunkt der 9/11-Anschläge war einer der Geschäftsführer von Kroll Inc. ein gewisser Jerome Hauer, der zuvor als Direktor des Office of Emergency Management (OEM) das Krisenzentrum des Bürgermeisters von New York City einrichtete, das seine Unterkunft im 23. Stockwerk des WTC-Gebäudes 7 hatte. Hauer verhalf dem ehemaligen FBI-Agenten John O’Neill zum Posten des Leiters für Sicherheitsangelegenheiten des WTC, verbrachte mit O’Neill die Nacht zum 11. September in New York, ehe dieser dann am 11. September im WTC ums Leben kam, und er dürfte an der Planung von Tripod II beteiligt gewesen sein – jener Kriegsübung im Hafen von New York City, die ich bereits erwähnte.

Von daher fand ich es alles in allem reizvoll, auch hier etwas Genaueres in Erfahrung zu bringen, exakter ausgedrückt, ob Ontrack bzw. KrollOntrack 2001 oder danach Aufträge zur Rettung von Computerfestplatten vom WTC erhalten habe. In dem Antwortschreiben, das ich von KrollOntrack erhielt, hieß es:

„Kroll Ontrack war nicht am Ort in Sachen Datenrettung – die Geräte der Twin Towers waren komplett zerstört bzw. pulverisiert.

Die Firma Kroll war damals allerdings im Bereich computer-forensischer Ermittlungen tätig, um Geräte in den umliegenden Gebäuden sicherzustellen.“

Summa summarum brachten mich diese beiden Anfragen also kein Stück weiter. Wenn überhaupt irgendetwas, ergab sich eine weitere Frage: Warum schrieb mir KrollOntrack eine Antwort, von der man dort eigentlich wissen musste, dass ihr Inhalt nicht den Tatsachen entsprach? Schließlich hatte ich in meiner Anfrage geschrieben, dass unter anderem das Unternehmen Convar Aufträge zur Wiederherstellung beschädigter Computerfestplatten vom World Trade Center erhalten habe.

Indem ich den Reuters-Artikel von Erik Kirschbaum als Verlinkung mitschickte und zusätzlich noch filmische Berichte über die Arbeit von Convar, die zeigten, dass manche der WTC-Festplatten nicht  „komplett zerstört bzw. pulverisiert“ waren, stellte ich in meiner erneuten Anfrage bei KrollOntrack fest: „Ihre Antwort scheint nicht den Tatsachen zu entsprechen, so es um „komplett zerstört bzw. pulverisiert“ geht. Bleiben Sie trotzdem bei Ihrer Antwort?“

Hierauf antwortete KrollOntrack sodann, dass es sich bei der zuvor gegebenen Einschätzung “nicht um eine Aussage, sondern um eine Meinung“ handelte. Diese dem Kenntnisstand der breiten Öffentlichkeit entsprechenden Meinung finde ich aber am Ende gar nicht einmal wertlos, da sie im Umkehrschluss durch die Aktivitäten von Convar spielend widerlegt werden kann.

Der eine filmische Bericht, auf den ich in meiner zweiten Anfrage an KrollOntrack verwies, stammte aus dem „Heute-Journal“ des Zweiten Deutschen Fernsehens vom 11. März 2002, der andere aus der niederländischen TV-Dokumentation „Zembla“, die am 10. September 2006 ausgestrahlt worden war. Aus dem ZDF-Bericht geht hervor, dass Convar die WTC-Festplatten vom US-Verteidigungsministerium zugeschickt bekam, dass es Convar gelungen war, bis März 2002 mehr als 400 Festplatten zu retten, und dass die privaten Firmen, für die Convar arbeitete, pro Festplatte zwischen $25.000 und $50.000 bezahlen mussten. Aus der TV-Dokumentation „Zembla“ geht hervor, dass Convar im Wesentlichen bei der Darstellung, von der Erik Kirschbaum berichtet hatte, blieb.

Halten wir insofern fest: dem Anschein nach gab es im Zusammenhang mit 9/11 nicht bloß Insiderhandel, bei denen Put-Optionen auf Aktien eine Rolle spielten, sondern zusätzliche Anhaltspunkte dafür, dass es zu illegalen Finanztransaktionen via Kreditkarten kam, durch die kurz vor und während der WTC-Katastrophe mehr als 100 Millionen Dollar aus den WTC-Computersystemen entfernt wurden. Was das FBI mit den rekonstruierten Daten späterhin machte, bleibt ungeklärt, und ob Convar auch Daten rettete, die mit den Put-Optionen in Verbindung standen, bleibt gleichsam im Dunkeln. Gesichert ist dagegen, dass sich die 9/11-Kommission mit der Spielart des Insiderhandels via Kreditkarten gar nicht erst befasste.

Dass es zwar reichlich Hinweise auf Insider-Geschäfte, am Ende allerdings wenig Handfestes darüber gibt, unterstrich die ehemalige Wall Street-Investmentbankerin Catherine Austin Fitts, mit der ich zu diesem Thema sprach.

Frau Fitts, was sind Ihre generellen Gedanken im Zusammenhang mit dem angeblichen 9/11-Insiderhandel?

Catherine Austin Fitts: Nun, ich bin nie in der Lage gewesen, konkrete Beweise dafür zu sehen, dass der Insiderhandel nachgewiesen wurde. Es gibt eine Menge von anekdotischen Informationen von  Investmentbankern und Menschen aus der Investment-Community, die indizieren, dass es signifikanten Insiderhandel gegeben hat, vor allem in den Währungs- und Anleihemärkten, aber noch einmal, der ist nicht dokumentiert worden.

Ich denke, um Situationen wie 9/11 herum haben wir Dinge gesehen, die nur als Insiderhandel erklärt werden können. Deshalb würde es mich nicht verwundern, wenn sich herausstellte, dass die Anschuldigungen wahr sind, weil mein Verdacht der ist, dass 9/11 eine äußerst profitable verdeckte Operation war und dass ein Großteil der Gewinne aus dem Handel kam. Es würde mich nicht einmal überraschen, wenn sich herausstellte, dass der Exchange Stabilization Fund den Handel durchführte und dass ein Teil des Geldes für den Fonds zur Entschädigung der Opfer vom ESF stammte.

Insiderhandel passiert rund um diese Art von Ereignissen, aber wenn man wirklich Beweise für Insiderhandel produzieren will, benötigt man die Vorladungsbefugnisse der SEC, und natürlich wissen wir, dass sie davon keinen Gebrauch gemacht haben. Wenn überhaupt, dann legte die Regierung sofort nach 9/11 eine erhebliche Menge an Fällen bei, wie ich annehme, weil ein Großteil der Dokumente durch die Zerstörung des WTC-Gebäudes Nummer 7 zerstört wurden, wo die Büros der SEC und andere staatliche Untersuchungsbüros waren.

Auf meine Frage, wer von 9/11 profitierte, antwortete Frau Fitts, die 2004 einen längeren Artikel dazu verfasst hat, dieses:

9/11 war außerordentlich profitabel für die Wall Street, denn natürlich erhielten sie eine Art von “Komme-aus-dem-Gefängnis-für-umsonst-frei-Karte”, wie ich gerade beschrieben habe. Darüber hinaus wurde der größte Makler von Staatsanleihen, Cantor Fitzgerald, zerstört, und es gab eine Menge Geld, das in den vorherigen vier oder fünf Jahren bei der Bundesregierung verloren ging. Wenn man sich die Höhe der involvierten Gelder anschaut, ist es schwer zu einem anderen Ergebnis als massiven Wertpapierbetrug zu kommen, also finde ich es sehr interessant, dass das passiert ist.

Darüber hinaus nahm die Bundesregierung die Position ein, dass sie keine geprüften  Jahresabschlüsse nach 9/11 produzieren konnte, weil sie sagten, dass das Büro im Pentagon, das Jahresabschlüsse erstellte, zerstört wurde. In Anbetracht dessen, was ich vom Aufbau der Abschlüsse bei der Bundesregierung weiß, bin ich skeptisch gegenüber dieser Aussage. Aber unnötig zu sagen, wenn man die Regierung bei ihrem Wort nimmt, dann hatte man eine weitere “Komme-aus-dem-Gefängnis-für-umsonst-frei-Karte” für vier Billionen US-Dollar und mehr, die der Bundesregierung verloren gingen. Wenn man also nur einen Blick auf die Finanzbetrug-Aspekt wirft, gab es eine Menge von Parteien, die von 9/11 profitierten. Aber was 9/11 natürlich auch tat war, dass es der Verabschiedung des Patriot Acts und einer ganzen Reihe von Gesetzen und Verordnungen die Bühne bereitete, die ich kollektiv “Gesetzgebung zur Kontrolle über die Konzentration von Cash Flow” nenne. Sie verliehen unglaubliche Macht zur Zentralisierung.

Darüber hinaus, wenn man sich die Geldpolitik unmittelbar nach 9/11 anschaut – ich erinnere mich, dass ich drüben in der City of London mit einem Geld-Manager herumfuhr und sein Telefon klingelte und er antwortete über seinen Lautsprecher. Es war jemand von der Wall Street, den er schon vor 9/11 nicht mehr gesprochen hatte, und er sagte zu ihm: “Oh Harry, es tut mir so leid, was geschehen ist, es muss sehr traumatisch gewesen sein.” Und der Typ sagte: “Sei nicht lächerlich! Wir konnten kurzfristig billig leihen und langfristig investieren, wir betreiben eine riesige Arbitrage, wir machen ein Vermögen, das ist das Profitabelste, was uns je passiert ist!” – Man konnte die Geldpolitik und Art der Insider-Spiele erraten, die zu diesem Zeitpunkt Profite in die Bank pumpten, das war also sehr ertragreich. Aber natürlich wurde das große Geld für eine signifikante Bewegung des Militärs im Ausland und nach Afghanistan und dann in den Irak eingesetzt. (…) Man konnte sehen, dass das Land vorbereitet wurde, in den Krieg zu ziehen. Und sicherlich wurde 9/11 als Rechtfertigung benutzt, um in den Krieg in Afghanistan zu gehen, um in den Krieg im Irak zu gehen, und um eine Vielzahl von Aktionen zu begehen, und jetzt sind viele der Herausforderungen beim Haushalt das Ergebnis der außerordentlichen Kriegsausgaben wie in Afghanistan und im Irak und die Kosten für die Verlegung der Armee ins Ausland und die Art der Beteiligung an dieser Sorte von Imperiumsaufbau mit militärischer Gewalt. Ich denke also, wenn Sie fragen, wer aus 9/11 Nutzen zog, dann besteht eine der großen Kategorien in all jenen Leuten, die Geld am Herstellen der populären Angst verdienten, die sie brauchten, um diese Kriege zu inszenieren. Ich glaube, ob es Finanzbetrug war, die Ingangsetzung neuer Gesetze oder die Ingangsetzung von Kriegen, es war eine fantastisch profitable verdeckte Operation.

