Rezension:

Werden Sie Putinversteher …

Andrea Drescher hat das Buch von Thomas Röper „Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt“ gelesen und konnte sich eine Meinung über Buch, Autor und den Protagonisten bilden.

Von Published On: 23. Mai 2019Kategorien: Geopolitik, Medien & Technik

Dieser Text wurde auf Free21.org am 23.03.2019 veröffentlicht.

Wladimir Putin 2017 (Foto: Pressedienst des Präsidenten der Russischen Föderation, CC BY 4.0)

Die folgende Rezension des Buches „Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt“ von Thomas Röper ist ein Text, den ich eigentlich nicht schreiben wollte. Als mich der Verlag fragte, ob ich Interesse hätte, das zu tun, sagte ich spontan erstmal nein. Meine Freizeit dafür zu investieren, dass jemand anders Bücher verkauft, erschien mir doch als zu schräger Gedanke. Ein Interview mit Thomas Röper bei Nuoviso führte dann aber dazu, dass ich das Buch doch in die Hand nahm. Er wirkte dermaßen authentisch und gleichzeitig kompetent, dass ich neugierig auf sein Buch wurde und – wie man sieht – es entstand eine Rezension.

Zwei Aspekte vorweg, die mir an dem Buch, das mich insgesamt wirklich begeistert, nicht  gefallen. Der erste Kritikpunkt: der Umgang mit den Quellen. Dass mir das spontan auffiel, liegt vermutlich daran, dass ich mich bei Free21 engagiere, wo enorm großer Wert auf die sehr genaue Verwendung von Quellen gelegt wird. Röper gibt im Buch zwar viele Quellen an, aber nicht alle Zitate sind mit Quellenangaben belegt. Im Quellenverzeichnis sind sie nur grob den Kapiteln zugeordnet, nicht nummeriert und im Text wird kein klarer Bezug genommen. Das macht die Aussagen nicht gerade einfach nachvollziehbar – auch wenn ich sie grundsätzlich für glaubwürdig halte.

Der zweite Punkt, der mir nicht gefällt, schlägt sich in der Überschrift dieser Rezension nieder: „Werden Sie Putinversteher“. Es ist seine doch eher einseitige Darstellung der russischen Sicht auf den Präsidenten. Mir persönlich fehlen die kritischen Hinweise, die es zur Person Wladimir Putin sicher auch gibt. Ich würde mich freuen, wenn ich wüsste, welche kritischen Aussagen der Mainstream-Medien über den russischen Präsidenten auf Wahrheit beruhen – und nicht nur, welche nicht. Hier einmal Bestätigung von jemandem mit Russland-Expertise zu bekommen, wäre für mich ausgesprochen hilfreich. Themenbereiche wie z.B. die KGB-Vergangenheit kommen nur am Rande vor. Auch die Rolle Putins in den 90-iger Jahren und wie er zu seinem vermutlich auch nicht ganz unbedeutenden Vermögen gekommen ist, sind Aspekte, die man im Buch leider nicht findet.

Aber gut. Thomas Röper erhebt nicht den Anspruch einer objektiven Darstellung, sondern will dem Leser die andere, die russische Seite präsentieren. Und genau das leistet das Buch meines Erachtens nach in seriöser Art und Weise. Kurzweilig, interessant zu lesen, bietet es auch mir, die ich mich für halbwegs informiert halte, immer wieder Augenöffner, zahlreiche Dinge, von denen ich in dieser  Form mangels russischer Sprachkenntnisse noch nie etwas gelesen habe.

Das Buch ist in drei Abschnitte strukturiert: Die berühmtesten Reden Putins, die Sicht Putins auf wichtige Themen sowie Aussagen bei den Valdai-Konferenzen. Das deckt m.E. alle relevanten Aspekte ab, um einen Einblick in die Denkweise des russischen Präsidenten zu gewinnen. Die direkten Übersetzungen aus Reden und Interviews Wladimir Putins sind aussagekräftig genug. Zwischendurch eingestreute Kommentare und Hintergrund-Informationen helfen, die Aussagen entsprechend einzuordnen. Dabei sind Zitate und Zusatzinformation bzw. Kommentierung optisch klar getrennt.

