Interview:

Musik und mehr für den Frieden: Pax Terra Musica 2017

Von Published On: 30. März 2017Kategorien: Allgemein

Andrea Drescher: Wie kommt man darauf, ein derartiges Festival zu organisieren?

 

Malte Klingauf: Ich war lange Zeit eigentlich unpolitisch. 2014 sagte mein Schwager: „Mensch komm doch mal mit zur Mahnwache Berlin, da ist echt was los.“. Ich hab es mir angeschaut, und war – typisch Realo – erst einmal sehr skeptisch. Auch den Personenkult fand ich nicht so überzeugend. Aber dann begann ich mein eigenes Weltbild zu hinterfragen und war „auf einmal“ Moderator der Berliner Mahnwache. Als wir sahen, dass die Friedensbewegung immer weiter auseinander brach, der Schwung verloren ging – bei manchen Friedensmärkten in Berlin sind mehr Aussteller als Besucher vor Ort – kam die Idee für ein Festival auf. Wir wollen ein Podium zu schaffen, auf dem sich alle begegnen und vernetzen können und gleichzeitig Spaß haben. So kann man Menschen begeistern, Impulse geben und motivieren, aktiv zu werden. Aus dieser Idee entstand Pax Terra Musica – Vernetzungstreffen und Musik-Event in einem.

 

Andrea Drescher: Was erwartet die Besucher?

 

Malte Klingauf: Es ist ein breites Programm mit Musik, Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionen und Workshops – auch Kindern wird einiges geboten. Kinder sind schließlich unsere Zukunft, darum macht für uns eine Friedensfest ohne Kinder keinen Sinn. Musik gibt es auf mehreren Bühnen, von HipHop über Rock und Electro bis hin zu Liedermachern. Derzeit arbeiten wir noch daran, weitere prominente Musiker zu gewinnen, aber an die großen Künstler kommt man nur noch über deren Booking-Agenturen heran. Ich fürchte, in vielen Fällen wurden unsere Anfragen gar nicht weitergegeben. Für unsere Ausstellung haben wir bereits Zusagen von über 40 Organisationen mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten. Wir rechnen insgesamt mit rund 100 Aktiven. Vorgestellt werden Lösungen für eine bessere Zukunft, das deckt ja ein enorm breites Spektrum an Themen ab. Von der Selbstversorgung, Meditation über alternative Medien bis hin zu erneuerbaren Energien – um nur einige Beispiele zu nennen. Vorträge zu aktuellen Themen, Diskussionsrunden zur Zukunft der Demokratie und Demokratischer Schule und Kunstausstellungen wie z. B. „Bärensuppe“, „Hass vernichtet“ oder die Fotoausstellung „Gefahrengebiet“ sorgen sicher für vielfältige Impulse. Dann gibt es auch noch verschiedene Workshops in Richtung Ernährung, Yoga, Meditation und Friedenspädagogik, bei denen die Besucher aktiv mitmachen können. Human Connection wird mit eigenem Workshop-Zelt dabei sein. Das aktuelle Programm findet man bereits auf der Webseite, aber Woche für Woche kommen neue Aktivitäten hinzu. Die Organisationen können die Fläche beliebig nutzen. Wer eine Idee hat, ist frei, diese beim Festival umzusetzen. Bei diesem umfangreichen Programm kann sicher jeder etwas für sich finden.

 

Andrea Drescher: Apropos
jeder – ist wirklich JEDER willkommen?

 

Malte Klingauf: Alle Menschen sind willkommen, die an einer friedlichen Zukunft interessiert sind. Das sind aktive aus der Friedensbewegung, Menschen, die nachhaltig produzieren wollen, der lokale Ökobauer, Vertreter lokaler Geldsysteme oder alternativer Medien. Nein, nicht eingeladen sind Faschisten, Rassisten und andere menschenverachtende Gruppen. Die Friedensbewegung steht für Frieden weltweit,  das lässt sich mit Rassismus nicht verbinden. Ganz klar, Aktive von Pegida laden wir als Aussteller oder Sprecher definitiv nicht ein. Als Besucher schließen wir aber erst einmal niemanden aus. Bekannte Gesichter, die als „rechts“ gelten, machen es uns zwar schwer, weil man dann leicht wieder in einen Topf geworfen werden kann. Aber jeder hat eine zweite Chance verdient. Und vielleicht bietet das Festival auch eine Gelegenheit, Vorurteile abzubauen und Brücken zu schlagen.

 

Andrea Drescher: Gab es diesbezüglich schon Gegenwind?

 

Malte Klingauf: Ja, aber wenig. In der Electro-Szene kamen die alten Vorwürfe aus der Mahnwachenzeit wieder hoch. Im Grunde ist es aber sehr gering, da wir keine reale Angriffsfläche bieten und wirklich breit aufgestellt sind.

 

Andrea Drescher: Breit aufgestellt heißt was?