In die besagte Kategorie von Leuten, die aus 9/11 Nutzen zogen, gehört der Waffenhersteller Raytheon, dessen Aktienkurs unmittelbar von den 9/11-Angriffen profitierte. Der Handel der Aktienanteile von Raytheon, dem Produzenten von Tomahawk- und Patriot-Raketen (und Mutterkonzern von E-Systems, zu deren Kunden die NSA und CIA zählen), erlebte eine abrupte sechsfache Zunahme von Call-Optionskäufen am Tag direkt vor dem 11. September. Bei Call-Optionen liegt die Erwartung vor, dass eine Aktie im Preis steigen wird. In der ersten Woche nach 9/11, als die New Yorker Börse wieder öffnete, legte der Wert der Raytheon-Aktie tatsächlich immens zu. Das Bild beim Betrachten des Kursverlaufs ist eine sehr schwache Performance vor den Anschlägen – und daraufhin, nach Wiederaufnahme des Handels, ein „Gap“ (bei mächtigem Volumen) nach oben. Anders ausgedrückt: von knapp unter $25 am 10. September, dem Tiefststand der Periode zwischen dem 20. August bis 28. September 2001, auf $31,50 am 17. September und bis zu $34,80 am 27. September.

Ein weiterer Gewinner waren Käufer von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Diese Papiere wurden in ungewöhnlich großem Umfang kurz vor den Angriffen gehandelt. Jedenfalls berichtete das “Wall Street Journal” Anfang Oktober 2001, dass der Secret Service eine Ermittlung zu verdächtig hohen Volumen von US-Staatsanleihekäufen vor den Anschlägen aufgenommen habe. Eine einzige Transaktion bezüglich der fünfjährigen US-Schatzanweisungen habe allein schon den Wert von $5 Millionen beinhaltet. Ferner stieg der Wert dieser Papiere in den Tagen nach 9/11. Dazu hieß es seitens des “Wall Street Journal”:

„Fünfjährige Schatzanweisungen gehören zu den besten Investitionen im Fall einer weltweiten Krise, insbesondere bei einer solchen, die die USA trifft. Die Papiere sind geschätzt aufgrund ihrer Sicherheit und weil sie von der US-Regierung gedeckt werden, und für gewöhnlich ziehen ihre Preise an, wenn Anleger aus riskanteren Investitionen, wie beispielsweise Aktien, flüchten.“

Zu dieser Erscheinung muss hinzuaddiert werden, dass die US-Regierung über solche Staatsanleihen, die als eine Grundlage der Geldschöpfung dienen, einen Krieg wie den alsbald erklärten „Krieg gegen den Terror“ finanziert, der unter anderem mit Tomahawks der Firma Raytheon geführt wird – und hier gilt abermals ein geschwinder Blick auf dieses Cui-Bono-Verhältnis zu werfen:

„Die US-Notenbank erschafft Geld, um den Krieg zu finanzieren, und verleiht es an die amerikanische Regierung. Die amerikanische Regierung wiederum muss auf das Geld, das sie sich von der Zentralbank ausgeliehen hat, um den Krieg zu finanzieren, Zinsen zahlen. Je größer die Aufwendungen für den Krieg sind, desto größer fallen die Gewinne für die Banker aus.“

Eine vielschichtige Mengenlage, will man meinen.

Den „grundlegend unerklärlichen Anstieg“ der Ölpreise vor den Anschlägen, von dem Ernst Welteke berichtete, vermag ich übrigens nicht zu bestätigen. Wenn man sich, was ich getan habe, die Preisentwicklung für die US-Erdölmarke WTI im Zeitraum zwischen dem 20. August bis 28. September 2001 anschaut, so ergibt sich vor den Anschlägen zwar das Bild eines moderaten, mitnichten aber eines signifikanten Anstiegs. Am 14. September fand ein beachtlicher „Gap” nach oben statt, anschließend jedoch auch wieder eine schnelle Beruhigung.

Betreffend des gestiegenen Goldpreises nach den Anschlägen, den Welteke angerissen hatte, schrieb mir der international geachtete Goldmarktanalyst und Herausgeber von “The Thunderroad Report“, Paul Mylcreest, dass er sich recht unverfänglich erklären lässt: „Dass der Goldpreis in der Folge eines solchen Ereignisses wie dieses stark zulegt, würde man als Käufe im Sinne von ‚sicherer Hafen‘ ganz gewiss erwarten.”

Bei den Put-Optionen sieht das nach wie vor anders aus. Einer der weltweit führenden Praktiker an der Schnittstelle zwischen den internationalen Kapitalmärkten, der nationalen Sicherheitspolitik der USA und der Geopolitik, James G. Rickards, gab mir in einem persönlichen Gespräch ein paar Antworten, die ich mit seiner ausdrücklichen Genehmigung wiedergeben darf.

Hat es  verdächtige Handelsaktivitäten über ungedeckte Put-Optionen an den Terminmärkten kurz vor 9/11 gegeben?

James G. Rickards: Nun, die Unterlagen zum Handelsverlauf sind sicherlich verdächtig. Es ist einfach nur eine Tatsache, dass es eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Put-Käufen auf die zwei Fluggesellschaften an den drei letzten Handelstagen vor den Anschlägen gab. Das ist eine bloße Tatsache, das ist keine Spekulation, das ist kein Herumraten. Dies geht in der Tat aus den Unterlagen des Handelsverlaufs der Terminbörsen hervor.

Denken Sie, dass die Geheimdienste aufgrund dessen Hinweise darüber hätten gewinnen können, was vor sich ging?

James G. Rickards: Theoretisch ist das möglich, wenn man danach sucht und darauf achtet. Es lagen aber noch viel signifikantere Hinweise herum, die missachtet wurden.

Denken Sie ferner, dass einige Leute mit ihrem Vorwissen, dass sich etwas Besonderes ereignen würde, spekulativ an den Aktienmärkten betätigten?

James G. Rickards: Basierend auf den Unterlagen zum Handelsverlauf scheint das der Fall gewesen zu sein, ja.

As far as the abnormal option trades around 9/11 are concerned, I want to give Max Keiser the last word in order to point out the significance of the story.

Max Keiser: Regardless of who did it, we can know that more than a few had advance warning – the trading in the option market makes that clear.

Insiderhandel 9/11…ungelöst

Von Published On: 31. März 2015Kategorien: Allgemein

Am besten beginnt man seine Untersuchung wohl mit den Put-Optionen, die rund um Dienstag, den 11. September 2001, im abnormen Umfang zutage traten, doch ganz zu Anfang mit einer Software, der hierbei eine Schlüsselrolle zufiel: das “Prosecutor’s Management Information System“, kurz PROMIS.

Bei PROMIS handelt es sich um ein Softwareprogramm, das mit gar zu „magischen“ Fähigkeiten versehen zu sein scheint. Fernerhin ist PROMIS Gegenstand eines jahrzehntelangen Rechtsstreits zwischen seinem Erfinder, Bill Hamilton, und diversen Personen / Institutionen im Dunstkreis von Geheimdiensten, Militärs und Sicherheitsberaterfirmen.

Eine „magische“ Fähigkeit dieses, so ist anzunehmen, mittlerweile mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Programms, bestand offenbar von Anfang an darin, “simultan jegliche Anzahl von verschiedenen Computerprogrammen oder Datenbanken zu lesen und zu integrieren…unabhängig von der Sprache, in der die ursprünglichen Programme geschrieben wurden, oder von den operierenden Systemen und Plattformen, auf denen die Datenbank gegenwärtig installiert gewesen war.“

Und jetzt wird es interessant:

„Was würden Sie tun, wenn Sie eine Software besäßen, die denken könnte, jede wichtige Sprache in der Welt verstünde, die Gucklöcher in jedermanns Computer-,Umkleideräume’ bereitstellte, Daten in Computer einfügen könnte, ohne dass die Leute davon wissen, die leere Stellen jenseits menschlicher Nachvollziehbarkeit ausfüllen könnte, und die vorhersagen könnte, was die Leute tun – bevor sie es getan haben? Sie würden sie wahrscheinlich benutzen, oder nicht?”

Zugegeben, diese Fähigkeiten klingen schwer verdaulich, und in der Tat mutet die ganze PROMIS-Geschichte, die Mike Ruppert im Verlauf von “Crossing the Rubicon” in all ihren bizarren Facetten und Wendungen darbietet, so an, als habe jemand eine Romanidee im Stile von Philip K. Dick und William Gibson entwickelt; gleichwohl basiert das, was Ruppert über PROMIS zusammengetragen hat, mitnichten auf puren Hirngespinsten, sondern auf nachprüfbaren, seriösen Quellenmaterialien sowie Ergebnissen persönlich unternommener Investigationen, die darauf warten, vom Jurymitglied erstmals kritisch in Augenschein genommen zu werden.

Dies scheint umso dringlicher geboten, wenn man zu den PROMIS-Fähigkeiten hinzuzählt, “dass es unbestreitbar ist, dass PROMIS für eine weitgefasste Spanne von Verwendungszwecken durch Nachrichtendienste genutzt wurde, einschließlich der Echtzeit-Beobachtung von Aktien-Transaktionen an allen wichtigen Finanzmärkten der Welt.“

Wir haben es also mit einer Software zu tun, die

a) Computer- und Kommunikationssysteme infiltrieren kann, ohne bemerkt zu werden,

b) Daten zu manipulieren versteht,

und die

c) den weltweiten Börsenhandel in Echt-Zeit zu verfolgen in der Lage ist.

Punkt c) ist unter anderem relevant für all jene Dinge, die in den Bereich der niemals gänzlich aufgeklärten bzw. zurückverfolgten Put-Optionen fällt, die unmittelbar vor dem 11. September getätigt wurden und von denen der ehemalige Bundesbankchef Ernst Weltke sagte, dass sie „ohne ein bestimmtes Wissen nicht hätten geplant und ausgeführt werden können.“

Zu diesen Put-Optionen befragte ich den Finanzjournalisten Max Keiser, der in der Vergangenheit jahrelang an der Wall Street als Aktien- und Optionshändler gearbeitet hatte. Keiser kehrte in diesem Kontext mir gegenüber zunächst einmal hervor, dass er “mit vielen Maklern in den Türmen des World Trade Center um diese Zeit herum gesprochen“ habe, und wies dann auf eine brisante Angelegenheit hin, die Mike Ruppert in “Crossing the Rubicon“ im Detail behandelt:

„Es gibt viele Gesichtspunkte betreffend der Optionskäufe, die noch nicht offengelegt sind. Ich habe auch bei Alex Brown & Sons (ABS) gearbeitet. Die Deutsche Bank kaufte Alex Brown & Sons im Jahr 1999. Als die Angriffe auftraten, war ABS im Besitz der Deutschen Bank. Eine wichtige Person bei ABS war Buzzy Krongard. Ich habe ihn mehrmals in den Büros in Baltimore getroffen. Krongard war als Exekutivdirektor zur CIA gewechselt. Die Optionskäufe, an denen ABS beteiligt war, traten in den Büros von ABS in Baltimore auf. Die Aufregung, zu der es zwischen Baltimore, Langley und New York City kam, war, wie Sie sich vorstellen können, interessant, um das Mindeste zu sagen.”