Die vollständige Übersetzung des Minsker Abkommens zum Ukraine-Konflikt ist beispielsweise eine der vielen nützlichen Zusatzinformationen, die man in dem Buch findet. Ich gestehe, auch ich hatte die Details dieses Abkommens nicht mehr im Kopf und habe daher unbewusst immer wieder wahrgenommen, dass Russland das Minsker Abkommen verletzt habe. Da Russland natürlich (und zurecht) auch eigene geopolitische Interessen verfolgt, schien mir das auch gar nicht so abwegig. Das Buch macht mir und allen Lesern deutlich, dass Russland in dem Abkommen keinerlei (!) Verpflichtungen eingegangen ist und das Abkommen daher auch in keiner Form verletzen kann (!). Natürlich findet man dazu auch andere Quellen im Internet oder in der Literatur – aber genau durch solche inhaltlichen – und objektiv nachvollziehbaren – Ergänzungen kann man die Aussagen des russischen Präsidenten noch besser einordnen.

Auch auf die Art und Weise, wie Aussagen des russischen Präsidenten manipulativ dargestellt werden, geht Röper sehr nachvollziehbar ein. Wenn zwei Drittel einer Antwort aus einem Interview herausgeschnitten werden und die Antwort damit verfälscht wird, ist die in den Medien präsentierte Aussage eben nicht mehr relevant. Was die ARD zum Beispiel aus den Aussagen Putins über den Kaukasus-Krieg gemacht und gezeigt hat, ist wirklich haarsträubend.

 

links: Autor Thomas Röper (Foto: Verlag), rechts: Das Cover des Buches „Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“ von Thomas Röper, erschienen im J-K-Fischer Verlag.

 

Einige Zitate aus der Kategorie Augenöffner gefällig?

Der gemeinsame Wirtschaftsraum war keine Idee Putins – woher sie kam, erzählt er in einem Interview:

„1992 oder 1993 nahm mich der damalige Bürgermeister von St. Petersburg mit nach Bonn zu Kanzler Kohl. Und plötzlich bat Kohl alle Teilnehmer, den Raum zu verlassen, auch die Dolmetscher, und dann habe ich übersetzt. Und da habe ich das zum ersten Mal gehört von Kohl … Er sagte plötzlich: ,… ich sehe Europas Zukunft nicht ohne Russland’ … Für mich kam das völlig unerwartet … Er sagte, die USA werden sich mit der Zeit mehr und mehr um ihre eigenen Interessen kümmern und um den amerikanischen Kontinent.“

Zum Anspruch Russlands auf eine Führungsrolle in der Welt empfinde ich folgende Aussage als nachvollziehbar:

„Strebt Russland eine führende Rolle in der Welt an? Als Supermacht nein, das ist für uns nur eine Belastung, wozu also? Ich habe schon von der Taiga gesprochen. Wir haben genug damit zu tun, unser unendlich großes Land zu entwickeln, das wird noch viel Zeit und Kraft brauchen, und Ressourcen haben wir genug, wir brauchen keine fremden. Wir wollen uns bei niemandem einmischen, aber mischt Euch auch nicht bei uns ein! Führt Euch nicht als die Herren der Welt auf. So einfach ist das. Wenn Russland auf einem Gebiet einer Führungsrolle anstrebt, dann bei dem Kampf für die Einhaltung des Völkerrechts.“

Zu der Wirkung der Sanktionen sind bereits die Aussagen Röpers interessant:

„Was im Westen kaum bekannt ist: die Sanktionen haben kaum einen Effekt auf Russland gezeigt. Man orientierte sich nach Osten um und bezog von dort die Dinge, die es in Europa nicht mehr gab … Dass russische Firmen von den Finanzmärkten abgeschnitten wurden, war schon unangenehmer für Russland. … Was Russland jedoch geschadet hat, war der Verfall des Ölpreises in 2014, den Saudi-Arabien auf Druck der USA massiv gedrückt hat … Während westliche Zeitungen einen baldigen russischen Staatsbankrott vorhersagten, geschah tatsächlich das Gegenteil … Der kumulierte Effekt der Ölpreis- und Rubelkursbewegungen führte dazu, dass Russland sogar mehr Rubel für den Barrel Öl bekam und zumindest in Sachen Staatshaushalt keinerlei dramatische Probleme hatte … Die Unzufriedenheit der Bevölkerung richete sich gegen den Westen und nicht gegen die eigene Regierung. Putin hatte zwischen 2014 und 2018 die höchsten Beliebtheitswerte aller Zeiten.“

Folgende Zitate des russischen Präsidenten zum Thema Sanktionen sollten jedem zu denken geben:

Der Handel mit den USA beträgt 27 Milliarden, mit der EU sind es 440 Milliarden. Das ist ein Riesenunterschied. Unsere amerikanischen Freunde sind ja gerissene Kollegen, ich frage mich, ob sie nicht nebenbei ein paar Vorteile gegenüber Europa gewinnen wollen, wenn sie Druck auf die EU machen, sich den Sanktionen anzuschließen …

Jetzt machen Branchen im Hightech-Bereich große Sprünge nach vorne. Wir waren gezwungen, unsere Gehirne einzuschalten, anstatt einfach nur Öl und Gas zu verkaufen. Wir haben unsere Wissenschaft nach vorne gebracht, die technische Entwicklung, und es funktioniert tatsächlich. Und sehen Sie, jetzt wächst der Export aus Nicht-Bodenschätzen.