 

Malte Klingauf: Es heißt, dass wir gute Kontakte zur „alten“ Friedensbewegung haben. Pax Terra Musica wird z. B. offiziell an den Ostermärschen in Berlin teilnehmen. Diese guten Beziehungen haben wir uns aktiv erarbeitet. Wir haben uns den Vertretern vorgestellt und sind auch herzlich empfangen worden. Auch mit den Organisatoren von Stopp Ramstein sind wir im engen Kontakt und unterstützen uns gegenseitig. Es gibt bei Pax Terra Musica keinen Konflikt zwischen alter und neuer Friedensbewegung. Ich muss zugeben, darauf sind wir auch ein bisschen stolz. Wir wollen ja gerade die verschiedenen Gruppen, Grüppchen, Organisation und Aktivisten wieder zusammenbringen. Wir wollen mit allen in der alternativen Szene reden, die gewaltfrei, menschenorientiert und anti-rassistisch agieren.

 

Andrea Drescher: Ist Frieden als Event der neue Weg, Menschen zu aktivieren?

 

Malte Klingauf: Ich glaube ja. Auf der einen Seite ist es ein Treffpunkt für die bereits aktiven in der Friedensbewegung, denen auf Demos oft die Zeit fehlt,  sich kennenzulernen und zu vernetzen. Junge, noch weniger aktive Menschen wollen wir über den Event-Charakter des Festivals anziehen. Sie sollen praktisch erleben, wie Friedensarbeit aussehen kann. Ich erhoffe mir, dass es zu einer breiten Vernetzung führt, so dass Aktionen im folgenden Jahr größer und koordinierter werden.

 

Andrea Drescher: Wie und wo kann man sich Karten kaufen?

 

Malte Klingauf: Die Karten gibt es auf unserer Webseite www.pax-terra-musica.de. Die Kosten betragen für Erwachsene 45 Euro, für Kinder ab 13 gibt es das Jugendticket für 30 Euro, jüngere Kinder können kostenlos teilnehmen. Das sind für drei Tage Zeltplatz und das das bunte Programm sicher keine überzogenen Eintrittspreise. Am Camping-Gelände kann sich jeder selbst verpflegen und bei den Verkaufsständen achten wir auch darauf, dass es sich jeder leisten kann.

 

Andrea Drescher: Was würdest Du Dir wünschen, wenn Du einen Wunsch frei hättest?

 

Malte Klingauf: Pax Terra Musica soll ein Erfolg werden. Damit es sich finanziert, sollten um die 3000 Menschen mit uns feiern. Wirklich froh wäre ich, wenn wir 5000 Besucher schaffen und mit der Energie dann 2018 international antreten können. Wichtig ist natürlich auch gutes Wetter – aber das ist bestellt.

 

Interview:

Musik und mehr für den Frieden: Pax Terra Musica 2017

Von Published On: 30. März 2017Kategorien: Allgemein

Andrea Drescher: Wie kommt man darauf, ein derartiges Festival zu organisieren?

 

Malte Klingauf: Ich war lange Zeit eigentlich unpolitisch. 2014 sagte mein Schwager: „Mensch komm doch mal mit zur Mahnwache Berlin, da ist echt was los.“. Ich hab es mir angeschaut, und war – typisch Realo – erst einmal sehr skeptisch. Auch den Personenkult fand ich nicht so überzeugend. Aber dann begann ich mein eigenes Weltbild zu hinterfragen und war „auf einmal“ Moderator der Berliner Mahnwache. Als wir sahen, dass die Friedensbewegung immer weiter auseinander brach, der Schwung verloren ging – bei manchen Friedensmärkten in Berlin sind mehr Aussteller als Besucher vor Ort – kam die Idee für ein Festival auf. Wir wollen ein Podium zu schaffen, auf dem sich alle begegnen und vernetzen können und gleichzeitig Spaß haben. So kann man Menschen begeistern, Impulse geben und motivieren, aktiv zu werden. Aus dieser Idee entstand Pax Terra Musica – Vernetzungstreffen und Musik-Event in einem.

 

Andrea Drescher: Was erwartet die Besucher?

 

Malte Klingauf: Es ist ein breites Programm mit Musik, Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionen und Workshops – auch Kindern wird einiges geboten. Kinder sind schließlich unsere Zukunft, darum macht für uns eine Friedensfest ohne Kinder keinen Sinn. Musik gibt es auf mehreren Bühnen, von HipHop über Rock und Electro bis hin zu Liedermachern. Derzeit arbeiten wir noch daran, weitere prominente Musiker zu gewinnen, aber an die großen Künstler kommt man nur noch über deren Booking-Agenturen heran. Ich fürchte, in vielen Fällen wurden unsere Anfragen gar nicht weitergegeben. Für unsere Ausstellung haben wir bereits Zusagen von über 40 Organisationen mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten. Wir rechnen insgesamt mit rund 100 Aktiven. Vorgestellt werden Lösungen für eine bessere Zukunft, das deckt ja ein enorm breites Spektrum an Themen ab. Von der Selbstversorgung, Meditation über alternative Medien bis hin zu erneuerbaren Energien – um nur einige Beispiele zu nennen. Vorträge zu aktuellen Themen, Diskussionsrunden zur Zukunft der Demokratie und Demokratischer Schule und Kunstausstellungen wie z. B. „Bärensuppe“, „Hass vernichtet“ oder die Fotoausstellung „Gefahrengebiet“ sorgen sicher für vielfältige Impulse. Dann gibt es auch noch verschiedene Workshops in Richtung Ernährung, Yoga, Meditation und Friedenspädagogik, bei denen die Besucher aktiv mitmachen können. Human Connection wird mit eigenem Workshop-Zelt dabei sein. Das aktuelle Programm findet man bereits auf der Webseite, aber Woche für Woche kommen neue Aktivitäten hinzu. Die Organisationen können die Fläche beliebig nutzen. Wer eine Idee hat, ist frei, diese beim Festival umzusetzen. Bei diesem umfangreichen Programm kann sicher jeder etwas für sich finden.