Im Raum steht hierbei, dass von Alex. Brown, der Tochtergesellschaft der Deutschen Bank (bei der wiederum viele der mutmaßlichen 9/11-Hijacker ihre Bankgeschäfte abwickelten – zum Beispiel Mohammed Atta), massiv Put-Optionen auf die United Airlines Company UAL über die Optionsbörse CBOE in Chicago gekauft wurden – „zur Beschämung von Ermittlern“, wie die britische Tageszeitung “The Independent“ zu dieser Tatsache berichtete. Am 12. September trat dann der Vorstandsvorsitzende von Deutsche Bank Alex. Brown, Mayo A. Shattuck III, urplötzlich und in aller Stille zurück, obwohl er noch einen dreijährigen Vertrag mit einem Jahresgehalt von mehreren Millionen Dollar besaß. Das könnte man wohl doch als etwas merkwürdig empfinden. Einige Tage später „lehnte“ der damalige Sprecher der CIA, Tom Crispell, „jeden Kommentar ab“, als er für einen Report von Mike Rupperts Website “From the Wilderness“ befragt wurde, „ob das Finanzministerium oder das FBI den Exekutivdirektor der CIA und früheren Chef von Deutsche Bank-Alex Brown, A.B. ,Buzzy’ Krongard, über die CIA-Überwachung der Finanzmärkte mit dem PROMIS-System oder seine frühere Position als Verantwortlicher für Browns Beziehungen zu Privatkunden befragt hätten.“

Zuletzt, ehe er vom damaligen CIA-Chef George Tenet persönlich als Exekutivdirektor der CIA rekrutiert wurde, betreute Krongard vor allem das Privatkundengeschäft bei Alex. Brown.

Der Aktienkurs von UAL ging jedenfalls nach 9/11 am ersten Handelstag, als die US-Börsen wieder geöffnet waren, um 43 Prozent zurück.

Mit seinem Hintergrund als früherer Optionshändler erläuterte mir Keiser des Weiteren zum Sachverhalt:

„Put-Optionen sind, wenn sie spekulativ eingesetzt werden, grundsätzlich Wetten darauf, dass Aktienpreise abrupt fallen werden. Der Käufer, der mit einem Verkäufer einen Zeit-spezifischen Vertrag eingeht, muss die Anteile zum Zeitpunkt, da der Vertrag erworben wird, nicht besitzen.“

Darüber hinaus ist für das Thema Insiderhandel via Optionen diese Definition von Marc Chesney, Remo Crameri und Loriano Mancini zu beachten, namentlich dass „ein Optionshandel“ möglicherweise „als informiert identifiziert ist“ – aber noch nicht (rechtlich!) bewiesen -, „wenn er von einem ungewöhnlich großen Zuwachs an Open Interest und Volumen geprägt ist, große Gewinne induziert und nicht am Aktienmarkt gesichert ist.“

Unter Open Interest (offene Interessen) versteht man solche Verträge, die nach Ablauf der Börsenhandelssitzung noch nicht glattgestellt (das heißt: ausgeübt) wurden, sondern weiterhin offen sind. Nicht am Aktienmarkt gesichert bedeutet, dass der Käufer der Put-Option keine Anteile der zugrundeliegenden Aktie hält, mit der er etwaige Verluste mildern oder ausgleichen könnte, wenn sein Kalkül nicht aufgeht – anders ausgedrückt: man sichert sich nicht ab, weil es unnötig ist, da man weiß, dass die Wette eine, Pardon, „todsichere“ Sache ist. (Insofern handelt es sich auch um keine Wette, da der Ausgang nicht vakant ist, sondern von vornherein feststeht.) Das Vehikel des Kalküls waren hier „lächerlich billige Put-Optionen, die den Inhaber für eine gewisse Zeit ,berechtigen‘, bestimmte Aktien zu einem Preis zu verkaufen, der weit unter dem momentanen Marktpreis liegt – eine höchst riskante Wette, da man sein Geld verliert, wenn bei Fälligkeit der Marktpreis immer noch höher liegt als der in der Option vereinbarte Preis. Als diese Aktien jedoch nach den Terroranschlägen noch viel tiefer fielen, verhundertfachten diese Optionen ihren Wert, da nun der in der Option festgelegte Verkaufspreis höher als der Marktpreis lag. Diese riskanten Spielereien mit Short-Optionen sind ein sicheres Zeichen für Investoren, die wussten, dass in ein paar Tagen etwas geschehen würde, das die Marktpreise dieser Aktien drastisch senken würde.“

Eine Software wie PROMIS wird wiederum zur Beobachtung der Aktienmärkte in Echtzeit gerade auch deswegen eingesetzt, um Preisbewegungen zu verfolgen, die verdächtig erscheinen. Von daher hätten die US-amerikanischen Nachrichtendienste deutliche Warnhinweise aus den singulären, nie zuvor gesichteten Transaktionen erhalten müssen, die sich in Nordamerika, Europa und Asien zutrugen.

Von großer Wichtigkeit ist bezüglich der Spur, die zu den Tätern führen dürfte, wenn man ihr denn ernsthaft nachginge, laut Max Keiser:

„Die Options Clearing Corporation hat eine Verpflichtung dazu, die Transaktion abzuwickeln, und tut dies auf eher anonymer Basis – wohingegen die Bank, die die Transaktion als ein Makler ausführt, die Identität von beiden Parteien bestimmen kann.“

Im Grunde müsste man also der Theorie nach bloß die Banken befragen, die als Makler auftraten, um die Spur zurückverfolgen zu können. Und tatsächlich äußerte sich der ehemalige Vorsitzende der Vollstreckungsbehörde der SEC, William McLucas, dahingehend zu Wort, dass er die Ermittler für befähigt hielt, „jeden Handel aufzuspüren und festzustellen, wo die Transaktionen abgewickelt und von wem sie durchgeführt wurden.“

Doch das dürfte wohl kaum je im Sinne der Aufsichtsbehörden gewesen sein, wenn die Spur unter anderem zu Buzzy Krongard, Alex Brown & Sons und der CIA führte. Ruppert schildert diesen Fall in “Crossing the Rubicon“ dagegen in gebührender Länge.

Max Keiser schätzt die Sache, die hier zur Klärung steht, generell wie folgt ein:

„Mein Gedanke ist, dass viele (nicht alle) von denen, die an 9/11 starben, Finanz-Söldner waren – und wir sollten über sie dasselbe fühlen wie über alle Söldner, die getötet werden. Die Tragödie ist, dass diese Firmen Zivilisten mit Söldnern zusammen vermischten, und dass sie ebenfalls getötet wurden. Haben also Firmen, die an der Wall Street arbeiteten, vielleicht Zivilisten als menschliche Schilde benutzt?“

Ferner machte mich Keiser auf einen Film aufmerksam, an dem er seit geraumer Weile arbeitet, der mit einem besonderen Fall der aufgetretenen Put-Optionen zu tun hat:

„Mein Film ‘Broker Zero’ versucht die exakten Namen jener Makler zu bestimmen, die auf ihren eigenen Tod an diesem Tag spekulierten und gewannen (sie machten Geld und starben gleichzeitig)! Es ist eine interessante Geschichte über den Aufstieg von Selbstmord-Maklern, die kein Bisschen weniger gefährlich sind als Selbstmord-Attentäter irgendwo sonst. Das ist die Zusammenfassung des Projekts: Beweise legen nahe, dass zumindest ein Makler, der im WTC an 9/11 arbeitete, mit Insider-Informationen Handel trieb, und dass das Profit-Motiv größer war als der Überlebensinstinkt. Mehrere Millionen Dollar an Gewinnen wurden von Alex Brown & Sons niemals abgeholt; das Resultat einer richtigen Wette, die sich im Tod auszahlte.“

Klingt zunächst unglaublich; wenn man sich hingegen neurologische Messungen vor Augen führt, wonach „übersteigerter Geldverdienst die gleichen Gehirnregionen anregt wie Kokain“, dann womöglich schon nicht mehr gar so sehr.

Die US-Börsenaufsicht SEC nahm laut einem Bericht von “Bloomberg”, der Anfang Oktober 2001 erschien, eine Untersuchung von Aktiengeschäften rund um 9/11 auf, die 38 Unternehmen umfasste, darunter American Airlines, United Airlines, Continental Airlines, Northwest Airlines, Southwest Airlines, Boeing, Lockheed Martin Corp., American Express Corp., American International Group, AXA SA, Bank of America Corp, Bank of New York Corp, Bear Stearns, Citigroup, Lehman Brothers Holdings, Inc., Morgan Stanley, General Motors und Raytheon.

Soweit, so gut. Noch im gleichen Monat berichtete die Tageszeitung “San Francisco Chronicle” jedoch, dass die SEC den beispiellosen Schritt unternahm, Hunderte, wenn nicht gar Tausende von wichtigen Akteuren in der Privatwirtschaft für ihre Untersuchung als Ermittler  zu ernennen (“to deputize”). In einer Erklärung, die an nahezu alle Aktien-Unternehmen in den USA verschickt wurde, bat die SEC die adressierten Firmen darum, führendes Personal für die Untersuchung abzustellen, die sich „der sensiblen Art“ des Falles bewusst seien und auf die Verlass sei, um „gebotene Diskretion zu üben“.