Informativ die Zitate Putins zum Konflikt in Syrien. Auch dazu zwei Beispiele, bei denen er auf die Veränderungsmöglichkeiten in Syrien und auf die Ursache der russischen Unterstützung eingeht:

„Natürlich muss es dann auch eine Transformation des politischen Systems geben, das ist selbstverständlich und wir sind bereit, darüber mit Präsident Assad zu diskutieren. Wir sind bereit, mit dem Präsidenten an dieser Transformation zu arbeiten, damit alle Menschen in Syrien spüren, dass sie Zugang zur Regierung haben, damit man aufhört, dies mit Waffen erreichen zu wollen. Aber das geht nicht von außen mit Gewalt, das ist der Punkt …

Da waren 2.500 Kämpfer aus Russland in Syrien und kämpften in den Reihen des IS und der Dschabhat-al-Nusra. Und 4.500 aus den mittelasiatischen Ländern, mit denen wir offene Grenzen haben. Wenn die alle zurückkommen, dann können die auch einfach in unser Land kommen. Das war das eine. Das andere war, dass der syrische Staat zu zerfallen drohte. Und ein so großes Territorium in den Händen von Terroristen? Das liegt ja nicht weit von unseren Grenzen. Brauchten wir ein zweites Afghanistan gleich um die Ecke? Das wäre ein sehr unterdurchschnittliches Vergnügen gewesen.“

Mit diesem Bonmot des russischen Präsidenten möchte ich die Rezension beenden und jedem, der sich für russische Politik interessiert, aber selbst kein Russisch spricht, ans Herz legen, das Buch zu kaufen. Für mich hat sich das Lesen gelohnt, und es war mir – trotz der eingangs erwähnten Kritikpunkte – ein Vergnügen, diese Rezension zu schreiben.

 

 

 

Rezension:

Werden Sie Putinversteher …

Andrea Drescher hat das Buch von Thomas Röper „Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt“ gelesen und konnte sich eine Meinung über Buch, Autor und den Protagonisten bilden.

Von Published On: 23. Mai 2019Kategorien: Geopolitik, Medien & Technik

Dieser Text wurde auf Free21.org am 23.03.2019 veröffentlicht.

Wladimir Putin 2017 (Foto: Pressedienst des Präsidenten der Russischen Föderation, CC BY 4.0)

Die folgende Rezension des Buches „Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt“ von Thomas Röper ist ein Text, den ich eigentlich nicht schreiben wollte. Als mich der Verlag fragte, ob ich Interesse hätte, das zu tun, sagte ich spontan erstmal nein. Meine Freizeit dafür zu investieren, dass jemand anders Bücher verkauft, erschien mir doch als zu schräger Gedanke. Ein Interview mit Thomas Röper bei Nuoviso führte dann aber dazu, dass ich das Buch doch in die Hand nahm. Er wirkte dermaßen authentisch und gleichzeitig kompetent, dass ich neugierig auf sein Buch wurde und – wie man sieht – es entstand eine Rezension.

Zwei Aspekte vorweg, die mir an dem Buch, das mich insgesamt wirklich begeistert, nicht  gefallen. Der erste Kritikpunkt: der Umgang mit den Quellen. Dass mir das spontan auffiel, liegt vermutlich daran, dass ich mich bei Free21 engagiere, wo enorm großer Wert auf die sehr genaue Verwendung von Quellen gelegt wird. Röper gibt im Buch zwar viele Quellen an, aber nicht alle Zitate sind mit Quellenangaben belegt. Im Quellenverzeichnis sind sie nur grob den Kapiteln zugeordnet, nicht nummeriert und im Text wird kein klarer Bezug genommen. Das macht die Aussagen nicht gerade einfach nachvollziehbar – auch wenn ich sie grundsätzlich für glaubwürdig halte.