 

Andrea Drescher: Apropos
jeder – ist wirklich JEDER willkommen?

 

Malte Klingauf: Alle Menschen sind willkommen, die an einer friedlichen Zukunft interessiert sind. Das sind aktive aus der Friedensbewegung, Menschen, die nachhaltig produzieren wollen, der lokale Ökobauer, Vertreter lokaler Geldsysteme oder alternativer Medien. Nein, nicht eingeladen sind Faschisten, Rassisten und andere menschenverachtende Gruppen. Die Friedensbewegung steht für Frieden weltweit,  das lässt sich mit Rassismus nicht verbinden. Ganz klar, Aktive von Pegida laden wir als Aussteller oder Sprecher definitiv nicht ein. Als Besucher schließen wir aber erst einmal niemanden aus. Bekannte Gesichter, die als „rechts“ gelten, machen es uns zwar schwer, weil man dann leicht wieder in einen Topf geworfen werden kann. Aber jeder hat eine zweite Chance verdient. Und vielleicht bietet das Festival auch eine Gelegenheit, Vorurteile abzubauen und Brücken zu schlagen.

 

Andrea Drescher: Gab es diesbezüglich schon Gegenwind?

 

Malte Klingauf: Ja, aber wenig. In der Electro-Szene kamen die alten Vorwürfe aus der Mahnwachenzeit wieder hoch. Im Grunde ist es aber sehr gering, da wir keine reale Angriffsfläche bieten und wirklich breit aufgestellt sind.

 

Andrea Drescher: Breit aufgestellt heißt was?

 

Malte Klingauf: Es heißt, dass wir gute Kontakte zur „alten“ Friedensbewegung haben. Pax Terra Musica wird z. B. offiziell an den Ostermärschen in Berlin teilnehmen. Diese guten Beziehungen haben wir uns aktiv erarbeitet. Wir haben uns den Vertretern vorgestellt und sind auch herzlich empfangen worden. Auch mit den Organisatoren von Stopp Ramstein sind wir im engen Kontakt und unterstützen uns gegenseitig. Es gibt bei Pax Terra Musica keinen Konflikt zwischen alter und neuer Friedensbewegung. Ich muss zugeben, darauf sind wir auch ein bisschen stolz. Wir wollen ja gerade die verschiedenen Gruppen, Grüppchen, Organisation und Aktivisten wieder zusammenbringen. Wir wollen mit allen in der alternativen Szene reden, die gewaltfrei, menschenorientiert und anti-rassistisch agieren.

 

Andrea Drescher: Ist Frieden als Event der neue Weg, Menschen zu aktivieren?

 

Malte Klingauf: Ich glaube ja. Auf der einen Seite ist es ein Treffpunkt für die bereits aktiven in der Friedensbewegung, denen auf Demos oft die Zeit fehlt,  sich kennenzulernen und zu vernetzen. Junge, noch weniger aktive Menschen wollen wir über den Event-Charakter des Festivals anziehen. Sie sollen praktisch erleben, wie Friedensarbeit aussehen kann. Ich erhoffe mir, dass es zu einer breiten Vernetzung führt, so dass Aktionen im folgenden Jahr größer und koordinierter werden.

 

Andrea Drescher: Wie und wo kann man sich Karten kaufen?

 

Malte Klingauf: Die Karten gibt es auf unserer Webseite www.pax-terra-musica.de. Die Kosten betragen für Erwachsene 45 Euro, für Kinder ab 13 gibt es das Jugendticket für 30 Euro, jüngere Kinder können kostenlos teilnehmen. Das sind für drei Tage Zeltplatz und das das bunte Programm sicher keine überzogenen Eintrittspreise. Am Camping-Gelände kann sich jeder selbst verpflegen und bei den Verkaufsständen achten wir auch darauf, dass es sich jeder leisten kann.

 

Andrea Drescher: Was würdest Du Dir wünschen, wenn Du einen Wunsch frei hättest?

 

Malte Klingauf: Pax Terra Musica soll ein Erfolg werden. Damit es sich finanziert, sollten um die 3000 Menschen mit uns feiern. Wirklich froh wäre ich, wenn wir 5000 Besucher schaffen und mit der Energie dann 2018 international antreten können. Wichtig ist natürlich auch gutes Wetter – aber das ist bestellt.