Im Kern ging es also um Informationskontrolle, nicht um die Beschaffung und Offenlegung von Fakten. Denn solch eine Vorgehensweise birgt kompromittierende Konsequenzen. Mike Ruppert:

„Was passiert, wenn man jemanden für eine nationale Sicherheits- oder strafrechtliche Ermittlung ernennt, ist, dass es für sie illegal gemacht wird, öffentlich mitzuteilen, was sie wissen. Kluger Schachzug. Vom Effekt her werden sie zu Agenten der Regierung und eher von staatlichen Vorschriften, statt von ihrem eigenen Gewissen gesteuert. In der Tat können sie ohne mündliche Verhandlung ins Gefängnis geworfen werden, wenn sie öffentlich  sprechen. Ich habe diese Androhung immer und immer wieder bei bundesstaatlichen Untersuchungen, Geheimdienstagenten und sogar Mitgliedern des Kongresses der Vereinigten Staaten gesehen, die so strikt durch Geheimhaltungseide und Vereinbarungen gebunden werden, dass sie nicht einmal in der Lage sind, kriminelle Aktivitäten innerhalb der Regierung offenzulegen aus Angst, inhaftiert zu werden.“

Zu den Berichten, die “Crossing the Rubicon“/“From the Wilderness“ zum vermuteten Insider-Handel aufführen, gehört unter anderem diese Auflistung, die unter der Überschrift „Schwarzer Dienstag: Der weltgrößte Insiderhandel-Betrug?“ am 21. September 2001 vom israelischen Herzliyya International Policy Institute for Counterterrorism veröffentlicht wurde:

– Zwischen dem 6. und 7. September sah die Chicago Board Options Exchange Käufe von 4.744 Put-Optionen auf United Airlines, aber nur 396 Call-Optionen. Vorausgesetzt, dass 4.000 der Optionen von Menschen mit Vorwissen der bevorstehenden Angriffe gekauft wurden, würden diese „Insider” mit fast $5 Millionen profitiert haben.

– Am 10. September wurden 4.516 Put-Optionen auf American Airlines an der Chicagoer Börse gekauft, verglichen mit nur 748 Call-Optionen. Wieder gab es keinerlei Neuigkeiten zu diesem Zeitpunkt, um dieses Ungleichgewicht zu rechtfertigen; Abermals vorausgesetzt, dass 4.000 dieser Optionskäufe „Insider” repräsentierten, würden sie einen Gewinn von über $4 Millionen darstellen.

– Die Niveaus von Put-Optionen, die gekauft wurden, waren mehr als sechs Mal höher als normal.

– Kein ähnlicher Handel mit anderen Fluggesellschaften trat an der Chicagoer Börse in den Tagen unmittelbar vor dem Schwarzen Dienstag auf.

– Morgan Stanley Dean Witter & Co., das 22 Stockwerke des World Trade Center belegte, sah, dass 2157 Put-Optionen für Oktober zum Preis von $45 in den drei Handelstagen vor dem Schwarzen Dienstag gekauft wurden; dies steht im Vergleich  mit einem Durchschnitt von 27 Verträgen pro Tag vor dem 6. September. Die Morgan Stanley-Aktie fiel von $48,90 auf $42,50 als Folge der Anschläge. Vorausgesetzt, dass 2.000 dieser Options-Kontrakte basierend auf der Kenntnis der bevorstehenden Angriffe gekauft wurden, könnten ihre Abnehmer um mindestens $1.2 Millionen profitiert haben.

– Merrill Lynch & Co., mit Sitz in der Nähe der Twin Towers, sah, dass 12215 Put-Optionen für Oktober zum Preis von $45 in den vier Handelstagen vor den Anschlägen gekauft wurden; das vorherige Durchschnitts-Volumen bei diesen Anteilen war 252 Kontrakte pro Tag gewesen (eine Steigerung von 1200%!). Als der Handel wieder aufgenommen wurde, fielen Merrills Aktien von $46,88 auf $41,50. Vorausgesetzt, dass 11.000 Optionskontrakte von „Insidern” gekauft wurden, wäre ihr Gewinn ungefähr $??5.5 Millionen gewesen.

– Europäische Aufsichtsbehörden untersuchen Transaktionen bei Deutschlands Münchener Rück, der Schweizer Swiss Re und AXA in Frankreich, alles wichtige Rückversicherer mit einer Belastung durch die Katastrophe des Schwarzen Dienstags. (FTW Hinweis: AXA besitzt auch mehr als 25% der American Airlines-Aktie, was die Angriffe zu einem „Doppelschlag” für sie macht.)

Was die Aussagen des damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, angeht, so lauteten diese aus verschiedenen Presseberichten zusammengestellt wie folgt:

„Der Präsident der deutschen Zentralbank, Ernst Welteke, berichtet später, dass eine Studie von seiner Bank zeigt: ,Es gibt immer deutlichere Anzeichen, dass es Aktivitäten an den internationalen Finanzmärkten gab, die mit der notwendigen Experten-Sachkenntnis durchgeführt worden sein müssen‘ – nicht nur in Aktien von stark betroffen Branchen wie Fluggesellschaften und Versicherungen, sondern auch in Gold und Öl. (Daily Telegraph, 23.09.2001) Seine Rechercheure haben „fast unwiderlegbare Beweise für Insider-Handel“ gefunden (Miami Herald, 24.09.2001) „Wenn man sich die Bewegungen an den Märkten vor und nach dem Angriff anschaut, lässt es einen die Stirn runzeln. Aber es ist äußerst schwierig, dies wirklich zu verifizieren.“ Dennoch glaubt er, dass „es im einen oder anderen Fall möglich sein wird, die Quelle zu lokalisieren.“ (Fox News, 22.09.2001) Welteke berichtet „einen grundlegend unerklärlichen Anstieg“ der Ölpreise vor den Anschlägen (Miami Herald, 24.09.2001) und dann einen weiteren Anstieg von 13 Prozent am Tag nach den Anschlägen. Gold steigt ununterbrochen tagelang nach den Anschlägen. (Daily Telegraph, 23.09.2001)“

Hierzu schickte ich der Pressestelle der Deutschen Bundesbank am 1. August 2011 eine Anfrage, in der ich zu erfahren hoffte:

„Wie ging die Bundesbank mit diesen Informationen um? Fragten US-Bundesbehörden an, die Studie einsehen zu können? Mit wem teilte die Bundesbank diese Informationen?

Sodann ferner:

1. Können Sie bestätigen, dass es eine solche Studie der Bundesbank zum 9/11-Insiderhandel gibt, und zwar angefertigt im September 2001?

2. Wenn ja: wie lautet der Titel?

3. Wenn ja: wer waren die Autoren?

4. Wenn ja: wurde die Studie je der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?“

Am 2. August wurde mir daraufhin mitgeteilt: „Ihre Mail ist bei uns eingegangen und wird unter der Nummer 2011/011551 bearbeitet“ – letztlich war die Pressestelle der Deutschen Bundesbank jedoch nur zu einer mündlichen Stellungnahme am Telefon bereit. Mit dieser Stellungnahme wandte ich mich daraufhin über das folgende Schreiben an die Pressestelle der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin, und das aus naheliegendem Grund:

„Gestern schickte ich eine Anfrage (siehe Ende dieser Email) zur Pressestelle der Deutschen Bundesbank wegen des Insiderhandels rund um die Terror-Anschläge vom 11. September 2001 bzw. wegen einer angeblichen Studie hierzu von der Deutschen Bundesbank. Die Anfrage erhielt die Kennziffer 2011/011551.

Die Pressestelle bzw. Herr Peter Trautmann war(en) leider nur zu einer mündlichen Stellungnahme bereit. Diese wiederhole ich nun, weil Sie mit Ihrer Einrichtung zu tun hat. Danach folgen meine weitergehenden Fragen.

„Laut einer mündlichen Auskunft der Pressestelle der Dt. Bundesbank gegenüber dem Autor hat es nie eine ausführliche und offizielle Studie von Seiten der Bundesbank zu dem Insiderhandel gegeben. Vielmehr habe es wohl Ad-hoc-Analysen mit dazugehörigen Charts der Preisbewegungen als Briefing des Bundesbank-Vorstands gegeben. Im Übrigen wäre es Sache der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gewesen, dieser Angelegenheit nachzugehen. Zu einer schriftlichen Auskunft war die Pressestelle der Bundesbank nicht bereit – auch nicht nach meinem Hinweis, dass diese angebliche Bundesbank-Studie seit Jahren unwidersprochen im Internet herumgeistere.“

Soweit die mündliche Auskunft der Bundesbank-Pressestelle bzw. von Herrn Peter Trautmann.

Nun meine Fragen an Sie:

1. Ist die BaFin jemals bezüglich des 9/11-Insiderhandels untersuchend tätig geworden?

2. Mit welchem Ergebnis? Sind die Ergebnisse publik gemacht worden?

3. Hat es keinerlei Verdachtsmomente gegeben, die eine Untersuchung gerechtfertigt hätten – zum Beispiel als geschädigte Unternehmung: Münchener Re, und als Käufer von Put-Optionen auf die United Airlines Company UAL: Deutsche Bank/Alex Brown?

4. Hat die Dt. Bundesbank jemals bei der BaFin angefragt, welche Erkenntnisse sie zu dem 9/11-Insiderhandel habe – zum Beispiel für die Erstellung der Ad-hoc-Analysen der Bundesbank?

5. Haben US-Bundesbehörden jemals angefragt, ob die BaFin mit ihnen bei einer Untersuchung kooperieren könne?

Könnten Sie mir bitte – im Gegensatz zur Deutschen Bundesbank – schriftlich antworten? Ich wäre darüber sehr dankbar!“

Einen Tag darauf bekam ich tatsächlich ein Schreiben hierzu von Anja Engelland, der Pressereferentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, in der sie meine Fragen wie folgt beantwortete:

„1. Ja, das damalige Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat eine umfassende Analyse der Vorgänge vorgenommen.

2. Im Ergebnis haben sich keine Anhaltspunkte für Insiderhandel ergeben. Seine Vorgehensweise und Ergebnisse hat das BAWe bzw. die BaFin in den Jahresberichten für die Jahre 2001 (vgl. S. 26/27) und 2002 (vgl. S. 156 oben erster Absatz) publiziert.

3. Siehe Jahresberichte 2001 und 2002. Put-Optionen auf United Airlines wurden an deutschen Börsen nicht gehandelt (die ersten Eurex-Optionen auf US-Aktien wurden erst nach den Anschlägen vom 11.9.2001 eingeführt); es gab Optionsscheine auf UAL und andere US-Aktien, in denen aber allenfalls geringe Umsätze stattfanden.