Der zweite Punkt, der mir nicht gefällt, schlägt sich in der Überschrift dieser Rezension nieder: „Werden Sie Putinversteher“. Es ist seine doch eher einseitige Darstellung der russischen Sicht auf den Präsidenten. Mir persönlich fehlen die kritischen Hinweise, die es zur Person Wladimir Putin sicher auch gibt. Ich würde mich freuen, wenn ich wüsste, welche kritischen Aussagen der Mainstream-Medien über den russischen Präsidenten auf Wahrheit beruhen – und nicht nur, welche nicht. Hier einmal Bestätigung von jemandem mit Russland-Expertise zu bekommen, wäre für mich ausgesprochen hilfreich. Themenbereiche wie z.B. die KGB-Vergangenheit kommen nur am Rande vor. Auch die Rolle Putins in den 90-iger Jahren und wie er zu seinem vermutlich auch nicht ganz unbedeutenden Vermögen gekommen ist, sind Aspekte, die man im Buch leider nicht findet.

Aber gut. Thomas Röper erhebt nicht den Anspruch einer objektiven Darstellung, sondern will dem Leser die andere, die russische Seite präsentieren. Und genau das leistet das Buch meines Erachtens nach in seriöser Art und Weise. Kurzweilig, interessant zu lesen, bietet es auch mir, die ich mich für halbwegs informiert halte, immer wieder Augenöffner, zahlreiche Dinge, von denen ich in dieser  Form mangels russischer Sprachkenntnisse noch nie etwas gelesen habe.

Das Buch ist in drei Abschnitte strukturiert: Die berühmtesten Reden Putins, die Sicht Putins auf wichtige Themen sowie Aussagen bei den Valdai-Konferenzen. Das deckt m.E. alle relevanten Aspekte ab, um einen Einblick in die Denkweise des russischen Präsidenten zu gewinnen. Die direkten Übersetzungen aus Reden und Interviews Wladimir Putins sind aussagekräftig genug. Zwischendurch eingestreute Kommentare und Hintergrund-Informationen helfen, die Aussagen entsprechend einzuordnen. Dabei sind Zitate und Zusatzinformation bzw. Kommentierung optisch klar getrennt.

Die vollständige Übersetzung des Minsker Abkommens zum Ukraine-Konflikt ist beispielsweise eine der vielen nützlichen Zusatzinformationen, die man in dem Buch findet. Ich gestehe, auch ich hatte die Details dieses Abkommens nicht mehr im Kopf und habe daher unbewusst immer wieder wahrgenommen, dass Russland das Minsker Abkommen verletzt habe. Da Russland natürlich (und zurecht) auch eigene geopolitische Interessen verfolgt, schien mir das auch gar nicht so abwegig. Das Buch macht mir und allen Lesern deutlich, dass Russland in dem Abkommen keinerlei (!) Verpflichtungen eingegangen ist und das Abkommen daher auch in keiner Form verletzen kann (!). Natürlich findet man dazu auch andere Quellen im Internet oder in der Literatur – aber genau durch solche inhaltlichen – und objektiv nachvollziehbaren – Ergänzungen kann man die Aussagen des russischen Präsidenten noch besser einordnen.

Auch auf die Art und Weise, wie Aussagen des russischen Präsidenten manipulativ dargestellt werden, geht Röper sehr nachvollziehbar ein. Wenn zwei Drittel einer Antwort aus einem Interview herausgeschnitten werden und die Antwort damit verfälscht wird, ist die in den Medien präsentierte Aussage eben nicht mehr relevant. Was die ARD zum Beispiel aus den Aussagen Putins über den Kaukasus-Krieg gemacht und gezeigt hat, ist wirklich haarsträubend.

 

links: Autor Thomas Röper (Foto: Verlag), rechts: Das Cover des Buches „Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“ von Thomas Röper, erschienen im J-K-Fischer Verlag.

 

Einige Zitate aus der Kategorie Augenöffner gefällig?

Der gemeinsame Wirtschaftsraum war keine Idee Putins – woher sie kam, erzählt er in einem Interview:

„1992 oder 1993 nahm mich der damalige Bürgermeister von St. Petersburg mit nach Bonn zu Kanzler Kohl. Und plötzlich bat Kohl alle Teilnehmer, den Raum zu verlassen, auch die Dolmetscher, und dann habe ich übersetzt. Und da habe ich das zum ersten Mal gehört von Kohl … Er sagte plötzlich: ,… ich sehe Europas Zukunft nicht ohne Russland’ … Für mich kam das völlig unerwartet … Er sagte, die USA werden sich mit der Zeit mehr und mehr um ihre eigenen Interessen kümmern und um den amerikanischen Kontinent.“

Zum Anspruch Russlands auf eine Führungsrolle in der Welt empfinde ich folgende Aussage als nachvollziehbar:

„Strebt Russland eine führende Rolle in der Welt an? Als Supermacht nein, das ist für uns nur eine Belastung, wozu also? Ich habe schon von der Taiga gesprochen. Wir haben genug damit zu tun, unser unendlich großes Land zu entwickeln, das wird noch viel Zeit und Kraft brauchen, und Ressourcen haben wir genug, wir brauchen keine fremden. Wir wollen uns bei niemandem einmischen, aber mischt Euch auch nicht bei uns ein! Führt Euch nicht als die Herren der Welt auf. So einfach ist das. Wenn Russland auf einem Gebiet einer Führungsrolle anstrebt, dann bei dem Kampf für die Einhaltung des Völkerrechts.“

Zu der Wirkung der Sanktionen sind bereits die Aussagen Röpers interessant:

„Was im Westen kaum bekannt ist: die Sanktionen haben kaum einen Effekt auf Russland gezeigt. Man orientierte sich nach Osten um und bezog von dort die Dinge, die es in Europa nicht mehr gab … Dass russische Firmen von den Finanzmärkten abgeschnitten wurden, war schon unangenehmer für Russland. … Was Russland jedoch geschadet hat, war der Verfall des Ölpreises in 2014, den Saudi-Arabien auf Druck der USA massiv gedrückt hat … Während westliche Zeitungen einen baldigen russischen Staatsbankrott vorhersagten, geschah tatsächlich das Gegenteil … Der kumulierte Effekt der Ölpreis- und Rubelkursbewegungen führte dazu, dass Russland sogar mehr Rubel für den Barrel Öl bekam und zumindest in Sachen Staatshaushalt keinerlei dramatische Probleme hatte … Die Unzufriedenheit der Bevölkerung richete sich gegen den Westen und nicht gegen die eigene Regierung. Putin hatte zwischen 2014 und 2018 die höchsten Beliebtheitswerte aller Zeiten.“

Folgende Zitate des russischen Präsidenten zum Thema Sanktionen sollten jedem zu denken geben:

Der Handel mit den USA beträgt 27 Milliarden, mit der EU sind es 440 Milliarden. Das ist ein Riesenunterschied. Unsere amerikanischen Freunde sind ja gerissene Kollegen, ich frage mich, ob sie nicht nebenbei ein paar Vorteile gegenüber Europa gewinnen wollen, wenn sie Druck auf die EU machen, sich den Sanktionen anzuschließen …

Jetzt machen Branchen im Hightech-Bereich große Sprünge nach vorne. Wir waren gezwungen, unsere Gehirne einzuschalten, anstatt einfach nur Öl und Gas zu verkaufen. Wir haben unsere Wissenschaft nach vorne gebracht, die technische Entwicklung, und es funktioniert tatsächlich. Und sehen Sie, jetzt wächst der Export aus Nicht-Bodenschätzen.

Informativ die Zitate Putins zum Konflikt in Syrien. Auch dazu zwei Beispiele, bei denen er auf die Veränderungsmöglichkeiten in Syrien und auf die Ursache der russischen Unterstützung eingeht:

„Natürlich muss es dann auch eine Transformation des politischen Systems geben, das ist selbstverständlich und wir sind bereit, darüber mit Präsident Assad zu diskutieren. Wir sind bereit, mit dem Präsidenten an dieser Transformation zu arbeiten, damit alle Menschen in Syrien spüren, dass sie Zugang zur Regierung haben, damit man aufhört, dies mit Waffen erreichen zu wollen. Aber das geht nicht von außen mit Gewalt, das ist der Punkt …

Da waren 2.500 Kämpfer aus Russland in Syrien und kämpften in den Reihen des IS und der Dschabhat-al-Nusra. Und 4.500 aus den mittelasiatischen Ländern, mit denen wir offene Grenzen haben. Wenn die alle zurückkommen, dann können die auch einfach in unser Land kommen. Das war das eine. Das andere war, dass der syrische Staat zu zerfallen drohte. Und ein so großes Territorium in den Händen von Terroristen? Das liegt ja nicht weit von unseren Grenzen. Brauchten wir ein zweites Afghanistan gleich um die Ecke? Das wäre ein sehr unterdurchschnittliches Vergnügen gewesen.“

Mit diesem Bonmot des russischen Präsidenten möchte ich die Rezension beenden und jedem, der sich für russische Politik interessiert, aber selbst kein Russisch spricht, ans Herz legen, das Buch zu kaufen. Für mich hat sich das Lesen gelohnt, und es war mir – trotz der eingangs erwähnten Kritikpunkte – ein Vergnügen, diese Rezension zu schreiben.