4. Eine solche Anfrage ist mir selbst nicht bekannt. Im Übrigen müsste sich dazu die Bundesbank selbst äußern.

5. Die BaFin ist grundsätzlich auf der Grundlage schriftlicher Vereinbarungen, so genannter Memoranda of Understanding (MoU) zum Informationsaustausch mit ausländischen Aufsichtsbehörden, etwa der SEC befugt. Zu möglichen Anfragen ausländischer Aufsichtsbehörden kann sich die BaFin jedoch leider nicht äußern, dies wäre Sache der jeweiligen Behörde. Hierfür bitte ich um Verständnis.“

Hierauf wandte ich mich nochmals kurz an die BaFin, „um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Ihre Antworten beziehen sich, soweit ich das verstehe, allein auf die Finanzmärkte in der BRD bzw. Frankfurt, oder?“

Antwort BaFin: „Die Antworten beziehen sich auf den gesamten deutschen Finanzmarkt und nicht lediglich auf die Frankfurter Wertpapierbörse. Im Hinblick auf die Beurteilung ausländischer Finanzmärkte sind die jeweiligen Behörden die kompetenten Ansprechpartner.“

In meinen Anfragen kam ich jeweils unter anderem auf eine wissenschaftliche Arbeit zu sprechen, die der US-Ökonom Allen M. Poteshman von der University of Illinois at Urbana-Champaign im Jahr 2006 zum Put-Optionshandel rund um 9/11 verfasst hatte. Potesham gelangte nämlich in seiner Untersuchung zu diesem Ergebnis: „Die Untersuchung des Handels mit Optionen bis zum 11. September zeigt, dass es ein ungewöhnlich hohes Niveau von Put-Käufen gab. Dieser Befund steht im Einklang damit, dass informierte Anleger mit Optionen im Vorfeld der Angriffe gehandelt haben.”

Auch gibt es eine wissenschaftliche Untersuchung von Wing-Keung Wong  (Hong Kong Baptist University, HKBU), Howard E. Thompson (University of Wisconsin) und Kweehong (National University of Singapore, NUS), deren Resultate im April 2010 unter dem Titel “Was there Abnormal Trading in the S&P 500 Index Options Prior to the September 11 Attacks?” veröffentlicht wurde. In dieser Studie betrachteten die Autoren den Standard & Poor’s 500 Index (SPX Index Options) und kamen zum Schluss:  “Unsere Erkenntnisse aus den Out-of-the-money (OTM), At-the-money (ATM) und In-the-money (ITM) SPX Index-Put-Optionen und ITM SPX Index-Call-Optionen führen uns dazu, die Null-Hypothese, dass es keinen abnormen Handel in diesen Verträgen vor dem 11. September gab, zurückweisen.“ Stattdessen fanden sie für den September 2001 “abnorme Handelsvolumen in OTM, ATM und ITM SPX Index-Put-Optionen“, und ebensolche „in ITM SPX Index-Call-Optionen” für den gleichen Monat. Daraus zogen sie das Fazit, dass es “glaubwürdige Indizien“ gäbe, „um die Insiderhandel-Behauptung zu unterstützen.”

Zur Begriffsklärung: „Im Geld“ (In-the-money) heißt, dass das eintritt, worauf der Halter einer Put-Option setzt: der Marktpreis des Basiswerts, zum Beispiel eine Aktie (oder in diesem Fall ein Index von Aktien), ist zum Zeitpunkt, da das Optionsgeschäft fällig wird, niedriger, als zum Zeitpunkt, da der Vertragsabschluss stattfand. „Am Geld“ (At-the-money) bedeutet, dass der Preis des Basiswerts gleich oder nahezu gleich geblieben ist. Und „Aus dem Geld“ (Out-of-the-money) meint, dass der Preis des Basiswerts gestiegen ist, dass also das Gegenteil von dem stattfand, worauf der Halter der Put-Option setzte. „Im Geld“: Gewinngeschäft. „Aus dem Geld“: Verlustgeschäft.

Nicht weniger erwähnenswert dünkt mir ein Artikel, den das französische Finanzmagazin „Les Echos” im September 2007 über eine Studie publizierte, die von zwei unabhängigen Ökonomie-Professoren der Universität Zürich, Marc Chesney and Loriano Mancini, geschrieben wurde. Die Journalistin Marina Alcaraz fasste den Inhalt der Befunde in „Les Echos“ mit diesen Worten und Erläuterungen von Professor Chesney zusammen, die ich erstmals in die deutsche Sprache übersetzte:

„Die atypischen Volumina, die auf bestimmte Titel sehr selten sind, führen zum Verdacht des Insiderhandels.” Sechs Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center ist dies das beunruhigende Ergebnis einer aktuellen Studie von Marc Chesney und Loriano Mancini, Professoren an der Universität Zürich. Die Autoren, der eine ein Spezialist für Derivatprodukte, der andere ein Spezialist in der Ökonometrie, arbeiteten an den Verkaufsoptionen, die verwendet wurden, um auf den Kursrückgang von 20 großen amerikanischen Unternehmen zu spekulieren, insbesondere in der Luftfahrt- und Finanzbranche. Ihre Analyse bezieht sich auf die Durchführung von Transaktionen zwischen dem 6. und 10. September 2001 im Vergleich zu den durchschnittlichen Volumina, die über einen langen Zeitraum erfasst wurden (10 Jahre für die Mehrheit der Unternehmen). Die beiden Spezialisten berechneten darüber hinaus die Wahrscheinlichkeit, dass verschiedentliche Optionen innerhalb desselben Sektors in erhebliche Mengen an ein paar Tagen belegt werden können.

„Wir haben versucht zu sehen, ob die Bewegungen auf bestimmte Titel kurz vor den Anschlägen gewöhnlich waren. Wir zeigen, dass die Bewegungen für bestimmte Unternehmen wie American Airlines, United Airlines, Merrill Lynch, Bank of America, Citigroup, Marsh & McLehnan von einer statistische Sicht aus rar sind, erst recht im Vergleich zu den Mengen, die für andere Werte wie Coca-Cola oder Hewlett-Packard beobachtet wurden“, erklärt Marc Chesney, ein ehemaliger Professor an der HEC und Co-Autor von „Blanchiment et financement du terrorisme“  (“Geldwäsche und Finanzierung des Terrorismus”, veröffentlicht bei éditions Ellipses). “Zum Beispiel wurden 1,535 Verträge von Verkaufsoptionen, die zum Preis von 30 Dollar bis Oktober 2001 liefen, auf American Airlines am 10. September gehandelt, im Gegensatz zu einem Tagesdurchschnitt von rund 24 Verträgen über die letzten drei vorherigen Wochen.” Die Tatsache, dass der Markt zu der Zeit in einer Baisse war, “genügt nicht, um diese überraschenden Mengen zu erklären.”

“Enorme” Profite

Die Autoren untersuchten auch die Rentabilität der Verkaufsoptionen und des Handels für einen Investor, der ein solches Produkt zwischen dem 6. und dem 10. September erwarb. “Für bestimmte Titel waren die Profite enorm. Zum Beispiel könnten Anleger, die Verkaufsoptionen der Citigroup mit einer Laufzeit bis Oktober 2001 erworben haben, mehr als 15 Millionen Dollar gewonnen haben“, sagte er. Anhand der Verbindung der Daten zwischen Volumen und Profitabilität schlussfolgern die beiden Autoren, dass “die Wahrscheinlichkeit, dass es Straftaten von Eingeweihten (Insiderhandel) gab, für American Airlines, United Airlines, Merrill Lynch, Bank of America, Citigroup und JP Morgan stark ist. Es ist kein rechtlicher Beweis, aber es sind die Ergebnisse von statistischen Methoden, die Anzeichen von Unregelmäßigkeiten bestätigen.”

Wie Alcaraz für „Les Echos” weiterhin festhielt, ist die Studie des Duos Chesney / Mancini nicht die erste ihrer Art zu möglichen Insider-Geschäften im Zusammenhang mit den 9/11-Anschlägen; sie steht jedoch in krassem Widerspruch zu den Befunden der US-Börsenaufsicht SEC und der 9/11-Kommission, da diese den Insiderhandel insgesamt als vernachlässigenswert einstuften – die fraglichen Geschäfte besäßen keine Verbindung zu 9/11 und hätten sich als „durchweg harmlos“ erwiesen.

Unterschiedlich im Urteil fällt gleichsam die wissenschaftliche Arbeit aus, die Chesney und Mancini zusammen mit Remo Crameri dann im April 2010 an der Universität Zürich veröffentlicht hatten, “Detecting Informed Trading Activities in the Option Markets” („Erkennung informierter Handelsaktivitäten an den Optionsmärkten“), insofern die drei Verfasser in dem Bereich, der dem 11. September 2001 gewidmet ist, das Fazit zogen, dass es sehr wohl beachtenswerten Insiderhandel kurz vor den Terror-Anschlägen am 11. September gegeben hat, der auf Vorwissen basierte. Indem ich auf die genaue Erklärung der mathematisch-statistischen Methode verzichte, die das wissenschaftliche Trio bei der Untersuchung von Put-Optionsgeschäften an der Chicago Board Option Exchange für den Zeitraum zwischen 1996 und 2006 anwendete, will ich wesentliche Untersuchungsergebnisse erstmals in deutscher Sprache wiedergeben.

„Unternehmen wie American Airlines, United Airlines, Boeing“, letztere Firma ist als Flugzeughersteller ein Auftragnehmer von beiden Fluggesellschaften,  „ und in geringerem Maße Delta Air Lines und KLM scheinen Ziele für informierte Handelsaktivitäten in der Zeit bis zu den Anschlägen gewesen zu sein. Die Zahl der neuen Put-Optionen, die in diesem Zeitraum ausgestellt wurden, ist statistisch hoch und die gesamten Gewinne, die durch Ausübung dieser Optionen realisiert wurden, betragen mehr als $ 16 Millionen. Diese Befunde unterstützen die Ergebnisse in Poteshman (2006), der auch außergewöhnliche Aktivitäten im Optionsmarkt vor den Terroranschlägen berichtet.“

Im Bankenbereich fanden Chesney, Crameri und Mancini fünf informierte Handelsaktivitäten in Verbindung zu 9/11.  „Zum Beispiel war die Anzahl der neuen Put-Optionen mit zugrunde liegenden Aktien der Bank of America, Citigroup, JP Morgan und Merrill Lynch in den Tagen vor den Terroranschlägen auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Die realisierten Gewinne aus diesen Handelsstrategien sind rund $ 11 Millionen.”

Für beide Bereiche, dem Flug- und dem Bankensektor, stellen die Autoren fest, dass „in fast allen Fällen die Hypothese“, dass die Put-Optionen nicht abgesichert waren, „nicht zurückgewiesen werden kann.“

Bezüglich des Optionshandels an der EUREX, einem der weltgrößten Handelsorte für Derivate, der 1998 aus der Fusion der Deutschen Terminbörse (DTB) und der Schweizer Options- und Finanz-Terminbörse (Swiss Options and Financial Futures, SOFFEX) hervorging, widmeten sich Chesney, Mancini und Crameri zwei Rückversicherer-Unternehmen, denen durch die WTC-Katastrophe Kosten im Milliardenbereich entstanden: der Münchener Rück und der Swiss Re. Anhand von EUREX-Handelsdaten der Deutschen Bank stießen die drei Wissenschaftler auf informierte Optionsgeschäfte im Zusammenhang mit der Münchener Rück, die am 30. August 2001 auftraten. „Die erkannte Put-Option mit der zugrunde liegenden Münchener Rück“, so schreiben die Autoren, „wurde Ende September 2001 fällig und hatte einen Strike von € 320 (der zugrunde liegende Vermögenswert wurde am 30. August bei € 300,86 gehandelt). Diese Option zeigt einen großen Zuwachs an Open Interest von 996 Kontrakten (ein Quantil von 92,2 % der zweijährigen empirischen Distribution) am 30. August. Ihr Preis war an diesem Tag € 10,22.  … Am Tag der Terroranschläge verlor die zugrunde liegende Aktie mehr als 15% (Schlusskurs am 10. September war € 261,88 und am 11. September € 220,53) und der Optionspreis sprang auf € 89,56, das entspricht einer Rendite von 776% in 8 Handelstagen.  … Die Gewinne … im Zusammenhang mit der Ausübung der 996 neuen Put-Optionen, die am 30. August ausgestellt wurden, entsprachen mehr als € 3.4 Millionen.“ Ähnliches gilt laut den Autoren für informierte Optionsgeschäfte auf Swiss Re am 20. August 2001, die einer Rendite „von 4.050% in drei Handelswochen“ oder aber „mehr als € 8 Millionen“ entsprachen.

In einer neuen Fassung der Arbeit, die am 7. September 2011 veröffentlicht wurde, blieben die Autoren bei ihren Befunden vom April 2010. Hinzu kam hingegen die Betonung, dass es sich bei den erzielten Gewinnen, die sie bei den Put-Optionen aufzeigen, in keinster Weise um Erscheinungen von glücklicher Fügung handelt, sondern in der Tat von Vorwissen, das ausgenutzt wurde.

Mit dem Ergebnis hinsichtlich dessen, was laut Chesney, Crameri und Mancini an der EUREX vor sich ging, wandte ich mich abermals an die BaFin, die mir ja geschrieben hatte, dass für die Finanzplätze in der BRD Insiderhandel rund um 9/11 ausgeschlossen werden könne, um dort zu fragen:

„Wie verträgt sich das mit Ihrer Auskunft, dass das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) bei der „umfassende(n) Analyse der Vorgänge“ auf „keine Anhaltspunkte für Insiderhandel“ stieß? Sehen die Autoren sozusagen grundlos Gespenster?“

Außerdem schob ich hinterher:

„Wenn das stimmt, was die Herren Chesney, Crameri und Mancini schreiben, beziehungsweise wenn Sie das von der BaFin nicht (ad hoc) widerlegen können, sähe sich dann die BaFin veranlasst, der Sache noch einmal gründlich nachzugehen? Es handelte sich doch, falls das Ergebnis von Chesney, Crameri und Mancini zuträfe, um illegale Geschäfte im Zusammenhang mit einem Kapitalverbrechen, das nicht verjährt, oder?“

Für den Fall, dass es von Seiten der BaFin Klärungsbedarf hätte geben können, fügte ich Professor Chesney in meiner Email-Anfrage im “Carbon Copy”-Adressfeld hinzu, da es ja die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit betraf.

Bis dato bekam ich auf diese Fragen keine Antworten.

Ferner wandte ich mich mit diesen drei Fragen an die EUREX:

“1. Wie kommentieren Sie als EUREX die Befunde von Chesney, Mancini und Crameri?

2. Empfand man es bei Ihnen an der EUREX in irgendeiner Weise als seltsam, was sich im Optionshandel bezüglich von Münchener Rück und Swiss Re tat?

3. Haben jemals inländische (z. B. Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, BAWe / Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin) oder ausländische Behörden (z. B. die U.S. Securities and Exchange Commission) bei Ihnen angefragt, ob es Hinweise auf Insiderhandel im Zusammenhang mit den 9/11-Anschlägen via der EUREX gegeben haben könnte?”

Daraufhin erhielt ich folgende Antwort vom stellvertretenden Leiter der Pressestelle der Deutschen Börse, Heiner Seidel:

„Eine öffentliche schriftliche Antwort seitens der Deutschen Börse oder Eurex geben wir Ihnen zu den angefragten Themen nicht. Und zwar aus folgendem Grund: Die Handelsüberwachungsstelle (HüSt) ist Teil der Börse, aber unabhängig und autonom. Deren Untersuchungen sind vertraulich und erfolgen in enger Abstimmung mit der BaFin. Sie sind jedoch niemals öffentlich, eine Anfrage bei der HüSt ist daher nicht sinnvoll.“

Zum 9/11-Optionshandel tauschte ich mich einmal mehr mit dem Historiker Dr. Daniele Ganser aus, indem ich ihn fragte, welche Bedeutung den sogenannten Put-Optionen zukommt, die kurz vor den Anschlägen vom 11. September 2001 getätigt wurden.

Daniele Ganser: Das ist ein wichtiger Punkt. Es geht hierbei darum, dass vor dem 11. September Insider-Handel an den internationalen Börsen nachgewiesen werden kann. Im Spezifischen wurden Put-Optionen, also Spekulationen auf fallende Aktien-Kurse gehandelt. Unter anderem waren die betroffenen Aktien die von United Airlines und American Airlines, den beiden in den Anschlägen involvierten Fluggesellschaften.

Ein Kollege von mir, Professor Marc Chesney vom Institut für Bankwesen an der Universität Zürich, hat diese Put-Optionen untersucht. Man muss ja dann erst einmal schauen, ob vielleicht international darauf spekuliert wurde, dass die Flugindustrie eine schwache Phase erleben wird und ob dementsprechend auch Put-Optionen auf Singapore Airlines, Lufthansa oder Swiss gekauft wurden. Das war nicht der Fall. Es gab sehr signifikante Put-Optionen nur auf diese beiden in den Anschlägen verwickelten Fluggesellschaften. Zweitens muss man das Verhältnis von Put-Optionen zu Call-Optionen untersuchen und schauen, ob dann eventuell auch in bedeutendem Umfang ähnlich viele Call-Optionen gekauft wurden, das wären Spekulationen darauf, dass die Kurse steigen. Und das ist auch nicht der Fall. Es gab nur signifikante Put-Optionen und nur signifikant auf  United Airlines und American Airlines.

Jetzt müsste man weiter sehen, wer die Put-Optionen gekauft hat, denn das wäre der Insider, der am 11. September ein Millionen-Geschäft realisiert hat. Das ist ja den meisten Menschen überhaupt nicht bewusst, dass am 11. September mit den Anschlägen auch Geld verdient wurde. Allerdings gibt die Security and Exchange Commission, SEC, die Börsenaufsicht der USA, diese Daten nicht heraus, wer die Put-Optionen gekauft hat, denn das kann man nicht anonym tun. Dass diese Daten nicht herausgegeben werden, ist störend. Was man hat, ist der 9/11-Commission-Report, und dort wird darauf hingewiesen, dass es zwar Insider-Handel gegeben hat, dass dieser Insider-Handel aber eben nicht bis zu Osama bin Laden zurückverfolgt werden kann, das heißt also, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass dies bin Laden war.

Wenn das nicht weiter verfolgt wird, was sagt das aus?

Daniele Ganser: Das sagt aus, dass die Untersuchung der Terror-Anschläge lückenhaft gemacht wurde, und zwar immer dann, wenn es Widersprüche zur SURPRISE-Geschichte gibt, wird nicht weiter untersucht. Es sieht ganz danach aus, als ob man nur eine Geschichte untersuchen will, die Untersuchung ist daher einseitig. Das gilt aber nicht nur für die Put-Optionen.

So Dr. Ganser in seiner Antwort darauf hinweist, dass diese wichtigen Daten nicht herausgegeben werden, entspricht das leider nur der halben Wahrheit. Warum? Die Antwort ist denkbar simpel und merkwürdig zugleich: David Callahan, der Herausgeber des US-Magazins “SmartCEO”, reichte bei der SEC im Rahmen des “Freedom of Information Act” (FOIA) eine Anfrage bezüglich der Put-Optionen ein, die vor dem 11. September auftraten. Die SEC ließ Callahan in ihrem Antwortschreiben vom 23. Dezember 2009 unter der Kennziffer “09-07659-FOIA” wissen:

„Dieser Brief ist die Antwort auf Ihre Anfrage, um Zugang zu dokumentarischen Nachweisen zu bekommen,  auf die sich der Bericht der Kommission zum 11. September (9/11) in Fußnote 130 in Kapitel 5 bezieht. Basierend auf den Informationen, die Sie in Ihrem Schreiben zur Verfügung stellten, führten wir eine gründliche Durchsuchung der verschiedenen Systeme von Aufzeichnungen der Kommission durch und berieten uns mit anderen Mitarbeitern der Kommission. Allerdings sind wir darauf hingewiesen worden, dass die möglicherweise entsprechenden Unterlagen vernichtet wurden.”

Von daher werden wir bedauerlicherweise nie exakt erfahren, wie die SEC und die 9/11-Kommission zu ihren Ergebnissen bezüglich des 9/11-Insiderhandels im Abschlussbericht kamen, weil Beweisdokumente nicht bloß zurückgehalten, sondern auch zerstört wurden – und das, obwohl eine Vereinbarung zwischen der SEC und dem Nationalarchiv der USA besteht, in der sich die Behörde dazu verpflichtete, all ihre Aufzeichnungen für mindestens 25 Jahre aufzubewahren.

Apropos Zerstörung. Am 11. September wurden in New York City nicht nur Menschenleben, Flugzeuge und Gebäude zerstört, sondern auch Datenmaterialien auf Computern und in Archiven. Beispielsweise besaßen etliche Bundesbehörden Büroquartiere im Gebäude 7 des World Trade Center, darunter auch in den Etagen 11 – 13 die Börsenaufsicht SEC. Solche und andere Daten hätten freilich Aufschluss über den mutmaßlichen 9/11-Insiderhandel geben können. In der Tat bekamen einige Technologieunternehmen den Auftrag erteilt, beschädigte Festplatten, die aus dem Schutt und Staub von Ground Zero geborgen wurden, wiederherzustellen. Eine dieser Firmen war die englische Unternehmensgruppe Convar, genauer: deren Datenrettungszentrum im West-Pfälzischen Pirmasens.  Erik Kirschbaum von Reuters berichtete im Dezember 2001, dass es Convar bis zu diesem Zeitpunkt gelungen war, Informationen von 32 Computern wiederherzustellen, „die den Verdacht unterstützen, dass einige der 9/11-Transaktionen illegal waren.

,Der Verdacht ist, dass Kriminelle ihr Insiderwissen über die Anschläge genutzt haben, um finanzielle Transaktionsbefehle und Autorisationen zu versenden, im Glauben, dass ihnen dies in all dem Chaos einen guten Vorsprung bringen würde’, sagte Convars Direktor Peter Henschel.“

Convar erhielt die kostspieligen Aufträge – zwischen $20,000 und $30,000 mussten die Firmen, so Kirschbaums Bericht, pro geretteten Computer berappen – insbesondere von Kreditkartenunternehmen, denn: „Es gab einen starken Anstieg der Kreditkartentransaktionen, die sich durch einige Computer-Systeme im WTC bewegten, kurz bevor die Flugzeuge die Zwillingstürme trafen. Dies könnte ein kriminelles Unternehmen gewesen sein – bekamen sie in dem Fall eine Vorwarnung? Oder war es nur ein Zufall, dass mehr als $100 Millionen durch die Computer rasten, als sich die Katastrophe entfaltete?”

Henschel erklärte damals, dass die Unternehmen, für die Convar tätig wurde, mit dem FBI kooperierten. Wenn die Daten rekonstruiert waren, so ist aus dieser Information zu entnehmen, müssten sie dem FBI übergeben worden sein, und das FBI müsste laut ihrem gesetzlichen Auftrag eine weitere Untersuchung durchgeführt haben, um aufgrund der Daten herauszufinden, wer die Transaktionen durchführte. Henschel gab sich damals optimistisch, dass die Quellen für die Transaktionen noch ans Licht kommen würden. Richard Wagner, ein Convar-Mitarbeiter, sagte gegenüber Kirschbaum, dass es „kurz vor und während des WTC-Desasters zu illegalen Finanztransaktionen in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar gekommen sein (könne). ,Sie (die Kriminellen) dachten, dass die Aufzeichnungen ihrer Transaktionen nach der Zerstörung der Hauptframes nicht nachvollzogen werden könnten.”

Die Beobachtung von Wagner, dass  es „kurz vor und während des WTC-Desasters zu illegalen Finanztransaktionen“ gekommen sein könne, passt zu einer Begebenheit, die Mike Ruppert in “Crossing the Rubicon“ schildert. Ruppert wurde von einem Mitarbeiter der Deutschen Bank kontaktiert, der die WTC-Katastrophe überlebte, indem er den Ort des Geschehens verließ, als das zweite Flugzeug sein Ziel erreicht hatte. „Laut dem Mitarbeiter“, so Ruppert, „wurde das gesamte Computersystem der Deutschen Bank etwa fünf Minuten vor dem Angriff durch etwas Äußeres übernommen, das niemand im Büro erkannte, und jede Datei wurde in Windeseile an einen unbekannten Ort heruntergeladen. Der Mitarbeiter, der Angst um sein Leben hatte, verlor viele seiner Freunde am 11. September, und er war sich sehr wohl bewusst, welche Rolle die Deutsche Bank-Tochter Alex. Brown im Insiderhandel spielte.”

Gerne hätte ich nähere Informationen von Convar zu der Arbeit an den WTC-Computerfestplatten erfahren, aber auch zu den Aussagen von Peter Henschel und Richard Wagner. Daher kontaktierte ich die Agentur, die Convar bei Presseangelegenheiten vertritt, mit einer diesbezüglichen schriftlichen Anfrage. Die Agentur „ars publicandi“ ließ mich jedoch alsbald wissen:

„Derzeit können aus Zeitgründen zum angefragten Themenkomplex leider keine Auskünfte bzw. Gesprächspartner seitens unseres Kunden angeboten werden.“

Ebenso wandte ich mich mit einer schriftlichen Anfrage an die Firma KrollOntrack, einem sehr interessanten Konkurrenzunternehmen von Convar. Ontrack Data Recovery, das gleichfalls Standorte in Deutschland besitzt, wurde 2002 von der Firma Kroll Inc. aufgekauft, „eine der landesweit mächtigsten privaten Ermittlungs- und Sicherheitsdienstfirmen, die langanhaltende Beteiligungen am Schutz von US-Regierungsbeamten einschließlich des Präsidenten hat. Dies würde eine enge Zusammenarbeit mit dem Secret Service erfordern.”

Zum Zeitpunkt der 9/11-Anschläge war einer der Geschäftsführer von Kroll Inc. ein gewisser Jerome Hauer, der zuvor als Direktor des Office of Emergency Management (OEM) das Krisenzentrum des Bürgermeisters von New York City einrichtete, das seine Unterkunft im 23. Stockwerk des WTC-Gebäudes 7 hatte. Hauer verhalf dem ehemaligen FBI-Agenten John O’Neill zum Posten des Leiters für Sicherheitsangelegenheiten des WTC, verbrachte mit O’Neill die Nacht zum 11. September in New York, ehe dieser dann am 11. September im WTC ums Leben kam, und er dürfte an der Planung von Tripod II beteiligt gewesen sein – jener Kriegsübung im Hafen von New York City, die ich bereits erwähnte.

Von daher fand ich es alles in allem reizvoll, auch hier etwas Genaueres in Erfahrung zu bringen, exakter ausgedrückt, ob Ontrack bzw. KrollOntrack 2001 oder danach Aufträge zur Rettung von Computerfestplatten vom WTC erhalten habe. In dem Antwortschreiben, das ich von KrollOntrack erhielt, hieß es:

„Kroll Ontrack war nicht am Ort in Sachen Datenrettung – die Geräte der Twin Towers waren komplett zerstört bzw. pulverisiert.

Die Firma Kroll war damals allerdings im Bereich computer-forensischer Ermittlungen tätig, um Geräte in den umliegenden Gebäuden sicherzustellen.“

Summa summarum brachten mich diese beiden Anfragen also kein Stück weiter. Wenn überhaupt irgendetwas, ergab sich eine weitere Frage: Warum schrieb mir KrollOntrack eine Antwort, von der man dort eigentlich wissen musste, dass ihr Inhalt nicht den Tatsachen entsprach? Schließlich hatte ich in meiner Anfrage geschrieben, dass unter anderem das Unternehmen Convar Aufträge zur Wiederherstellung beschädigter Computerfestplatten vom World Trade Center erhalten habe.

Indem ich den Reuters-Artikel von Erik Kirschbaum als Verlinkung mitschickte und zusätzlich noch filmische Berichte über die Arbeit von Convar, die zeigten, dass manche der WTC-Festplatten nicht  „komplett zerstört bzw. pulverisiert“ waren, stellte ich in meiner erneuten Anfrage bei KrollOntrack fest: „Ihre Antwort scheint nicht den Tatsachen zu entsprechen, so es um „komplett zerstört bzw. pulverisiert“ geht. Bleiben Sie trotzdem bei Ihrer Antwort?“

Hierauf antwortete KrollOntrack sodann, dass es sich bei der zuvor gegebenen Einschätzung “nicht um eine Aussage, sondern um eine Meinung“ handelte. Diese dem Kenntnisstand der breiten Öffentlichkeit entsprechenden Meinung finde ich aber am Ende gar nicht einmal wertlos, da sie im Umkehrschluss durch die Aktivitäten von Convar spielend widerlegt werden kann.

Der eine filmische Bericht, auf den ich in meiner zweiten Anfrage an KrollOntrack verwies, stammte aus dem „Heute-Journal“ des Zweiten Deutschen Fernsehens vom 11. März 2002, der andere aus der niederländischen TV-Dokumentation „Zembla“, die am 10. September 2006 ausgestrahlt worden war. Aus dem ZDF-Bericht geht hervor, dass Convar die WTC-Festplatten vom US-Verteidigungsministerium zugeschickt bekam, dass es Convar gelungen war, bis März 2002 mehr als 400 Festplatten zu retten, und dass die privaten Firmen, für die Convar arbeitete, pro Festplatte zwischen $25.000 und $50.000 bezahlen mussten. Aus der TV-Dokumentation „Zembla“ geht hervor, dass Convar im Wesentlichen bei der Darstellung, von der Erik Kirschbaum berichtet hatte, blieb.

Halten wir insofern fest: dem Anschein nach gab es im Zusammenhang mit 9/11 nicht bloß Insiderhandel, bei denen Put-Optionen auf Aktien eine Rolle spielten, sondern zusätzliche Anhaltspunkte dafür, dass es zu illegalen Finanztransaktionen via Kreditkarten kam, durch die kurz vor und während der WTC-Katastrophe mehr als 100 Millionen Dollar aus den WTC-Computersystemen entfernt wurden. Was das FBI mit den rekonstruierten Daten späterhin machte, bleibt ungeklärt, und ob Convar auch Daten rettete, die mit den Put-Optionen in Verbindung standen, bleibt gleichsam im Dunkeln. Gesichert ist dagegen, dass sich die 9/11-Kommission mit der Spielart des Insiderhandels via Kreditkarten gar nicht erst befasste.

Dass es zwar reichlich Hinweise auf Insider-Geschäfte, am Ende allerdings wenig Handfestes darüber gibt, unterstrich die ehemalige Wall Street-Investmentbankerin Catherine Austin Fitts, mit der ich zu diesem Thema sprach.

Frau Fitts, was sind Ihre generellen Gedanken im Zusammenhang mit dem angeblichen 9/11-Insiderhandel?

Catherine Austin Fitts: Nun, ich bin nie in der Lage gewesen, konkrete Beweise dafür zu sehen, dass der Insiderhandel nachgewiesen wurde. Es gibt eine Menge von anekdotischen Informationen von  Investmentbankern und Menschen aus der Investment-Community, die indizieren, dass es signifikanten Insiderhandel gegeben hat, vor allem in den Währungs- und Anleihemärkten, aber noch einmal, der ist nicht dokumentiert worden.

Ich denke, um Situationen wie 9/11 herum haben wir Dinge gesehen, die nur als Insiderhandel erklärt werden können. Deshalb würde es mich nicht verwundern, wenn sich herausstellte, dass die Anschuldigungen wahr sind, weil mein Verdacht der ist, dass 9/11 eine äußerst profitable verdeckte Operation war und dass ein Großteil der Gewinne aus dem Handel kam. Es würde mich nicht einmal überraschen, wenn sich herausstellte, dass der Exchange Stabilization Fund den Handel durchführte und dass ein Teil des Geldes für den Fonds zur Entschädigung der Opfer vom ESF stammte.

Insiderhandel passiert rund um diese Art von Ereignissen, aber wenn man wirklich Beweise für Insiderhandel produzieren will, benötigt man die Vorladungsbefugnisse der SEC, und natürlich wissen wir, dass sie davon keinen Gebrauch gemacht haben. Wenn überhaupt, dann legte die Regierung sofort nach 9/11 eine erhebliche Menge an Fällen bei, wie ich annehme, weil ein Großteil der Dokumente durch die Zerstörung des WTC-Gebäudes Nummer 7 zerstört wurden, wo die Büros der SEC und andere staatliche Untersuchungsbüros waren.

Auf meine Frage, wer von 9/11 profitierte, antwortete Frau Fitts, die 2004 einen längeren Artikel dazu verfasst hat, dieses:

9/11 war außerordentlich profitabel für die Wall Street, denn natürlich erhielten sie eine Art von “Komme-aus-dem-Gefängnis-für-umsonst-frei-Karte”, wie ich gerade beschrieben habe. Darüber hinaus wurde der größte Makler von Staatsanleihen, Cantor Fitzgerald, zerstört, und es gab eine Menge Geld, das in den vorherigen vier oder fünf Jahren bei der Bundesregierung verloren ging. Wenn man sich die Höhe der involvierten Gelder anschaut, ist es schwer zu einem anderen Ergebnis als massiven Wertpapierbetrug zu kommen, also finde ich es sehr interessant, dass das passiert ist.

Darüber hinaus nahm die Bundesregierung die Position ein, dass sie keine geprüften  Jahresabschlüsse nach 9/11 produzieren konnte, weil sie sagten, dass das Büro im Pentagon, das Jahresabschlüsse erstellte, zerstört wurde. In Anbetracht dessen, was ich vom Aufbau der Abschlüsse bei der Bundesregierung weiß, bin ich skeptisch gegenüber dieser Aussage. Aber unnötig zu sagen, wenn man die Regierung bei ihrem Wort nimmt, dann hatte man eine weitere “Komme-aus-dem-Gefängnis-für-umsonst-frei-Karte” für vier Billionen US-Dollar und mehr, die der Bundesregierung verloren gingen. Wenn man also nur einen Blick auf die Finanzbetrug-Aspekt wirft, gab es eine Menge von Parteien, die von 9/11 profitierten. Aber was 9/11 natürlich auch tat war, dass es der Verabschiedung des Patriot Acts und einer ganzen Reihe von Gesetzen und Verordnungen die Bühne bereitete, die ich kollektiv “Gesetzgebung zur Kontrolle über die Konzentration von Cash Flow” nenne. Sie verliehen unglaubliche Macht zur Zentralisierung.

Darüber hinaus, wenn man sich die Geldpolitik unmittelbar nach 9/11 anschaut – ich erinnere mich, dass ich drüben in der City of London mit einem Geld-Manager herumfuhr und sein Telefon klingelte und er antwortete über seinen Lautsprecher. Es war jemand von der Wall Street, den er schon vor 9/11 nicht mehr gesprochen hatte, und er sagte zu ihm: “Oh Harry, es tut mir so leid, was geschehen ist, es muss sehr traumatisch gewesen sein.” Und der Typ sagte: “Sei nicht lächerlich! Wir konnten kurzfristig billig leihen und langfristig investieren, wir betreiben eine riesige Arbitrage, wir machen ein Vermögen, das ist das Profitabelste, was uns je passiert ist!” – Man konnte die Geldpolitik und Art der Insider-Spiele erraten, die zu diesem Zeitpunkt Profite in die Bank pumpten, das war also sehr ertragreich. Aber natürlich wurde das große Geld für eine signifikante Bewegung des Militärs im Ausland und nach Afghanistan und dann in den Irak eingesetzt. (…) Man konnte sehen, dass das Land vorbereitet wurde, in den Krieg zu ziehen. Und sicherlich wurde 9/11 als Rechtfertigung benutzt, um in den Krieg in Afghanistan zu gehen, um in den Krieg im Irak zu gehen, und um eine Vielzahl von Aktionen zu begehen, und jetzt sind viele der Herausforderungen beim Haushalt das Ergebnis der außerordentlichen Kriegsausgaben wie in Afghanistan und im Irak und die Kosten für die Verlegung der Armee ins Ausland und die Art der Beteiligung an dieser Sorte von Imperiumsaufbau mit militärischer Gewalt. Ich denke also, wenn Sie fragen, wer aus 9/11 Nutzen zog, dann besteht eine der großen Kategorien in all jenen Leuten, die Geld am Herstellen der populären Angst verdienten, die sie brauchten, um diese Kriege zu inszenieren. Ich glaube, ob es Finanzbetrug war, die Ingangsetzung neuer Gesetze oder die Ingangsetzung von Kriegen, es war eine fantastisch profitable verdeckte Operation.

In die besagte Kategorie von Leuten, die aus 9/11 Nutzen zogen, gehört der Waffenhersteller Raytheon, dessen Aktienkurs unmittelbar von den 9/11-Angriffen profitierte. Der Handel der Aktienanteile von Raytheon, dem Produzenten von Tomahawk- und Patriot-Raketen (und Mutterkonzern von E-Systems, zu deren Kunden die NSA und CIA zählen), erlebte eine abrupte sechsfache Zunahme von Call-Optionskäufen am Tag direkt vor dem 11. September. Bei Call-Optionen liegt die Erwartung vor, dass eine Aktie im Preis steigen wird. In der ersten Woche nach 9/11, als die New Yorker Börse wieder öffnete, legte der Wert der Raytheon-Aktie tatsächlich immens zu. Das Bild beim Betrachten des Kursverlaufs ist eine sehr schwache Performance vor den Anschlägen – und daraufhin, nach Wiederaufnahme des Handels, ein „Gap“ (bei mächtigem Volumen) nach oben. Anders ausgedrückt: von knapp unter $25 am 10. September, dem Tiefststand der Periode zwischen dem 20. August bis 28. September 2001, auf $31,50 am 17. September und bis zu $34,80 am 27. September.

Ein weiterer Gewinner waren Käufer von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Diese Papiere wurden in ungewöhnlich großem Umfang kurz vor den Angriffen gehandelt. Jedenfalls berichtete das “Wall Street Journal” Anfang Oktober 2001, dass der Secret Service eine Ermittlung zu verdächtig hohen Volumen von US-Staatsanleihekäufen vor den Anschlägen aufgenommen habe. Eine einzige Transaktion bezüglich der fünfjährigen US-Schatzanweisungen habe allein schon den Wert von $5 Millionen beinhaltet. Ferner stieg der Wert dieser Papiere in den Tagen nach 9/11. Dazu hieß es seitens des “Wall Street Journal”:

„Fünfjährige Schatzanweisungen gehören zu den besten Investitionen im Fall einer weltweiten Krise, insbesondere bei einer solchen, die die USA trifft. Die Papiere sind geschätzt aufgrund ihrer Sicherheit und weil sie von der US-Regierung gedeckt werden, und für gewöhnlich ziehen ihre Preise an, wenn Anleger aus riskanteren Investitionen, wie beispielsweise Aktien, flüchten.“

Zu dieser Erscheinung muss hinzuaddiert werden, dass die US-Regierung über solche Staatsanleihen, die als eine Grundlage der Geldschöpfung dienen, einen Krieg wie den alsbald erklärten „Krieg gegen den Terror“ finanziert, der unter anderem mit Tomahawks der Firma Raytheon geführt wird – und hier gilt abermals ein geschwinder Blick auf dieses Cui-Bono-Verhältnis zu werfen:

„Die US-Notenbank erschafft Geld, um den Krieg zu finanzieren, und verleiht es an die amerikanische Regierung. Die amerikanische Regierung wiederum muss auf das Geld, das sie sich von der Zentralbank ausgeliehen hat, um den Krieg zu finanzieren, Zinsen zahlen. Je größer die Aufwendungen für den Krieg sind, desto größer fallen die Gewinne für die Banker aus.“

Eine vielschichtige Mengenlage, will man meinen.

Den „grundlegend unerklärlichen Anstieg“ der Ölpreise vor den Anschlägen, von dem Ernst Welteke berichtete, vermag ich übrigens nicht zu bestätigen. Wenn man sich, was ich getan habe, die Preisentwicklung für die US-Erdölmarke WTI im Zeitraum zwischen dem 20. August bis 28. September 2001 anschaut, so ergibt sich vor den Anschlägen zwar das Bild eines moderaten, mitnichten aber eines signifikanten Anstiegs. Am 14. September fand ein beachtlicher „Gap” nach oben statt, anschließend jedoch auch wieder eine schnelle Beruhigung.

Betreffend des gestiegenen Goldpreises nach den Anschlägen, den Welteke angerissen hatte, schrieb mir der international geachtete Goldmarktanalyst und Herausgeber von “The Thunderroad Report“, Paul Mylcreest, dass er sich recht unverfänglich erklären lässt: „Dass der Goldpreis in der Folge eines solchen Ereignisses wie dieses stark zulegt, würde man als Käufe im Sinne von ‚sicherer Hafen‘ ganz gewiss erwarten.”

Bei den Put-Optionen sieht das nach wie vor anders aus. Einer der weltweit führenden Praktiker an der Schnittstelle zwischen den internationalen Kapitalmärkten, der nationalen Sicherheitspolitik der USA und der Geopolitik, James G. Rickards, gab mir in einem persönlichen Gespräch ein paar Antworten, die ich mit seiner ausdrücklichen Genehmigung wiedergeben darf.

Hat es  verdächtige Handelsaktivitäten über ungedeckte Put-Optionen an den Terminmärkten kurz vor 9/11 gegeben?

James G. Rickards: Nun, die Unterlagen zum Handelsverlauf sind sicherlich verdächtig. Es ist einfach nur eine Tatsache, dass es eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Put-Käufen auf die zwei Fluggesellschaften an den drei letzten Handelstagen vor den Anschlägen gab. Das ist eine bloße Tatsache, das ist keine Spekulation, das ist kein Herumraten. Dies geht in der Tat aus den Unterlagen des Handelsverlaufs der Terminbörsen hervor.

Denken Sie, dass die Geheimdienste aufgrund dessen Hinweise darüber hätten gewinnen können, was vor sich ging?

James G. Rickards: Theoretisch ist das möglich, wenn man danach sucht und darauf achtet. Es lagen aber noch viel signifikantere Hinweise herum, die missachtet wurden.

Denken Sie ferner, dass einige Leute mit ihrem Vorwissen, dass sich etwas Besonderes ereignen würde, spekulativ an den Aktienmärkten betätigten?

James G. Rickards: Basierend auf den Unterlagen zum Handelsverlauf scheint das der Fall gewesen zu sein, ja.

As far as the abnormal option trades around 9/11 are concerned, I want to give Max Keiser the last word in order to point out the significance of the story.

Max Keiser: Regardless of who did it, we can know that more than a few had advance warning – the trading in the option market makes that clear.